Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
13.09.2022

Energieintensive Handwerksbetriebe brauchen Rettungsring jetzt

Die Ergebnisse der aktuellen ZDH-Sonderumfrage zeigen: Die Lage ist sehr angespannt und ernst. ZDH-Präsident fordert schnelle Entlastungen für die Betriebe.
Bäckerlehring sieht einem erfahrenen Bäcker beim Formen von Teig zu.

"Die Lage im Handwerk hat sich in den vergangenen Wochen dramatisch verschärft. Das betrifft vor allem die energieintensiven Betriebe. Diese gehen unter, wenn ihnen nicht schnell ein Rettungsring aus direkten und unbürokratischen Härtefallhilfen zugeworfen wird. Zeitverzögerte Maßnahmen reichen nicht aus. Um eine Insolvenz-Welle im Handwerk zu verhindern, muss die Unterstützung JETZT kommen", so kommentiert ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer die Ergebnisse der aktuellen ZDH-Sonderumfrage zu Martina Herzog von der "dpa".

"Die Lage im Handwerk hat sich in den vergangenen Wochen dramatisch verschärft. Das betrifft vor allem die energieintensiven Betriebe. Vielen steht das Wasser inzwischen bis zum Hals. Und diese Betriebe gehen unter, wenn ihnen nicht schnell ein Rettungsring aus direkten und unbürokratischen Härtefallhilfen zugeworfen wird. Zeitverzögerte Maßnahmen reichen nicht aus. Um eine Insolvenz-Welle im Handwerk zu verhindern, muss die Unterstützung JETZT kommen. Und sie muss für die betroffenen Betriebe einfach zu beantragen sein."

"Bei keiner unserer Sonderumfragen haben sich so viele Betriebe beteiligt – auch nicht während Corona. Und das Lagebild ist sehr ernst. Die Umsätze sind bei einer Mehrheit von 60 Prozent der Betriebe deutlich eingebrochen. Die Situation bei den Lieferketten bleibt äußerst angespannt. Die enorm gestiegenen Energiepreise machen es für zahlreiche Handwerksbetriebe unmöglich, überhaupt noch rentabel und ohne Verluste ihr Geschäft zu betreiben. Vielen Betrieben fehlen schlicht die Mittel, um eine solche Durststrecke zu überstehen."

"Bei neun von zehn Handwerksbetrieben sind die Energiekosten seit dem Jahresbeginn 2022 massiv und im Mittel um 62 Prozent gestiegen. Diese enorm gestiegenen Kosten können nur teilweise und häufig auch gar nicht an die Kunden weitergereicht werden. Auf Dauer wird sich jedoch kein Betrieb halten können, wenn die Kosten immer größer werden und gleichzeitig die Umsätze immer weiter zurückgehen."

"Schon seit Wochen dringen wir seitens des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) darauf, das Energiekostendämpfungsprogramm für energieintensive Handwerksbetriebe zu öffnen. Es ist daher ein richtiger und wichtiger Schritt, dass die Bundesregierung endlich angekündigt hat, das Energiekostendämpfungsprogramm branchenübergreifend für energieintensive und besonders betroffene Betriebe zu öffnen. Doch nun kommt es darauf an, dass es nicht bei einer Ankündigung bleibt, sondern diese Härtefallhilfe schnell so umgesetzt wird, dass betroffene Betriebe sie in diesem und im kommenden Jahr nutzen können."

"Neben der schnell erforderlichen gezielten und direkten Härtefallhilfe brauchen wir eine Energiekostenabfederung für kleine und mittlere Betriebe über eine Energiepreisbremse. Zudem muss die Bundesregierung die Energiesteuern auf die europarechtlich zulässigen Mindeststeuersätze senken."

"Die öffentliche Vergabepraxis muss dringend an die neuen Gegebenheiten angepasst werden und flächendeckend Preisgleitklauseln und die Verlängerung von Fertigstellungsfristen zum Einsatz kommen. Das ist bislang viel zu selten der Fall und der Trend geht nach den Erfahrungen unserer Betriebe sogar in die falsche Richtung. Dabei erfordert die aktuelle Situation der Betriebe, dass Länder und Kommunen flächendeckend endlich Preisgleitklauseln anwenden und dem Beispiel des Bundes an dieser Stelle folgen, der bei der Vergabe von Bauaufträgen im Bundesbau eine möglichst flächendeckende Nutzung von Preisgleitklauseln vorgegeben und zudem mehr Flexibilität eingeräumt hat, Fertigstellungsfristen zu verlängern."

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