Leitlinien zum Meistern der Energiewende
Für die anstehenden Transformationsprozesse bei Klimaschutz und Energiewende nimmt das Handwerk eine Schlüsselrolle ein. Rund 5,6 Millionen Handwerkerinnen und Handwerker arbeiten jeden Tag daran, die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Damit das Handwerk sein ganzes Potenzial entfalten kann, braucht es wettbewerbsfähige, mittelstandsgerechte Rahmenbedingungen und ein gesellschaftliches Umdenken. Hierzu ist zuvorderst ein energiepolitisches Gesamtkonzept zu erarbeiten. Leitlinien hierfür hat das Handwerk formuliert.
Handwerk ist der Schlüssel zur Energiewende – in doppelter Hinsicht
Deutschland will bis 2030 seine Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren – und bis 2045 die Klimaneutralität erreicht haben. Das Handwerk unterstützt diese politische Zielsetzung. Dabei nimmt es eine Doppelrolle ein: Einerseits ist das Handwerk selbst Energieverbraucher, andererseits spielt es bei der Umsetzung der Energiewende eine zentrale Rolle: In den nächsten Jahren müssen große Mengen an Solarmodulen installiert, Windräder aufgestellt, Gebäude gedämmt und Heizungen ausgetauscht werden. Für den Ersatz von Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren durch Elektrofahrzeuge ist der entschlossene Ausbau der Ladeinfrastruktur erforderlich. Die Betriebe stehen bereit für diese Herkulesaufgabe.
Das Handwerk ist der Schlüssel zur Energiewende und nimmt dabei eine Doppelrolle ein: Die Betriebe sind Umsetzer und Gestalter, sie sind aber auch Betroffene und müssen sich selbst transformieren. Um die Energiewende zu schaffen, muss die Politik das gesamte Handwerk mitnehmen.
Was wir brauchen
Deutschland braucht ein energiepolitisches Gesamtkonzept, das die besondere Rolle des Handwerks wirksam berücksichtigt und die Betriebe nachhaltig stärkt. Sie brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, Planungssicherheit sowie eine wettbewerbsfähige, sichere und nachhaltige Energieversorgung.
Dafür müssen in der Energiepolitik jetzt auf den folgenden Handlungsfeldern die richtigen Weichen gestellt werden:
Energieversorgung sichern
Energie ist der sprichwörtliche Treibstoff für die Wirtschaft. Sie muss in ausreichendem Maße verlässlich zur Verfügung stehen, die entsprechende „Grundlastfähigkeit“ beim Energieangebot also gewährleistet werden. Die jüngsten geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen haben das europäische Energieversorgungsnetz unter Druck gesetzt. Um die Versorgung zu sichern, muss das Angebot erweitert, die technische Infrastruktur zügig ausgebaut und angepasst werden. Es gilt, den notwendigen Hochlauf bei den erneuerbaren Energien zu erreichen, einen funktionierenden EU-Energiebinnenmarkt zu schaffen und eine sichere Import-Strategie für nicht-heimische Energieträger zu entwickeln. Insgesamt brauchen wir zur Sicherung der Energieversorgung eine pragmatischere Politik.
Forderungen des Handwerks:
Für wettbewerbsfähige Energiekosten sorgen
Damit die Betriebe wettbewerbsfähig bleiben, sind sie auf dauerhaft bezahlbare Energiepreise angewiesen. Einseitige Privilegierungen bei den Energiekosten verbieten sich, sie sind kontraproduktiv und wettbewerbsverzerrend. Vielmehr braucht es ein Strommarktdesign aus einem Guss – ein energiepolitisches Gesamtkonzept, das alle Dimensionen mitdenkt und die Dynamik des Marktes wirken lässt. Bis dieses steht, kann eine zeitlich befristete Preislösung sinnvoll sein. Doch dürfen gedeckelte Energiepreise nicht nur selektiv einigen Unternehmen zugutekommen.
Forderungen des Handwerks:
Betriebliche Energieeffizienz steigern – Energetische Gebäudesanierung vorantreiben
Für den Erfolg der Energiewende müssen wir weniger Energie verbrauchen. 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und 30 Prozent der CO₂-Emissionen werden in Deutschland durch den Betrieb von Gebäuden verursacht. Bestandsgebäude brauchen dabei für Raumwärme und Warmwasserbereitung ein Vielfaches dessen, was heute technisch möglich ist. Energetische Sanierungen von Gebäudehülle sowie moderne Gebäudetechnik bieten damit ein enormes Potential, das schnell gehoben werden muss. Das Handwerk bietet in diesem Bereich passgenaue Lösungen für eine Wärmewende aus einem Guss, etwa durch passfähige Wärmedämmungen oder Heizanlagen.
Forderungen des Handwerks:
Verlässliche Förderung auf stabilem Niveau schaffen
Der überwiegende Anteil der notwendigen Investitionen für die Energiewende muss von der Wirtschaft und den Bürgern geschultert werden. Um diese zu entlasten und die richtigen Investitionsanreize zu schaffen, braucht es ein ganzheitliches und verlässliches Förderkonzept auf angemessenem Niveau sowie zusätzliche steuerliche Anreize. Förderpolitik muss technologieoffen und mit dem ordnungsrechtlichen Rahmen eng verzahnt sein. Dagegen sorgt eine Förderpolitik nach „Haushaltslage“ und dem „Windhundprinzp“ für Verunsicherung sowie Investitionszurückhaltung und ist daher zu vermeiden.
Forderungen des Handwerks:
Kompetenzen des Fachhandwerks besser nutzen
Handwerkerinnen und Handwerker sind für die Zukunft unseres Landes unverzichtbar. Handwerk ist entscheidend für die wohnortnahe Versorgung mit Lebensmitteln sowie Gesundheits- und körpernahen Dienstleistungen. Ohne Handwerk kein Smart Home, keine Inbetriebnahme Erneuerbarer Energien, keine Wärmedämmung und keine modernen Mobilitätstechniken. Wer die Energiewende will, muss das Handwerk stärken: Die Betriebe brauchen faire, mittelstandsgerechte Rahmenbedingungen, eine gesicherte Fachkräftebasis, ein „Deutschland-Tempo“ bei Planungs- und Genehmigungsverfahren und ein echtes Belastungsmoratorium.
Forderungen des Handwerks:
Positionspapier zum Herunterladen
Stand: 6. März 2024
Klimahandwerk – Klimaschutz als Beruf
Für die anstehenden Transformationsprozesse beim Klimaschutz und bei der Energie- und Mobilitätswende nimmt das Handwerk eine Schlüsselrolle ein.