Sonnenschutz digitalisieren
„Mein Plan war immer: Ich werde Handwerker und ich bleibe Handwerker.“ Martin Hurth lächelt, als er das sagt. Er sitzt im Büro seines Unternehmens am Rande eines Saarbrücker Wohngebiets, ganz offensichtlich ist sein Plan voll aufgegangen. Auf 2.000 Quadratmetern Betriebsfläche werden hier an hochmodernen Maschinen Rollläden, Türen, Fenstern und Alu-Klappläden gefertigt. Der 51-Jährige ist Handwerker mit Leib und Seele. Sein Betrieb Ledig & Szymanski GmbH ist spezialisiert auf „alles, was am Haus ist, also für die Hülle“, beschreibt Hurth das Angebot. Das klingt simpel. Türen und Fenster, Wärme- und Kälteschutz. Aber im 21. Jahrhundert und in Zeiten des Klimawandels geht es nicht mehr nur um einfache Rollläden und Markisen, sondern um ästhetisch ansprechende, energiesparende Lösungen, die den Bewohnerinnen und Bewohnern das Leben erleichtern und verschönern.
Intelligente Steuerung – simpel gemacht
Der Schlüsselbegriff lautet „Smart Home“. Hurth selbst spricht gern von der „intelligent gesteuerten Gebäudehülle“. Seine Produkte und Dienstleistungen sorgen fürs Schließen und Beschatten, aber eben auch für Wärmedämmung und Regenschutz. Er berät auch zum Thema Einbruchhemmung und installiert mit erstaunlich geringem Einsatz die dazugehörige Technik. „Man muss nicht extra eine Software kaufen, wir lösen das mit dem Gerät des Kunden zu Hause. Jeder, der eine E-Mail tippen kann, kann das.“ Hurth lacht. Rollläden zu steuern, basiere schlicht auf dem Prinzip des Bewegungsmelders. „Das ist simpel, aber es muss jemand können. Ich kann das.“
Per Zufall zum Nachfolger
Hurth – dunkelblonde Haare, weiches Saarländisch – ist gelernter Verfahrensmechaniker. Er hat noch bei Saarstahl in Völklingen gelernt, nach der Fachoberschule hat er in Saarbrücken Maschinenbau studiert. „Ursprünglich wollte ich den Meister machen, aber dann ist ein Studium draus geworden“, erinnert er sich. Und weil das Leben gerne mal nach dem Zufalls- und nicht nach dem Planungsprinzip verläuft, ist er denn auch per Zufall zur Ledig & Szymanski GmbH gekommen. Seine Eltern hatten hier Fenster bestellt. Als Hurths Mutter dem damaligen Senior erzählte, dass ihr Sohn nach dem Studium eine Arbeit suche, sagte der: „Der soll mal vorbeikommen, ich suche einen Nachfolger.“ Eins kam zum anderen. „Ich war gerade kurz vor dem Abschluss, in Betriebswirtschaftslehre ging es um das Thema Übernahme und Nachfolge. Da habe ich genau passend zum Unternehmen meine Abschlussarbeit geschrieben. Damit bin ich danach zur Bank – das hat genau gepasst.“
Chef im Außendienst
Mit 27 Jahren wurde Martin Hurth der neue Inhaber. Was er produziert und verbaut, ist Maßarbeit auf technologisch hohem Niveau. Die Kundinnen und Kunden wissen das sehr zu schätzen, Hurth und seine acht Angestellten und zwei Auszubildenden haben gut zu tun. Ruft man bei seiner Frau Sandra im Büro an, um einen Termin zu vereinbaren, muss sie lange im Kalender suchen. Ihr Mann ist viel unterwegs. „Ich habe keinen Außendienst, ich mache das selbst“, erzählt er später beim Treffen. Angebotserstellung, Auftragserteilung, Aufmaß, Plan, Produktion und Montage – bei Ledig & Szymanski kümmert sich der Chef. Sein Anspruch ist es, bleibende Werte in hoher handwerklicher Qualität zu liefern.
Der Schattenspender
Das für manche noch neue Thema Klimaschutz ist längst Teil seines beruflichen Alltags. Früher, erinnert er sich, sei es mal extrem kalt oder extrem heiß geworden. „Aber das wird jedes Jahr intensiver, vor allem die Hitzeperioden sind länger geworden. Gerade für ältere Menschen ist das ein Gesundheitsrisiko. Die rufen mich an und sagen ‚Ich brauche Schatten‘.‘“
Beitrag zur Energieeffizienz
Wenn Martin Hurth zu den Kundinnen und Kunden kommt, muss er schauen, wie die Substanz ist. Gerade bei älteren Gebäuden braucht es gute Ideen. Raffstores etwa sind hochmoderne Jalousien, deren Lamellen die Kundinnen und Kunden per Touchscreen steuern können. „Wenn zum Beispiel das Sonnenlicht zur Decke gerichtet wird, habe ich Licht im Raum und spare trotzdem Energie.“
Lösungsorientiert in der Corona-Pandemie
Martin Hurth tüftelt offensichtlich gern. Er sucht nach naheliegenden, leicht zu handhabenden Lösungen. Zum Beginn der Corona-Pandemie etwa, erzählt er, habe er beim Discounter angestanden. Als er die krumm und schief zusammengezimmerten Verhaue für die Kassiererinnen sah, habe er gedacht: Das geht doch auch anders. „Am nächsten Morgen habe ich mich mit meinem Produktionsleiter Markus Dier zusammengetan und einen Spuckschutz aus Plexiglas entwickelt.“ Wie stets, wenn Hurth sich etwas überlegt, hatte die Sache Hand und Fuß: Der Spuckschutz, den er mit seinem langjährigen Mitarbeiter entwickelt hat, ist leicht zu reinigen, mobil und tragbar. Und natürlich kann er individuell angepasst werden. Eine Kassiererin braucht nun mal einen anderen Schutz als der Trompeter in der Musikschule. „Das wurde irgendwann eine Riesensache“, erinnert sich Martin Hurth, „sogar das Fernsehen hat über uns berichtet.“ Dem Inhaber eines Rollladen- und Sonnenschutztechnikbetriebs aus Saarbrücken gehen die Ideen nicht aus.
Diese Handwerk-Story erschien zuerst im ZDH-Jahrbuch 2022.