Zentralverband des
Deutschen Handwerks
Zentralverband des
Deutschen Handwerks
03.03.2023

Krisenbewältigung und Zukunftsgestaltung fordern Betriebe heraus

Die Ergebnisse der ZDH-Sonderumfrage zeigen andauernde Krisenherausforderungen für Betriebe bei gleichzeitiger Notwendigkeit zur Zukunftsgestaltung, so ZDH-Präsident Dittrich zur dpa.
ZDH-Präsident Jörg Dittrich

Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks

Auch wenn die multiple Krisenlage etwas abschwächt, bleiben die Auswirkungen noch länger bestehen. Handwerksbetriebe sind aktuell daher gleichzeitig herausgefordert – zum einen durch die Krisenbewältigung und zum anderen durch die Notwendigkeit, ihre Betriebe für die Zukunft richtig aufzustellen, betont ZDH-Präsident Jörg Dittrich gegenüber Andreas Hoenig von der "dpa".

"Die Ergebnisse der ZDH-Sonderumfrage machen deutlich, dass die Betriebe auch in den kommenden Monaten weiter stark herausgefordert bleiben, die Auswirkungen der aktuellen multiplen Krisenlage zu bewältigen. Der Blick der Betriebe ist aber auch schon darauf gerichtet, sich so aufzustellen, dass sie ihren Part in den anstehenden Transformationsprozessen erfüllen können. Die Betriebe sind gleichzeitig im Modus der Krisenbewältigung wie der Zukunftsgestaltung. Und genau das erwarten sie auch von der Politik: Die Betriebe sehen die Politik in der Pflicht, für allgemein bessere Rahmenbedingungen und deutlich investitionsfreundlichere Bedingungen zu sorgen. Nur so können sie ihren unverzichtbaren Beitrag bei den Transformations- und Modernisierungsprozessen leisten."

"Um die zusätzlich zur aktuellen Krisenlage vorzunehmenden Transformationsprozesse bewältigen zu können, wünschen sich die Handwerksbetriebe investitionsfreundlichere Rahmenbedingungen. Insbesondere Sofortabschreibungen auf Investitionen, aber auch gezielte Investitionsprämien oder Sonderabschreibungen auf Investitionen in den Bereichen Digitalisierung und Klimaschutz bewerten die Betriebe als investitionsfördernd."

"Die nächsten Monate bleiben für die Handwerksbetriebe schwierig, da sich die multiple Krisenlage zwar abschwächt, ihre Auswirkungen aber noch eine ganze Weile andauern. Die Kostenbelastung der Betriebe durch die Energiepreise nimmt auch im Jahr 2023 weiter zu, da viele Betriebe erst mit dem Jahreswechsel auf teurere Versorgertarife für Strom und Gas umgestiegen sind. Hinzu kommen weiter angespannte Lieferketten und hohe Beschaffungspreise auf der einen sowie stark steigende Verbraucherpreise auf der anderen Seite. Diese Entwicklungen haben in den vergangenen Monaten dafür gesorgt, dass die Nachfrage nach vielen handwerklichen Produkten und Dienstleistungen zurückgegangen ist – in der Folge schwächt sich die Geschäftslage im Handwerk aktuell weiter ab. Mehr als ein Drittel der Betriebe rechnet daher für das 1. Halbjahr mit einer schlechteren geschäftlichen Situation und rückläufigen Umsätzen." 

"An den langfristig positiven Aussichten für das Handwerk und seine Beschäftigten ändert die akute Krisenbedrohung der Betriebe nichts. Die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen haben, sind ganz überwiegend auf externe Faktoren zurückzuführen und treffen auf an sich gesunde Betriebe, von denen viele systemrelevant und zukunftswichtig sind. Daher ist Politik aufgefordert dabei zu unterstützen, dass diese Betriebe die Krisenphase überstehen und weiter auf dem Markt bleiben: Denn dort werden die Betriebe und ihre Arbeit dringend gebraucht, wenn es darum geht, den Klimawandel, die Digitalisierung, die Energie- und Mobilitätswende und all die vielen anderen Zukunftsprojekte zu stemmen."

"Nur mit handwerklich qualifizierten Fachkräften können die Transformationsprozesse gelingen, weshalb es im allgemeinen gesellschaftlichen Interesse liegt, wieder mehr junge Menschen für eine berufliche Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Die Binsenweisheit, dass die Auszubildenden von heute die Fachkräfte von morgen sind, muss endlich mit Leben gefüllt werden:  Wir brauchen eine Bildungswende! Wir müssen neu denken in der Bildungspolitik und althergebrachte Bildungsideale der vergangenen Jahrzehnte neu definieren: Die künftige unmissverständliche bildungspolitische Botschaft muss lauten: Es gibt zwei Wege, um persönlich wie beruflich erfolgreich zu sein: den akademischen und den berufspraktischen Ausbildungsweg. Und die noch wichtigere Botschaft muss sein: Diese beiden Bildungswege sind absolut gleich viel wert!"

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