Trotz konjunktureller Aufhellung im Handwerk bleiben hohe Risiken
"In dem konjunkturell weiter angespannten Umfeld ist es umso wichtiger, dass die Bundesregierung mit ihren Entscheidungen den Betrieben keine zusätzlichen Belastungen aufbürdet und zur Verunsicherung beiträgt: Mehr denn je brauchen die Betriebe verlässliche Rahmenbedingungen, man muss sie machen lassen", so ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke zu Andreas Hoenig von "dpa" (Deutschen Presseagentur):
"So erfreulich es ist, dass die Handwerksbetriebe wieder eher optimistisch als pessimistisch in die weitere Zukunft blicken, so wenig ist es Anlass für Entwarnung, denn die Herausforderungen bleiben in den kommenden Monaten für die Betriebe groß. Nach wie vor sind die Sicherheit der Energieversorgung, die Inflation und die Entwicklung der Kapitalmarktzinsen erhebliche konjunkturelle Risikofaktoren, die sich auch auf das Handwerk auswirken und bei denen ungewiss ist, in welchem Umfang sich hier die sich abzeichnende Entspannung im weiteren Jahresverlauf fortsetzen wird. Unter all diesen Vorzeichen ist daher keine starke Konjunkturbelebung im Handwerk in diesem Jahr zu erwarten, bestenfalls ein in der zweiten Jahreshälfte 2023 einsetzender Aufwärtstrend."
"In dem konjunkturell weiter angespannten Umfeld ist es umso wichtiger, dass die Bundesregierung mit ihren Entscheidungen den Betrieben keine zusätzlichen Belastungen aufbürdet und zur Verunsicherung beiträgt: Leider ist genau das zuletzt geschehen etwa durch höhere Sozialbeiträge oder die unausgegorenen Schnellschuss-Gesetzgebungen zur Gebäudeenergie und Energieeffizienz. Mehr denn je brauchen die Betriebe verlässliche Rahmenbedingungen, man muss sie machen lassen. Politik steht in der Verantwortung, entschlossen zu handeln - vor allem beim stets postulierten, aber bislang nicht vollzogenen Abbau von Bürokratie, bei einer die Sozialsysteme zukunftsfest machenden Reform und bei der Wertschätzung beruflicher Bildung."
"Noch haben die Betriebe im Bausektor gut zu tun, doch wegen steigender Zinsen und höherer Finanzierungskosten brechen die Auftragsvorläufe teils deutlich ein. Wenn die im Baubereich in den vergangenen Jahren mühsam aufgestockten Kapazitäten nicht wegbrechen sollen, muss Politik die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen, für eine verlässliche Förderkulisse sorgen sowie für insgesamt geeignete Rahmenbedingungen zum Beispiel bei Steuern - Stichwort Super-Afa. Denn Wohnungsbau und energetische Gebäudesanierung werden nur mit genügend Beschäftigten im Bausektor möglich sein, weshalb Politik jetzt entschieden daran mitwirken muss zu verhindern, dass diese Beschäftigten in andere Branchen ausweichen."
"Inzwischen hat sich auch im öffentlichen Bewusstsein festgesetzt, dass uns die Transformationsprozesse in Deutschland nur mit handwerklich qualifizierten Fachkräften gelingen werden. Im Dekarbonisierungsprozess fällt dem Handwerk eine herausragende Rolle zu, weil es Handwerkerinnen und Handwerker sind, die aus den politischen Zielvorgaben etwa bei Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen greifbare Erfolge machen. Daher ist es entscheidend und liegt im allgemeinen gesellschaftlichen Interesse, wieder mehr junge Menschen für eine berufliche Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Die Handwerksbetriebe bieten ausreichend Ausbildungsplätze an und sind gewillt und bereit, auszubilden. Doch es fehlen die Bewerberinnen und Bewerber. Daher: Wir brauchen eine Bildungswende! Politik muss die akademische und berufliche Bildung gleichwertig fördern und wertschätzen – und das vor allem auch finanziell. Es kann doch nicht sein, dass das Handwerk jedes Jahr aufs Neue für die finanzielle Unterstützung seiner Bildungszentren kämpfen muss. Hier braucht es Investitionszuschüsse des Bundes in Milliardenhöhe – für die Ausstattung mit Robotik, digitalen Technologien, modernster Wärmepumpentechnik."
ZDH-Konjunkturbericht 1/2023
Die konjunkturelle Situation im Handwerk hat sich nach dem Dämpfer im 3. Quartal 2022 zum Jahresbeginn 2023 verbessert. Dennoch bleiben die multiplen Risiken für die Konjunktur.