"Eine Meisterausbildung lohnt sich in jedem Fall"
"In vielen Handwerksberufen ist es nur mit einem Meistertitel möglich, sich selbstständig zu machen. Aber auch für alle, die sich nicht selbstständig machen wollen, lohnt sich eine Meisterausbildung. Angestellte können betriebsintern aufsteigen und ein höheres Einkommen erzielen. Zudem ist das Risiko, mit einer Meisterausbildung arbeitslos zu werden, gering", so Dr. Volker Born, Leiter der ZDH-Abteilung Berufliche Bildung, gegenüber Sabine Meuter von der "Deutschen Presse-Agentur".
Welche Voraussetzungen müssen Gesellinnen und Gesellen erfüllen, um Meister zu werden?
Wer eine Meisterausbildung absolvieren möchte, sollte in der Regel in dem jeweiligen Handwerksberuf eine Gesellenprüfung bestanden haben. "Die Weiterbildung zum Meister baut quasi auf der Gesellenprüfung auf", sagt Berufsbildungsexperte Volker Born vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin. Gesellinnen und Gesellen, die einen Meisterabschluss im selben Beruf anstreben, können mit der Fortbildung gleich nach der Ausbildung starten. Die Fortbildung erfolgt an Meisterschulen.
Braucht man für die Meisterprüfung zwingend eine abgeschlossene Berufsausbildung?
"In der Regel ja, es gibt aber Ausnahmetatbestände", erklärt Born. Interessierte können sich beim Prüfungsausschuss der zuständigen Handwerkskammer eine Ausnahmegenehmigung einholen. Dem Gremium müssen sie dann aber nachweisen, dass sie in dem Bereich, in dem sie den Meistertitel anstreben, über fundierte Berufserfahrungen verfügen. Man sollte wenigstens drei bis vier Jahre in dem Beruf gearbeitet haben.
Es gibt Industrie-, Fach-, Handwerksmeister – was für wen?
Die Fortbildung zur Handwerksmeisterin oder zum Handwerksmeister gliedert sich in vier Teile: praktischer Teil, fachtheoretischer Teil, betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Teil sowie der Teil, um später Lehrlinge ausbilden zu können. "Angehende Fachmeister und Industriemeister durchlaufen dagegen nicht diese vier Bereiche, sondern sind Spezialisten", erklärt Born. Ihre Meisterausbildung konzentriert sich auf den fachlichen Bereich.
Wie ist die Meisterausbildung zeitlich zu bewältigen?
Das ist unterschiedlich und hängt nicht zuletzt vom jeweiligen Gewerk ab. Generell ist es möglich, an einer Meisterschule Vollzeit-, aber auch Teilzeit-Kurse zu belegen. "Im Baubereich etwa ist es möglich, Kurse in der oft auftragsärmeren Winterzeit zu absolvieren", so Born.
Wer sich für Teilzeitkurse entscheidet, kann nebenbei arbeiten – allerdings kann die Belastung durch Arbeit plus Fortbildung hoch sein. Bei Vollzeitkursen erfolgt der Unterricht wochenweise im Block. Bei einigen Meisterschulen ist es möglich, flexibel vorzugehen: Wer die Fortbildung in Teilzeit macht, kann, falls es das Zeitbudget zulässt, zwischendurch eine Woche in Vollzeit Kurse besuchen.
Wie lange dauert die Meisterausbildung?
Zwischen einem und mehreren Jahren, wie Born sagt. Das hängt davon ab, ob man die Meisterausbildung in Vollzeit oder berufsbegleitend absolviert.
Wie hoch sind die Kosten?
"Zwischen 1.000 und 15.000 Euro je nach Gewerk", sagt Born. Vergleichsweise teuer ist nach seinen Angaben aufgrund hoher Materialkosten etwa die Meisterausbildung für Zahntechnikerinnen und Zahntechniker. Gleiches gilt für den Elektro-Bereich. Günstiger sind die Meisterausbildungen beispielsweise bei Friseurinnen und Friseuren.
Gibt es finanzielle Unterstützung?
Ja. Es gibt etwa das Aufstiegs-Bafög (früher: Meister-Bafög). Dies können nach Angaben der Bundesregierung angehende Meisterinnen und Meister einkommens- und vermögensunabhängig beantragen. Um Lehrgangs- und Prüfungsgebühren zu finanzieren, können Interessierte bis zu 15.000 Euro bekommen. 50 Prozent der bewilligten Summe gibt es als Zuschuss vom Staat, für den Rest gibt es ein Angebot der KfW für ein zinsgünstiges Bankdarlehen.
Wer die Ausbildung in Vollzeit absolviert, kann zusätzlich Geld für den Lebensunterhalt beantragen. Dies hängt vom eigenen Einkommen und Vermögen und gegebenenfalls vom Einkommen des Ehe- oder Lebenspartners ab. Hier besteht die Förderung ebenfalls aus einem Zuschuss sowie einem KfW-Angebot über ein zinsgünstiges Darlehen.
Daneben gibt es etwa ein Weiterbildungsstipendium des Bundesbildungsministeriums für begabte Gesellinnen und Gesellen.
Was bringt die Meisterausbildung?
In vielen Handwerksberufen ist es nur mit einem Meistertitel möglich, sich selbstständig zu machen. "Die Aussichten, einen eigenen Betrieb führen zu können, sind derzeit sehr gut, da viele Inhaberinnen und Inhaber etablierter Betriebe aus Altersgründen auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger sind", erklärt Born. Aber auch für Leute, die sich nicht selbstständig machen wollen, lohnt sich eine Meisterausbildung – sie können als Angestellte betriebsintern aufsteigen und erzielen dann ein höheres Einkommen. Hinzu kommt: „Das Risiko, mit einer Meisterausbildung arbeitslos zu werden, ist gering“, so Born. Denn gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker sind immer gefragt.
Tipps?
"Unbedingt frühzeitig zur zuständigen Handwerkskammer gehen und sich beraten lassen, gerade auch, was Fördermöglichkeiten angeht", empfiehlt Born. Ebenfalls wichtig: Mit dem Arbeitgeber sprechen. "Mitunter kommt es vor, dass er die Meisterausbildung finanziell unterstützt", so Born.
# Service
Meister im Handwerk – Informationen des ZDH