Zentralverband des
Deutschen Handwerks
Zentralverband des
Deutschen Handwerks
01.07.2024

Wir müssen ins Trainingslager!

Der wirtschaftspolitische Kompass muss neu ausgerichtet werden: Endlich Fesseln lösen, die Mittelstand und Handwerk binden, und Reformen durchführen, die uns wettbewerbsfähiger machen, so ZDH-Präsident Jörg Dittrich zu Andreas Hoenig von "dpa".
ZDH-Präsident Jörg Dittrich

"Wir sind nicht genügend wettbewerbsfähig, und da reicht es nicht, sich einen neuen Trainingsanzug zu kaufen. Da müssen wir ins Trainingslager."

"Das immer wiederkehrende Gezerre und ständige Hin und Her ist ermüdend und zu einem gewissen Grad auch frustrierend. Natürlich braucht es Verhandlungen, aber nehmen Sie das Dynamisierungspaket: Das soll nächste Woche kommen, aber keiner weiß, was drinsteht. Insgesamt fehlt das Zutrauen, dass die Bundesregierung entschieden eingreift und die nötigen Schritte geht, um Deutschland wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Das ist unbedingt notwendig." Die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standortes müsse erhöht, mehr private Investitionen angereizt werden. Die Steuer- und Abgabenlast müsse sinken. Die Stromsteuer müsse für alle Verbraucher, und damit auch für alle Betriebe, auf das EU-Mindestmaß gesenkt werden. Bürokratie müsse abgebaut werden.

"Weniger Zettel, mehr Wirtschaft auf jeden Fall. Wieder mehr Zutrauen in Betriebe und Beschäftigte."

"Wir müssen dringend die Frage beantworten: Wie sieht der wettbewerbs- und damit zukunftsfähige Wirtschaftsstandort Deutschland aus? Dafür müssen wir den wirtschaftspolitischen Kompass neu ausrichten und endlich die Herausforderungen angehen, die Mittelstand und Handwerk fesseln. Als die drei größten Problemfelder nennen Handwerkerinnen und Handwerker die hohe Steuer- und Abgabenlast, die Bürokratie und die Fachkräftesicherung. Damit sind die Handlungsaufträge für die Politik klar: Betriebe wie Beschäftigte müssen entlastet werden, damit sie wieder Spielraum für Investitionen haben. Der Bürokratieabbau darf nicht nur auf dem Papier stehen, sondern muss im Betriebsalltag spürbar werden. Für die Fachkräftesicherung ist zentral, dass Politik endlich die Bildungswende umsetzt und Gleichwertigkeit schafft: Damit für junge Menschen greifbar wird, dass das Handwerk ihnen die Chance auf eine Karriere mit Sinn, Sicherheit und Zukunft bietet."

"Es wird immer dringlicher, dass wir über eine grundlegende Reform der Sozialversicherungssysteme sprechen, denn die Belastungen für Betriebe wie für Beschäftigte laufen schlicht aus dem Ruder. Die Leistungsträger in Mittelstand und Mittelschicht müssen wieder in den Mittelpunkt rücken. Was heißt, endlich wieder eine Balance herzustellen: Betriebe und Beschäftigte müssen entlastet, die Finanzierung der Sozialversicherungssysteme wieder nachhaltig und generationengerecht aufgestellt werden. Diese Aufgabe ist ohne jeden Zweifel komplex. Aber das kann und darf nicht bedeuten, dass man diese Reformen vertagt und gar nicht erst anpackt."

"Beim Thema Sozialabgaben mauert die Politik regelrecht – weder Regierung noch Opposition trauen sich daran. Seit Jahren warnen wir davor, dass die Beiträge außer Kontrolle geraten, wenn wir die Finanzierung der Sozialversicherungssysteme nicht grundlegend reformieren und dabei den Faktor Lohn entlasten. Gerade das lohnintensive Handwerk ist gegenüber Wirtschaftsbereichen, in denen die Personalkosten keinen so hohen Anteil haben, benachteiligt. Aktuell geschieht genau das, was wir befürchtet haben: Das Überschreiten der 40-Prozent-Marke im letzten Jahr war ein Dammbruch. Seither steigen die Sozialbeiträge in schwindelerregender Geschwindigkeit. Bereits in zehn Jahren sollen die Sozialabgaben fast die 50-Prozent-Marke erreicht haben."

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