Zentralverband des
Deutschen Handwerks
Zentralverband des
Deutschen Handwerks
03.11.2023

Unsicherheit und Risiken dämpfen Stimmung im Handwerk

"Um die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standortes und damit die Zukunftsfähigkeit der Betriebe zu sichern, braucht es jetzt entschlossenes politisches Handeln", betont ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke gegenüber Martina Herzog von der "dpa".
Portrait Schwannecke

"Die insgesamt getrübten und besonders im Bauhauptgewerbe sehr pessimistischen Geschäftserwartungen der Handwerksbetriebe zeigen deutlich, dass die Betriebe auch im kommenden Jahr 2024 mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert bleiben und vielfach sogar damit rechnen, dass sich die konjunkturelle Lage weiter zuspitzt. Viele der Risiken wie der Konflikte aus diesem Jahr werden im kommenden Jahr sicher nicht an Brisanz verlieren. Besonders im Wohnungsbau steuern wir auf eine krisenhafte Zuspitzung und einen Kipppunkt zu, wenn nicht jetzt entschlossen gegengesteuert wird."

"Angesichts einer deutlichen Verschlechterung der Wettbewerbs- und Standortbedingungen in Deutschland insgesamt muss es jetzt mehr denn je darum gehen, durch politische Entscheidungen die Wettbewerbsfähigkeit dieses Landes und damit die Zukunftsfähigkeit der Betriebe zu sichern. Es braucht entschlossenes Handeln. Wortgewältige Ankündigungen von "Doppel-Wumms", "Zeitenwende" oder einem "Deutschland-Pakt" werden nicht reichen, um ein Land aus der Rezession zu führen, wenn sie nicht schnellstmöglich mit konkreten Maßnahmen unterfüttert werden."

"Das standorttreue Handwerk weicht vor schlechten Standortkonditionen nicht ins Ausland aus. Daher ist es für Handwerksbetriebe so wichtig, dass keine weiteren Belastungen hinzukommen, sondern im Gegenteil etwa bei der Bürokratie und bei Abgaben endlich für Entlastungen gesorgt wird. Gleichzeitig muss Politik verstärkt mittelstandsorientiert handeln und die Standortbedingungen mittelstandsfreundlich gestalten. Fachkräftesicherung und Stärkung der Beruflichen Bildung, Bürokratieabbau, bezahlbare und verlässliche Energie, eine geringere Steuer- und Sozialabgabenbelastung, beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren, mehr Tempo beim Infrastrukturausbau und der Digitalisierung: Die Liste der Standortbaustellen, an denen mit Nachdruck gearbeitet werden muss, ließe sich noch fortsetzen und zeigt den großen Handlungsbedarf und die Notwendigkeit eines mittelstandsorientieren politischen Handelns."

"Die Konjunkturumfrage hat eine der drängendsten Herausforderungen im Handwerk deutlich zu Tage gebracht: die Notwendigkeit der Fachkräftesicherung. Entlassungen in größerem Umfang sind im Handwerk nach wie vor kein Thema. Vielmehr sind Beschäftigungsrückgänge vor allem darauf zurückzuführen, dass Stellen wegen fehlender Fachkräfte nicht nach- oder neu besetzt werden können. Die Ursachen liegen in der demografischen Entwicklung, aber auch in einer jahrzehntelangen, viel zu einseitigen bildungspolitischen Fokussierung auf den akademischen Bereich - verbunden mit einer entsprechenden Finanzierung hat das dazu geführt, dass die berufliche Bildung in die zweite Reihe geraten ist. Jetzt fehlen die Fachkräfte, die das Fundament unseres Wirtschaftens in Deutschland bilden. Nach wie vor ist eine unserer Kernforderungen eine Bildungswende hin zu mehr Wertschätzung der beruflichen Bildung in ideeller und finanzieller Hinsicht.Um dem wachsenden Fachkräftebedarf im Handwerk zu begegnen, muss die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung endlich gesetzlich festgeschrieben werden. Ein für allemal muss klar sein und transparent werden: Berufliche und akademische Bildung sind gleich viel wert. Wir brauchen einen Deutschen Qualifikationsrahmen mit Gesetzeskraft."

"Bislang lässt die Ampelregierung ein Gesamtkonzept dazu vermissen, wie sie langfristig die Verlässlichkeit und Bezahlbarkeit von Energie für die Betriebe gewährleisten will. Wenig zielführend war hier der koalitionsinterne Streit und das nicht abgestimmte Handeln beim Gebäudeenergiegesetz (GEG). Um zu wettbewerbsfähigen Energiepreisen zu kommen, wäre die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß aus Sicht des Handwerks eine geeignete und erste wichtige Maßnahme. Den Standort Deutschland als Ganzes zu stärken bedeutet, von Einzelmaßnahmen wie dem Industriestrompreis abzusehen, die nur wenigen zugutekommen, aber von der Allgemeinheit finanziert werden: Preisbrücken müssen – wenn sie denn für einen bestimmten Zeitraum notwendig sind, bis die angesprochenen Maßnahmen greifen - für alle energieintensiven Betriebe und Unternehmen gelten, die alle gleichermaßen von den hohen Energiekosten betroffen sind."

ZDH-Konjunkturbericht 2/2023

Das aktuelle Geschäftsumfeld blieb aus Sicht der Handwerksbetriebe auch im 3. Quartal 2023 insgesamt stabil.

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