Die Wirtschaft braucht dringend pragmatische Lösungen
"Die Ampelkoalition endete mit einem großen Knall. Die neue Regierung muss unaufgeregter arbeiten, vereint im Willen, pragmatische Lösungen fürs Land und dessen Wirtschaft zu entwickeln. Dabei gilt es, die Wirtschaft in ihrer gesamten Vielfalt in den Blick zu nehmen. Kleine und mittlere Betriebe, immerhin über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland, sind zentraler Teil der Wertschöpfung. Die Politik tut gut daran, sie zu stärken. Fürs Handwerk gilt es dabei, drei Maßnahmen zu priorisieren.
Erstens, die Mehrzahl der Bildungsstätten des Handwerks wurden zwischen 1970 und 1990 gebaut. Trotz kontinuierlicher Investitionen und hoher Eigenfinanzierung durch die Handwerksorganisationen gibt es hier einen erheblichen Sanierungs-, Modernisierungs- und Neubaubedarf. Dabei sind die Investitionssummen deutlich gestiegen. Konnte ein großes Neubauvorhaben vor wenigen Jahren noch für 60 Millionen Euro umgesetzt werden, sind es heute 120 Millionen Euro und mehr. Für die 550 Bildungsstätten des Handwerks liegt der gesamte Investitionsbedarf bei drei Milliarden Euro. Hier braucht es die finanzielle Förderung der Politik.
Zweitens, die wuchernde Bürokratie muss auf ein erträgliches Maß zurechtgestutzt werden. Nach einer Studie der Uni Köln gibt rund die Hälfte der Meisterabsolventen an, dass zu hohe bürokratische Belastungen gegen eine Selbständigkeit sprechen. Das Studienergebnis zeigt, dass mehr Freiräume die Motivation der Menschen entfesseln kann. Es sind diese Impulse, die der Standort braucht. Damit ist der Bürokratieabbau zu einem zentralen Handlungsfeld der Wirtschaftspolitik geworden — im Sinne von Wachstum und Beschäftigungssicherheit.
Drittens, die Aufwärtsspirale bei den Beiträgen für die Sozialversicherung dreht sich immer schneller. Die 40-%-Linie liegt längst hinter uns. Wenn nichts passiert, dann laufen wir auf 50 % zu. Dieses Thema muss von der Politik endlich angepackt werden."