Gute Sozialpartnerschaft trägt zu gesellschaftlichem Frieden bei
Jörg Dittrich, warum engagieren Sie sich beim Arbeitgeberverband?
Es geht nicht um mein persönliches Engagement, sondern um eine Organisationsmitgliedschaft und dabei um meine Rolle als Vertreter des Handwerks in der BDA. Die BDA ist die Spitzenorganisation der deutschen Arbeitgeber. Es versteht sich von selbst, dass das Handwerk als einer der größten Arbeitgeber in diesem Land hier dazugehört. Das Handwerk prägt Wirtschaft und Gesellschaft, und diese Bedeutung muss sich auch in den Spitzenvertretungen auf höchster Ebene widerspiegeln. Die BDA vertritt Arbeitgeberinteressen in der Tarif-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik wie auch bei wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Als Arbeitgebervertreter des Handwerks bei der BDA sehe ich es als meine Aufgabe an, die besonderen Anliegen unserer eher kleinstrukturierten, häufig inhabergeführten Betriebe in diese Arbeit einzubringen und dabei immer auch die Situation und die Interessen der dort Beschäftigten in besonderer Weise im Blick zu behalten.
Wofür brauchen wir Gewerkschaften in Deutschland?
In unserer sozialen Marktwirtschaft, deren Fundament eine starke und gelebte Sozialpartnerschaft ist, spielen Gewerkschaften eine zentrale Rolle. Nur mit ihnen können Arbeitgeber Tarifverträge aushandeln, die die Interessen der Unternehmen und ihrer Beschäftigten in einer angemessenen Weise austarieren und in Einklang bringen. Flächentarifverträge tragen zudem maßgeblich zu fairen Wettbewerbsbedingungen in den verschiedenen Branchen des Handwerks bei. Die Gewerkschaften kennen die Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Branchen. Und sie kennen die Erwartungen der Beschäftigten, aber auch die Interessen der Arbeitgeber. Dadurch ist es möglich, zusammen mit den Arbeitgebervertretern tarifvertragliche Lösungen zu finden, die bei den Belegschaften auf Akzeptanz stoßen. Gewerkschaften tragen damit nicht nur zum betrieblichen, sondern auch zum gesellschaftlichen Frieden bei.
Was lernen Sie in den Gesprächen und während der Verhandlungen von Gewerkschaften?
Die Arbeitgebervertreter und Gewerkschaften im Handwerk pflegen einen regelmäßigen, guten und vertrauensvollen Austausch. Das ist existentiell für eine gelebte und vertrauensvolle Tarifpartnerschaft. So sind auch Tarifvertragsabschlüsse stets das Ergebnis eines von Arbeitgeber- und Gewerkschaftsseite wohl austarierten Kompromisses. Beide Seiten müssen bereit sein, Zugeständnisse zu machen. Nur so können Tarifergebnisse erzielt werden, die von einem möglichst großen Kreis der Beteiligten mitgetragen und akzeptiert werden.
Sind Arbeitgeber und Gewerkschaften eher Sozialpartner oder Verhandlungspartner?
Beides – aber vor allem sind Arbeitgeber und Gewerkschaften Sozialpartner. Beide tragen die Verantwortung, die Lohn- und Arbeitsbedingungen aktiv und verantwortungsvoll mitzugestalten, unter Berücksichtigung der Herausforderungen jeder Branche. Es geht nicht nur um Verhandlungen, sondern darum, gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl den Unternehmen als auch den Beschäftigten zugutekommen. Diese Verantwortung dürfen wir nicht an die Politik delegieren, sondern müssen sie selbst übernehmen, um eine stabile soziale Marktwirtschaft zu sichern.