Wo das Wie den Unterschied macht

Jökel Bau will seinen Azubis die bestmögliche Ausbildung bieten.
Foto: Jökel Bau GmbH & Co. KG
Die Brüder Peter und Stefan Jökel zeigen, wie innovative Ideen und eine offene, moderne Unternehmenskultur zum Wettbewerbsvorteil werden. Während andere noch mit der Ansprache der Generation Z ringen, war es bei Jökel Bau schon zu Zeiten, als diese Generation noch im Sandkasten buddelte und es einen Arbeitgebermarkt gab, selbstverständlich, die Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inklusive des Azubis zu beachten: Denn sie sind das höchste Gut der Firma.
Die Vision: "Leuchtkraft erzielen"
"Wenn nicht das Was, sondern das Wie den Unterschied macht": Dieser prägnante Spruch fällt sofort in der Eingangshalle der Firma in Schlüchtern im östlichen Main-Kinzig-Kreis ins Auge. Diese Worte sind mehr als Wanddekoration, sie sind das Leitmotiv des Familienunternehmens, das in der fünften Generation neue Maßstäbe in der Ausbildung setzt. Peter und Stefan Jökel kamen früh auf die Idee, die Firma als Marke zu etablieren. Ihre Vision: ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das nicht nur funktional, sondern auch inspirierend ist – und eine "Leuchtkraft" entfaltet, die motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzieht. Als Peter und Stefan vor 23 Jahren vor der Entscheidung standen, ob sie die Familientradition gemeinsam fortsetzen wollen, stellten sie sich die Frage, wie ihr ideales Unternehmen aussehen sollte. Ihre Antwort: "Wir möchten jeden Tag mit Freude zur Arbeit gehen und dafür sorgen, dass es auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so geht."
Gemeinsame Verantwortung für die Entwicklung der Firma

