Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Garantie für Glück und saubere Luft

Julia Bothur ist Schornsteinfegermeisterin, Maschinenbauingenieurin, Bauschutztechnikerin und Gebäudeenergieberaterin. Sie tritt mit Leib und Seele als Botschafterin für das Schornsteinfegerhandwerk auf.
Schornsteinfegerin Julia Bothur auf einem Hausdach.

Sie hat den "schönsten Beruf der Welt". Das zeigt sie gern – vor allem jungen Leuten in den sozialen Medien. Unter @schornsteinfegerin_julia nimmt Schornsteinfegermeisterin Julia Bothur ihre gut 4.000 Followerinnen und Follower bei Instagram mit aufs Dach oder hinab in Kellerräume. Hier zeigt sie, dass es nicht nur für die Allgemeinheit wichtig ist, eine Heizungsanlage zu warten, sondern auch ein verantwortungsvoller Job. Julia Bothur aus Bochum tritt mit Leib und Seele als Botschafterin des Schornsteinfegerhandwerks auf – offen, sympathisch und voller Power.

Pressesprecherin und erste Vorständin im Bundesverband

Kraft und Energie braucht sie auch für ihr Pensum. Denn die 40-Jährige, die nach ihrer handwerklichen Ausbildung eine akademische als Maschinenbauingenieurin abschloss, führt nicht nur einen Kehrbezirk in Herne, in dem sie momentan einen Lehrling ausbildet, sie engagiert sich auch als erste Vorständin im Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Dort ist sie für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig – eine Aufgabe,die ihr ebenso viel Spaß macht wie ihr Handwerk, denn Julia Bothur ist ein Kommunikationstalent. Für die Handwerkskammer Dortmund zeigte sie Gesicht in der Kampagne "Starke Frauen. Starkes Handwerk": Golden glänzen die Knöpfe ihrer Zunftkleidung, ihre gepflegten roten Fingernägel und ihre langen Haare unter dem Zylinder signalisieren, dass Handwerk und Weiblichkeit sich nicht ausschließen.

Berufsbild im Wandel

Schornsteinfegerin Julia Bothur mondiert einen Rauchmelder.

Warum ist ihr Beruf der Schönste der Welt? Schornsteinfegerin Julia rattert die Punkte nur so runter: "Es ist abwechslungsreich, ich bin nah bei den Menschen, habe gleichzeitig aber auch mit technisch anspruchsvollen Fragen zu tun. Nicht zuletzt ist meine Arbeit gut für die Allgemeinheit, denn wir sorgen für Sicherheit und dafür, dass weniger Luftschadstoffe in die Umwelt entweichen." Sie mag es, mit ihrem Kundenkreis auch über private Dinge zu sprechen. Sie hört nach, wie es den Kindern oder Enkeln geht, und sie antwortet auf persönliche Fragen, etwa nach dem Befinden ihres kranken Hundes. "Aber natürlich bin ich vor allem gefragt als Expertin im Bereich des Brandschutzes, der Energieeinsparung oder der Betriebssicherheit von Feuerstätten und Kaminen. Unser Know-how ist in der Beratung gefragt, denn wir aus dem Schornsteinfeger-Handwerk beraten neutral." Die Heizungswende, der technische Fortschritt und neue Möglichkeiten verändern dabei auch das eigene Berufsbild: "Viele Kunden stellen Fragen nach der richigen Heizung und nach Wärmepumpen. Die Energieberatung nimmt immer mehr an Bedeutung zu."

