Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Feinstes Handwerk im "Endorphine Studio"

Konditormeisterin Gina von der Weth leitet das "Endorphine Studio" in Heidelberg und kreiert exklusive Torten und Pralinen. Als Schokoladensommeliere und Dozentin teilt sie ihre Expertise mit innovativen Ideen wie "Schokoladenkaviar".
Konditorin mit Torte.

Sie bringt alle Eigenschaften mit, bei denen Chefinnen und Chefs leuchtende Augen bekommen: hohe Motivation, große Kreativität, Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen die Nerven zu behalten. Doch die junge Konditormeisterin macht längst ihr eigenes Ding. Sie führt mit 23 Jahren ihr "Endorphine Studio - Luxury Cake and Chocolate ". Dort arbeitet sie konzentriert und kreativ. Die junge Frau gibt sich ihrer Passion für Schokolade und feine Teigen hin, zaubert Pralinen, Torten und Kuchen in höchster Qualität. Sie hat das Studio Ende 2023 frisch eröffnet im Heidelberger Wohnviertel Neuenheim. Der Stadtteil gehört zu den attraktivsten Quartieren in der Stadt am Neckar, auch weil er sich einen fast dörflichen Charakter erhalten hat. In den Gründerzeithäusern werden Haare geschnitten und Speisen kredenzt und es eröffnen kleine Spezialgeschäfte, bei denen sichtbar ist, dass die Betreiber eine Extraportion Elan mitbringen, um besondere Erlebnisse zu schaffen. Genau das richtige Umfeld für eine ambitionierte junge Konditormeisterin.

Bewusst auf das Abi verzichtet, um schneller Handwerkerin zu sein

Konditorin am Dekorieren des Gebäcks.

Gina von der Weth ist in Nürnberg aufgewachsen und hat dort ihre Ausbildung zur Konditorin absolviert. Einen anderen Berufswunsch gab es nicht. Sie verzichtete bewusst auf das Abitur. "Ich war mir so sicher, was ich wollte. Also dachte ich, ich verliere keine Zeit mit dem Abi. Dann starte ich früh im Handwerk", erzählt sie und schmunzelt, wenn sie sich daran erinnert, wie sie in der Berufsberatung davon überzeugt werden sollte, im Job etwas mit Mathe und Sprachen zu machen. Schon damals zeigte sie sich "dickschädelig", wie sie es nennt. Eine Eigenschaft, die ihr auf ihrem weiteren beruflichen Weg zupasskommen sollte. Denn als sie als 17-Jährige ihre Ausbildung zur Konditorin in einem Café beginnt, ahnt sie nicht, dass betriebliche Gründe es erfordern, gleich zweimal den Ausbildungsbetrieb zu wechseln. Gleich nach der Gesellenprüfung übernimmt sie gemeinsam mit einer Kollegin die Leitung der Konditoreiabteilung. In der Ausbildung wie auch als Angestellte hat die junge Konditorin gemischte Erfahrungen gemacht: "Wenn mein Betrieb sich so gut entwickelt, wie ich mir das vorstelle, werde ich als Ausbilderin wertschätzend und ermutigend mit Auszubildenden umgehen. Ich hoffe, ich kann dann meine Leidenschaft für gute Produkte und mein Handwerk weitergeben."

Ich möchte attraktive Arbeitsplätze schaffen, Menschen sollen sich im Handwerk entfalten können, dazu möchte ich ermutigen.

Gute Produkte und handgemachte Unikate

Da sie nur Gutes über die Meisterausbildung in Heidelberg gehört hatte, kam Gina von der Weth an den Neckar. Wie auch die vielen Studentinnen und Studenten in der Stadt, stand sie vor der Herausforderung, ein Dach über dem Kopf zu finden – sie teilte ihre WG schließlich mit neun Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. "Zehner-WG, auch eine spezielle Erfahrung", sagt sie knapp und schwärmt lieber davon, wie interessant es war, ihre Meisterinnenausbildung in Vollzeit zu absolvieren. Gleichzeitig arbeitete sie ihren Plan für die Selbstständigkeit aus: "Ich wusste zwar, dass ich neue Wege gehen will, aber dafür musste ich für mich klarziehen, was kann und will ich leisten, für wen sind meine Produkte und was kann mein Markenkern sein." Und wie sieht ihr neuer Weg aus? "Ich setze auf hohe Qualität der Produkte und auf individuelle Beratung. Nehmen wir das Beispiel eines Hochzeitspaares. Gab es früher den Wunsch nach einer riesigen, opulenten Hochzeitstorte, möchten viele Paare heute lieber eine kleinere Torte. Die Tradition des Anschneidens ist ihnen noch wichtig, aber die Dimension darf gerne kleiner sein. Sehr beliebt sind bei meinen Kundinnen und Kunden sogenannte Sweet-Table-Menüs. Das ist eine Auswahl an Petit Fours. Für die Kreation orientiere ich mich am Raum, an der Dekoration oder ich spreche mich mit der Floristik ab." Gina von der Weth setzt nicht auf den schnellen Zuckerschock, sondern auf gute Rohstoffe und individuelle Produkte.

Ich setze darauf, möglichst nachhaltig zu arbeiten, keine Ressourcen zu verschwenden.

Schokoladendozentin gibt ihr Wissen weiter

Kugwln, angefertigt von einer Konditorin.

Die junge Unternehmerin registriert, dass sich viele ihrer Kundinnen und Kunden im Internet Anregungen holen. Sie selbst hat sich als Jugendliche durch YouTube-Videos inspirieren lassen. "Wenn jemand bei mir eine Torte bestellt, frage ich viele persönliche Details ab und versuche, mich in die Gedanken- und Gefühlswelt einzudenken", beschreibt sie ihre Vorgehensweise. Als etwa ein Ehepaar eine Torte in Auftrag gab, registrierte sie, wie der Ehemann seine Frau liebevoll als "meine kleine Perle" bezeichnete. Da lag die Deko-Empfehlung für die Torte nahe.

Die junge Unternehmerin schafft zudem das Kunststück, ihr Know-how weiterzugeben. Denn nach der Meisterinnenausbildung hat sie sich weitere Expertise angeeignet. In Zusammenarbeit mit der Chocolate Academy Köln und der Weinheimer Backakademie hat sie sich zur Schokoladensommeliere ausbilden lassen. Aktuell ist sie unter den 76 deutschen Expertinnen und Experten für Schokolade das Nesthäkchen. In ihrer Projektarbeit entwickelte sie allerfeinsten "Schokoladenkaviar". Für die 23-Jährige sind die kleinen Kügelchen "die innovativste und qualitativ beste Art, Schokolade zu genießen". Ihr Know-how hat sich die Handwerkskammer Bayreuth bereits gesichert. Dort steckt die High-Performerin als Schokoladendozentin junge Fachkräfte mit ihrer Leidenschaft an.

Jahrbuch 2024

Diese Handwerk-Story wurde zuerst im ZDH-Jahrbuch 2024 veröffentlicht. Das Jahrbuch zeigt unter dem Moitto "Neu denken. Zeit, zu machen." viele Positivbeispiele von Handwerkerinnen und Handwerkern in den Bereichen Transformation, Digitalisierung, Innovation und Gesellschaft.

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