Die Brüder Peter und Stefan Jökel sind in fünfter Generation Geschäftsführer von Jökel Bau.
Foto: Jökel Bau GmbH & Co. KG
Der Grundgedanke der gemeinsamen Verantwortung hat sich bewährt – inzwischen ergänzt um Werte wie Leidenschaft, Verantwortung und Nachhaltigkeit. Schon als Jugendliche konnten sich die beiden vorstellen, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten, arbeiteten schon damals auf Baustellen, um ihr Taschengeld aufzubessern. Später studierten sie Bauingenieurwesen und übernahmen bereits mit 26 und 29 Jahren die Firma. Doch die Verantwortung verteilten sie seither auf viele Schultern. Heute gestalten über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen und Ebenen, einschließlich der Führungskräfte, aktiv im Strategie- und Leitbildteam mit und planen die Zukunft des Betriebs mit.
Wandlungsfähigkeit – Tradition bewahren und gleichzeitig offen sein für Neues.
Zur Unternehmenskultur gehören Verständnis und Großzügigkeit der Belegschaft gegenüber, im Gegenzug wird Leistungsbereitschaft erwartet. Peter und Stefan haben früh verstanden, dass Authentizität und Wertschätzung zentrale Punkte sind, um Menschen zu motivieren und langfristig zu binden. "Wir nehmen die junge Generation so, wie sie ist. Wir in den Betrieben müssen uns auf die jungen Leute einstellen, nicht umgekehrt. So passen wir zum Beispiel regelmäßig die betriebsinterne Ausbildung im Rahmen des jährlich stattfindenden Azubi-Workshops auch gezielt an die Wünsche unserer Azubis an", sagt Stefan, der sich als Obermeister in der Bauhandwerks-Innung Gelnhausen-Schlüchtern engagiert.
Ausbildung und Förderung: mehr als ein Ausbildungsplatz
Die Strategie geht auf: 2024 fingen 16 Nachwuchskräfte bei Jökel Bau an, darunter sieben neue Azubis.
Jökel Bau GmbH & Co. KG
Maßstäbe setzen – das will Jökel Bau vor allem im Bereich Mitarbeiterzufriedenheit und Ausbildung.
Foto: Jökel Bau GmbH & Co. KG
Jugendliche erwartet bei Jökel eine "Hochhinausbildung". Team Jökel bildet aus zum Hochbaufacharbeiter, zur Beton- und Stahlbetonbauerin, zum Rohrleitungsbauer oder zur Baugeräteführerin – insgesamt in elf Bauberufen. Die "MARKE azubi_bau" ermöglicht es dem Nachwuchs, selbstständig einen Rohbau zu errichten und dabei Verantwortung zu übernehmen. Ein Konzept, das Vertrauen und Eigeninitiative fördert – Eigenschaften, die für die Baubranche unverzichtbar sind.
Jökel Bau hat in Kooperation mit regionalen Partnern, einem Lebensmittelhändler und der Kreissparkasse, die "JES"-Ausbildungskooperation initiiert. Sie ermöglicht es, dass Azubis über den eigenen Tellerrand hinausblicken, man besucht sich gegenseitig an den Arbeitsplätzen, gewinnt so einen Einblick auch in andere Branchen und die Azubis engagieren sich gemeinsam für soziale Zwecke. Auch Schulen und weitere Betriebe sagen "Ja" zu der Kooperation und machen mit. Ein weiteres Highlight ist die jährliche "Nacht der Ausbildung", bei der Jugendliche Einblicke in die Ausbildungsmöglichkeiten gewinnen. Im vergangenen Jahr wurden bereits nach zwei Stunden mehr als 3.000 Besucherinnen und Besucher gezählt.
Das Label "Hochhinaus" tragen auch die Filme, mit denen junge Leute auf digitalen Kanälen erreicht werden. Sie zeigen in charmanten Videoclips das Arbeitsumfeld und die Menschen bei Jökel Bau – die Idee dazu kam von einem jungen Polier, der selbst gerade die Ausbildung beendet hatte.
Ein starkes Team und kleine Gesten der großen Wertschätzung
Es sind die kleinen Gesten und Geschichten, die diesen Teamspirit ausmachen. Ein Beispiel dafür ist der "Lorenzo-Treff" – ein eigens für die Bauleute geschaffenes Gebäude, das ein Mitarbeiter geplant hat. Als er die Geschäftsführung fragte, ob sie zusätzlich eine Dachterrasse finanzieren könnten, war die Antwort positiv. Der Mitarbeiter brachte daraufhin einen Luxusgrill im Wert von 1.000 Euro als Dankeschön mit – eine Geste, die den Zusammenhalt und die gegenseitige Wertschätzung spiegelt. Wie auch der Jökel-Song: Gesungen von einer Mitarbeiterin und professionell produziert, ist er eine Hommage an das Team und die Werte des Unternehmens.
Wir binden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen mit ein und arbeiten gemeinsam an dem Leitbild und der Vision unseres Unternehmens. Wir haben für unser Unternehmen die "Zukunftsthesen 2040" aufgestellt, damit wir es auf den langfristigen Wandel, der auch dem Handwerk bevorsteht, ausrichten.
So wundert es nicht, dass die Firma im Jahr 2022 den Deutschen Baupreis in der Kategorie "101 bis 500 Mitarbeitende" gewonnen hat; 2024 holte sie sich den ersten Platz beim Sonderpreis "Nachwuchs- & Mitarbeiterentwicklung". Stolz sind Peter und Stefan auch auf den Heribert-Späth-Preis*, mit dem der ZDH ihr Unternehmen für herausragende Ausbildungsqualität und für die Vorbildfunktion ausgezeichnet hat (siehe Kasten). Ihre Erfolgsformel: Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Gefühl zu geben, Teil von etwas Größerem zu sein. Bei Jökel Bau ist das keine Floskel, sondern gelebter Alltag – vom Azubi bis zu den Chefs.
*Heribert-Späth-Preis: Das Handwerk bietet jungen Menschen Perspektiven – nicht nur durch die hohe Ausbildungsquote, sondern vor allem dank des Engagements der Ausbilderinnen und Ausbilder. In kleinen und mittelständischen Betrieben werden Jugendliche individuell gefördert und zu qualifizierten Fachkräften entwickelt, die den Wandel aktiv mitgestalten. Der Heribert-Späth-Preis würdigt Betriebsinhaberinnen und -inhaber, die sich mit besonderem Einsatz für die Ausbildung stark machen. Sie stellen die Ausbildung ins Zentrum ihres unternehmerischen Handelns, entwickeln innovative Konzepte und inspirieren durch ihr Vorbild. |

Jahrbuch 2025
Diese Handwerk-Story wurde zuerst im ZDH-Jahrbuch 2025 veröffentlicht. Das Jahrbuch steht unter dem Motto "Zukunft kommt von Können. Und wir können alles, was kommt." Es zeigt: Das Handwerk ist innovativ, vielfältig und kompetent und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung.