Smart, smarter, Klimahandwerk
Es sind nur kleine Details, leicht zu übersehen: im versenkten Kästchen der Schlüssel, den man nicht mehr ins Schloss stecken muss; der intelligente Bewegungsmelder an der Wand; die sanft leuchtende Steuerung im Wohnzimmer. Dennis Frensemeier, 30 Jahre jung, sportlich in Jeans und Sweatshirt, drückt ein paar Mal auf einen vermeintlichen Lichtschalter – und auf dem Spiegel im Flur tauchen plötzlich Zahlen und Buchstaben, Bilder und Diagramme auf. Der Spiegel ist eigentlich ein Bildschirm, auf dem man alle technischen Daten dieses Smart Homes abrufen kann.
Ein Bau in einem ruhigen Wohngebiet in Rheda-Wiedenbrück: drei Stockwerke, der für die Gegend typische rote Klinker an der Fassade, Buchsbaumhecken. Kinderwägen werden vorbeigeschoben, Hunde ausgeführt. Früher hat Dennis Frensemeier in der Zweizimmer-Wohnung im Erdgeschoss selbst gewohnt. Und hatte die Wohnung vor seinem Einzug damals erst einmal grundsaniert. Soweit zunächst nicht ungewöhnlich, hier aber doch: Denn Frensemeier hat sie in ein Bespiel dafür verwandelt, wie man heute schon wohnen könnte. Oder: Wie wir alle vielleicht in nicht mehr allzu ferner Zukunft wohnen werden.
Mittlerweile ist Frensemeier umgezogen. Seine alte Wohnung ist jetzt sein Büro und Showroom. Darin sein Wohnzimmer mit dem selbstgestalteten Bild aus konserviertem Moos über der Couch, in einer Ecke steht das Rennrad, mit dem der begeisterte Radamateur in seiner Freizeit seine Runden dreht, aber auch der Schreibtisch mit dem Computer, über den Frensemeier manchen Beratungstermin längst virtuell absolviert. Doch viele Kundinnen und Kunden kommen gern in die Show-Wohnung, wollen immer noch sehen, was eigentlich kaum mehr zu sehen ist – wie der vermeintliche Lichtschalter. "Aber das ist ja gerade der Clou", sagt Frensemeier.
Smart Integrated Technology hat Frensemeier sein Unternehmen genannt: Intelligent und vor allem integriert in ein Konzept wird die gesamte Technik, die Frensemeier für seine Lösungen einsetzt. Der gelernte Informations-Elektroniker zeigt in seinen Beratungen elektrotechnische Lösungen für eine Wohnung oder ein ganzes Gebäude auf. Lösungen von der intelligenten Heizungssteuerung über automatisierte Beschattungen bis zum schlüssellosen Schloss, die für viele noch nach Science-Fiction klingen. Lösungen, die sich, so Frensemeier, zusammenfügen zu "einem Gesamtkonzept, das alle Gewerke miteinander vereint".
Gewerke, von denen Frensemeier einige aus eigener Anschauung kennt. Nach der Lehre erwarb er den Meister in Elektrotechnik. Noch weiter gebracht hat ihn dann ein Jahr in Australien. Auf der anderen Seite des Globus machte er vor allem zwei wichtige Erfahrungen: Dass man mit einer deutschen Handwerksausbildung im Rest der Welt problemlos Arbeit findet. Und dass eine Festanstellung nicht der Weisheit letzter Schluss sein muss: "In Australien arbeitet man auch als Handwerker auf freiberuflicher Basis. Alles ist projektbezogen, kaum ein Job dauert länger als ein paar Wochen. Dieses Konzept von Arbeit, diese Flexibilität hat mir gefallen – und die möchte ich auch nicht mehr missen."