Das Handwerk als Familientradition

Julia Bothurs Tag müsste eigentlich mehr als 24 Stunden haben, denn die 40-Jährige führt nicht nur den eigenen Betrieb und beatwortet Presseanfragen für den Bundesvorstand, sie ist auch Dozentin an der Schornsteinfegerakademie in Dülmen (NRW). Alles spannende Aufgaben, sagt sie, aber das Beste sei schon das großartige Gefühl der Freiheit, auf dem Dach kurz einmal über den Dingen zu stehen und dem Himmel nah zu sein. "Das macht das Herz weit", sagt Julia Bothur. Sie hat dieses einmalige Gefühl schon als Kind gespürt, als sie ihren Vater manchmal bei der Arbeit begleitete. "Ich habe von Klein auf mitbekommen, dass Schornsteinfeger ein guter Beruf ist, denn mein Vater war immer glücklich und hat viel von der Arbeit erzählt. Auch meine Schwester ist Schornsteinfegerin, sie hat einen Schornsteinfeger geheiratet", erzählt Julia Bothur. Also eine Schornsteinfeger-Dynastie? "Wir sind auf einem guten Weg, inzwischen startet meine Nichte ihre Ausbildung zur Schornsteinfegerin. Für sie ist es ähnlich wie damals bei mir Sie sieht ihre Eltern und ihre Tante zufrieden bei der Arbeit." Ganz schön smart sei die Nichte. "Schließlich macht unser Beruf Deutschland zukunftsfit. Wir kümmern uns um den Erhalt der Betriebs- und Brandsicherheit, um Umwelt- und Klimaschutz, um die Raumluftqualität und um Energieeffizienz", sagt Julia Bothur. Transformationsprozesse im Handwerk auszugestalten, findet sie spannend: "Ich erinnere mich noch gut daran, wie mein Vater mit Karteikärtchen gearbeitet hat – und heute stehe ich mit Tablet und Handy auf dem Dach oder im Keller und speichere alles in der Cloud. Und der technische Fortschritt ist nicht zu stoppen. Dafür brauchen wir gute Nachwuchskräfte. Wer neugierig ist, sich offen für neue Technik zeigt und sinnstftend zum Wohle aller arbeiten will, ist bei uns richtig", wirbt sie für ihre Zunft.

"Natürlich packe ich die Zukunft in meinem Betrieb genauso an, wie ich das jetzt in der Gegenwart tue: Wir arbeiten im Team, wir bilden uns ständig weiter und für uns stehen die Kundinnen und Kunden an erster Stelle."
Julia Bothur

Nachwuchs gesucht

Schornsteinfegerin Julia Bothur reinigt zusammen mit einer Auszubildenden einen Schornstein.

Wie technisch begabt muss eigentlich jemand sein, der sich für dieses Handwerk interessiert? "Wir sagen immer, es braucht technisches Grundverständnis. Und Mathe sollte man auch mögen", lautet Julia Bothurs Antwort. "Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich beides aneignen kann. So war das auch bei mir. Ich habe mir vieles erarbeitet, es war nicht so, dass mir alles zugeflogen ist." Dass sie heute selbst Mathe für Schornsteinfeger unterrichtet, hätte sie sich als Schülerin nicht träumen lassen.

Einfach machen, so lautete stets ihre Devise. Das gilt auch für ihr Engagement als Vorständin im Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Noch ist sie allein unter Männern, aber das werde sich in absehbarer Zukunft ändern. "Es wird einen Generationenwechsel und auch mehr Frauen geben", schätzt Julia Bothur. Ihr Beruf lässt sich gut mit einer Familie vereinbaren. "Man kann ja die Termine mit den Kunden so legen, wie es einem passt. Und wann man die Büroarbeit anpackt, kann man auch selbst organisieren."Wie man Beruf und Familie unter den Schornsteinfegerzylinder bekommt, interessiert mittlerweile nicht nur die Frauen, sondern auch Männer. Dank technischer Tools sei zumindest der Papierkram einfacher geworden, lacht Schornsteinfegerin Julia.

Jahrbuch 2024

Diese Handwerk-Story wurde zuerst im ZDH-Jahrbuch 2024 veröffentlicht. Das Jahrbuch zeigt unter dem Moitto "Neu denken. Zeit, zu machen." viele Positivbeispiele von Handwerkerinnen und Handwerkern in den Bereichen Transformation, Digitalisierung, Innovation und Gesellschaft.

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