Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
13.01.2025

Wirtschaftspolitik-Neustart: Dringlichste Aufgabe neuer Regierung

ZDH-Präsident Dittrich betont im Gespräch mit Andreas Hoenig (dpa) die Dringlichkeit einer mittelstandsorientierten Politik. Das Handwerk braucht Stabilität, Entlastung und klare Perspektiven. Die neue Bundesregierung wird konkrete Taten liefern müssen!
ZDH-Präsident Jörg Dittrich

"Gesellschaft, Wirtschaft und Handwerk sind aktuell von Unsicherheit geprägt, ausgelöst durch geopolitische Konflikte, den demografischen Wandel, Digitalisierung und weitere technologische und häufig als bedrohend empfundene Entwicklungen wie etwa Künstliche Intelligenz. Bei vielen Menschen dominieren die Sorgen, dass es nur schlechter werden kann. Gleichzeitig spüren wir in den Betrieben und bei den Beschäftigten eine große Sehnsucht nach positiver Veränderung. Dennoch wird viel zu wenig darauf fokussiert, dass wir den Wandel aktiv gestalten können. Der Verzagtheit und teils Mutlosigkeit würde ich gerne als positives Bild entgegensetzen: Veränderung hat schon immer stattgefunden. Und wir wissen, wo die Unzulänglichkeiten und Defizite liegen, bei denen Veränderungen nötig sind. Jetzt gilt es, diese auch mutig anzugehen."

Dittrich kritisiert einen Fokus auf Großstrukturen und Industriepolitik. "Das ist ein großes Ärgernis. Der Kanzler hat Betriebsräte von VW und anderen Konzernen eingeladen. Auch im Handwerk sind im vergangenen Jahr rund 80.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Das war aber offensichtlich nicht wichtig genug, um dies im Kanzleramt konkret zu besprechen: Wie wir das verhindern, wie wir diese Kapazitäten erhalten."

"Wir brauchen eine verlässliche mittelstandsorientierte Politik, die Ausbildung, Digitalisierung und die Energiewende voranbringt. Positionen, die Innovationen blockieren und wirtschaftliche Entwicklung hemmen, gefährden die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks und damit auch den gesellschaftlichen Wohlstand. Wir im Handwerk erwarten eine Politik, die die Sorgen der Menschen ernst nimmt und diese nicht durch bloße Inszenierung oder Polemik beantwortet. Statt ideologischer Grabenkämpfe und gegenseitigem Diffamieren braucht es konkrete, lösungsorientierte Ansätze, die echte Perspektiven schaffen. Als Handwerk setzen wir uns entschieden für ein wirtschaftsfreundliches Umfeld ein, das Handwerksbetriebe stärkt und ihnen die notwendige Planungssicherheit bietet. Europafeindliche Haltungen, die den Binnenmarkt und den internationalen Austausch gefährden, lehnen wir ab, da sie die Existenzgrundlage vieler Handwerksbetriebe bedrohen."

Zu Vorschlägen einer Investitionsprämie: "Man kann Wettbewerbsfähigkeit nicht herbeisubventionieren. Wo sind die Vorschläge, um die Kostenschübe in den Sozialsystemen zu vermindern?"

"Die Wirtschaft muss wieder in den Fokus genommen werden. Alles, was vor uns steht, erfordert eine starke Wirtschaft - der Erhalt der Sozialsysteme, die Investitionen, die im Klima notwendig sind, wie auch unser geopolitischer Einfluss, den wir uns wünschen, inklusive der Sicherheit. Das alles können wir nur mit einer starken Wirtschaft und einem starken Mittelstand stemmen."

"Unser Alleinstellungsmerkmal als Deutschland ist ein starker Mittelstand, getragen auch von der beruflichen Bildung. Und diese gilt es zu stärken, weil sie auch die Perspektive für den Erhalt des Mittelstands bedeutet. Und da hängt dann auch die Attraktivität der Selbstständigkeit mit dran. Seit Jahrzehnten jedoch besteht eine permanente Benachteiligung der beruflichen Bildung, die sowohl finanziell wie auch ideell gegenüber dem akademischen Bereich stiefmütterlich behandelt wird."

"Der Veränderungsnotstand muss mit der neuen Regierung ein Ende haben. Deutschland braucht den Neustart. Wir fordern von der Politik entschlossene Signale: Entlastung, Stabilität und Aufbruch. Die neue Regierung muss durch richtige Weichenstellung die wirtschaftspolitische Kehrtwende einleiten. Reden reicht nicht, es braucht Taten! Das Handwerk erwartet wirtschaftspolitische Substanz, keine leeren Versprechen. Die neue Bundesregierung muss den Mittelstand stärken – das ist keine Kür, sondern Pflicht."

"Mit dem Wahlcheck "25 für 25" bringt das Handwerk die zentralen Anliegen von Betrieben und Beschäftigten in die politische Debatte und den Wahlkampf der kommenden Wochen ein. Die 25 Punkte zeigen auf, wo im Handwerk der wirtschaftspolitische Schuh drückt, und welche politischen Entscheidungen für Betriebe und Beschäftigte dringend erforderlich sind: weniger Bürokratie, eine generationengerechte Sozialpolitik, faire Steuern, eine starke berufliche Bildung und gezielte Unterstützung für Handwerksbetriebe – ob in der Stadt oder auf dem Land."

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