Sich 2017 selbstständig zu machen, das war nach der Rückkehr die logische Konsequenz. Die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe war dabei, erinnert sich Frensemeier, "ein wichtiger Support und Infoquelle Nummer Eins", vor allem für die finanziellen Rahmenbedingungen von der Meistergründungsprämie bis zu Kreditbedingungen. 2020 folgte dann die Eintragung in die Handwerksrolle, um nicht mehr nur beraten, sondern die empfohlenen Elektroinstallationen auch selbst ausführen zu können. Im selben Jahr schloss Frensemeier auch ein berufsbegleitendes Studium als Wirtschaftsingenieur an der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld ab: "Der Elektrotechnikmeister wurde angerechnet, darauf baut das Studium auf – ein tolles Konzept."
Wir Handwerker sind es, die Digitalisierung und Modernisierung voranbringen und für die Energiewende und gegen den Klimawandel arbeiten.
Noch ist Smart Integrated Technology ein Ein-Mann-Unternehmen. Frensemeier kann sich aber vorstellen, in naher Zukunft jemanden einzustellen. Doch auch als Einzelkämpfer ist er in der Lage, ein Gebäude zu optimieren, egal, ob es um die Beleuchtung und Beschattung, Heizung und Klimatisierung, die Unterhaltungsmedien oder Sicherheitskonzepte geht. Die Leistungen, die er anbietet, haben für seine Kundschaft drei, wie Frensemeier sagt: "große Benefits: Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz. Rollos, die sich automatisch senken, sparen an manchen Tagen die Klimaanlage. Sensoren dimmen die Beleuchtung so, wie sie gebraucht wird. "Und sobald ich diese Wohnung verlasse", erklärt Frensemeier, "werden selbsttätig alle Standby-Geräte ausgeschaltet." Kein unnötiger Stromverbrauch, weniger Kosten und ein kleinerer ökologisches Fußabdruck: eine Win-Win-Situation für die Umwelt und den Kunden. "Wir Handwerker sind es", sagt Frensemeier, "die Digitalisierung und Modernisierung voranbringen und für die Energiewende und gegen den Klimawandel arbeiten." Dazu trägt Frensemeier mit seiner Smart Integrated Technology auch bei, indem er für jede Bewertung, die eine Kundin oder ein Kunde auf Google hinterlässt, über das Berliner Projekt ReviewForest einen Baum in Mexiko pflanzen lässt.
Immer wichtiger in einer alternden Gesellschaft, wenn auch oft noch unterschätzt: die vielen Vorteile, die ein Smart Home gerade älteren Menschen bietet. Systeme wie Ambient Assisted Living (AAL) unterstützen Seniorinnen und Senioren im Alltag, erklärt Frensemeier, und niemand müsste nach einem Sturz oder einem Haushaltsunfall stundenlang in der eigenen Wohnung liegen, ohne dass Helfer automatisch alarmiert werden. "Aber da gibt es so gut wie keine Nachfrage", wundert er sich, "ich kann mir das nicht erklären."
Frensemeier fragt sich, warum Architekten und Bauherren oft immer noch so zögerlich sind, bereits bei der Planung von Neubauten die Möglichkeiten der modernen Technik auszuschöpfen. Die sei, nachdem die Kinderkrankheiten ausgemerzt wurden, mittlerweile nicht nur verlässlich, sondern biete eigentlich nur noch Vorteile – gerade in einer älter werdenden Gesellschaft. "Ich weiß, niemand denkt gerne ans Älterwerden", sagt er. "Bei den Auftraggebern verstehe ich das auch. Aber Architekten und Baufirmen sollten grundsätzlich intelligente Gebäudetechnik einplanen, schon weil sie den älteren Menschen das Leben ungemein erleichtert." Dann zeigt Dennis Frensemeier unbestimmt ins Wohnzimmer seiner Showroom-Wohnung, wo all die schöne neue Technik verbaut, aber nicht zu sehen ist.
Architekten und Baufirmen sollten grundsätzlich intelligente Gebäudetechnik einplanen, denn das ergibt im Ergebnis dann eine Win-Win-Situation für die Umwelt und Kundinnen und Kunden.
Jahrbuch 2023
Diese Handwerk-Story wurde zuerst im ZDH-Jahrbuch 2023 veröffentlicht. Das Jahrbuch zeigt auf, wie mit dem geballten Können von Handwerkerinnen und Handwerkern Zukunft gestaltet wird.