"Das Wichtigste ist die Ehrlichkeit gegenüber den Kunden"
Jede Generation geht ihren eigenen Weg. Das war schon immer das Motto der Unternehmerfamilie Handrick. Uhrmacher Carsten Handrick führt den Familienbetrieb in dritter Generation. Dazu gehören zwei Geschäfte in Spremberg, eigenem Bekunden nach die Perle der Lausitz. In den Laden in der Langen Straße werden Uhren repariert und restauriert. Hier konzentriert man sich auf die handwerkliche Arbeit und Dienstleistung. In dem Laden in der Dresdener Straße 6 dreht sich alles um Gravuren, Vereinsbedarf (Pokale, Ehrengeschenke usw.).
Dieses Geschäftsfeld hat Carsten Handrick mit seiner Frau, einer gelernten Werkzeugmacherin, in den vergangenen 20 Jahren stark ausgebaut. „Wir haben einiges in moderne CNC-, Fräs- und Lasergravurtechnik investiert. Damit ist die Bearbeitung verschiedenster Materialien, wie Gold, Silber, Zinn, Edelstahl und Titan sowie Glas, Holz und Kunststoff möglich“, sagt der 52-Jährige. Es zahlt sich aus, das Geschäft auf eine breitere Basis zu stellen.
Intensive Pflege und Wartung
Das Steckenpferd von Carsten Handrick sind historische Großuhren. Neun Pflege- und Wartungsverträge hat er in diesem Nischensegment. Die Turmuhr auf dem Gerichtsberg in Cottbus, dessen Geschichte im 8. Jahrhundert begann, zählt auch dazu. Sie ist für ihn ein Prestigeobjekt.
„Öffentliche Uhren haben für mich oberste Priorität“, so Carsten Handrick. „Sie müssen immer korrekt die Uhrzeit anzeigen. Die Menschen verlassen sich darauf.“ Wenn eine mal stehen bleibt, lässt er alles stehen und liegen, um sie wieder in Gang zu setzen. Selbst am ersten Weihnachtsfeiertag ist er ausgerückt, um die Mechanik der Turmuhr in Klein Loitz wieder in Schwung zu bringen. Dank intensiver Pflege und Wartung tendieren die Ausfallzeiten der Turmuhren gegen Null. Über viele Jahre hat er sich das Wissen von Großuhren angeeignet. Die Vorprägung für das Handwerk an sich erfolgte durch seine Vorfahren.
Hoher Stellenwert
Am 1. Oktober 1920 gründete Großvater Herbert Handrick eine Uhrmacherwerkstatt in Spremberg-Süd. Zu jener Zeit hatten Uhren einen hohen Stellenwert. Sie waren ein richtiger Wertgegenstand. Vereinfacht gesagt: Man hat sie zur Konfirmation bekommen und bis zum Tode bewahrt. Davon profitierte der kleine Handwerksbetrieb. Es gab viel zu reparieren. Wohl dem, der sein Handwerk gelernt hatte.
In den 20er-Jahren zog das Geschäft auf den Spremberger Markplatz. Im Krieg brannte das Gebäude aus. Heute befindet sich der Betrieb in der Langen Straße 13 im Zentrum der Stadt. In den 50er- Jahren übernahm Uhrmachermeister Hans-Joachim Handrick die Geschäfte und prägte die Geschichte rund fünf Jahrzehnte. In diesem Zeitraum wurden neun Lehrlinge ausgebildet. Einer von ihnen, Uhrmachermeister Ewald Buchler, arbeitet heute noch hin und wieder im Betrieb mit. Auf seine handwerklichen Fähigkeiten kann sich Carsten Handrick zu jeder Zeit stets verlassen. „Wir hatten schon immer ein ganz besonderes Verhältnis zu unseren Lehrlingen und den Mitarbeitern“, erzählt Carsten Handrick. Das zeichnet einen Handwerksbetrieb aus.
Vorliebe für große Zahnräder
Er selbst wollte ursprünglich nichts mit Uhren zu tun haben und entschied sich für eine Lehre als Schlosser in einem Industriebetrieb. Dort entwickelte er seine Vorliebe für große Zahnräder, sattelte nach der NVA-Zeit im Oktober 1988 eine Lehre zum Uhrmacher in Elsterwerda drauf. 1991 stieg er dann in den Familienbetrieb ein. Seit dem 1. Januar 2000 trägt Carsten Handrick die volle Verantwortung für das Unternehmen.
Mit seiner Frau und ihm arbeiten vier Vollzeitkräfte im Betrieb. Ganz wichtig war ihm bei der Nachfolge, dass er frei agieren kann. „Jede Generation unserer Familie ist ihren ganz eigenen Weg gegangen. So war es immer und so ist es noch heute“, resümiert der Handwerker. Letztlich entscheidet der Markt über den Erfolg eines Unternehmens. Da müsse man sich immer wieder anpassen. „Das Wichtigste aber ist die Ehrlichkeit gegenüber den Kunden.“
Diese Story erschien zuerst bei der Handwerkskammer Cottbus.