Gutes Signal für mehr Zuwanderung
„Es ist richtig und aus Sicht des Handwerks gut, dass die Bundesregierung mit ihren im Bundeskabinett beschlossenen Eckpunkten zur Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten die rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen für die Erwerbsmigration nach Deutschland umfassend weiterentwickelt. Denn um dauerhaft die Fachkräftebasis für die deutsche Wirtschaft und das Handwerk zu sichern, sind auch unsere Betriebe immer stärker auch auf ausländische Arbeits- und Fachkräfte angewiesen. Die neuen Regelungen werden jedoch nur dann zu mehr Zuwanderung führen, wenn die vielen kleinen und mittleren Betriebe und Unternehmen diese Regelungen in der Praxis auch nutzen. Bei der Umsetzung der Eckpunkte darf sich daher die schon jetzt bestehende Komplexität des Zuwanderungsrechts keinesfalls weiter erhöhen, sondern sie muss abgebaut werden. Es muss alles daran gesetzt werden, das gesamte Zuwanderungsverfahren zu entbürokratisieren und die Verwaltungsverfahren deutlich zu beschleunigen. Hierzu muss die Visumsvergabe deutlich schneller werden und die Ausländerbehörden müssen sich in echte Welcome Center wandeln.
Das den Eckpunkten zugrundeliegende Drei-Säulen-Modell sieht vor, Zuwanderung erstens für Fachkräfte mit einer anerkannten ausländischen Berufsausbildung, zweitens für Fachkräfte mit nachgewiesener Berufserfahrung und drittens durch die Einführung einer Chancenkarte zur Arbeitsplatzsuche zu erleichtern. Das Handwerk unterstützt den grundsätzlichen Ansatz des Drei-Säulen-Modells der Eckpunkte, den Fokus auf qualifizierte Zuwanderinnen und Zuwanderer mit ausländischen Berufsabschlüssen zu richten. Dieser Ansatz darf aber nicht zu einem Ausschluss von Zuwanderern führen, die keinen formalen Berufsabschluss erworben haben. Die Erfahrungen des Handwerks aus Zuwanderungsprojekten zeigen, dass viele Menschen aus Drittstaaten über ausgeprägte Berufserfahrungen und gute handwerkliche Berufskompetenzen verfügen, obwohl sie keinen anerkennungsfähigen Abschluss haben. Dieses Potenzial muss in die Fachkräftemigration stärker einbezogen werden. Keinesfalls darf die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zur Pflicht erhoben werden. Für eine schnelle und dauerhafte Integration in den deutschen Arbeitsmarkt muss es genügen, Berufsanerkennungsverfahren auf freiwilliger Basis anzubieten und staatlich aktiv zu fördern. Für Zuwandernde mit reiner Berufserfahrung sollte eine gleichwertige Alternative zur Berufsanerkennung in Form einer abschlussbezogenen Validierung von Berufskompetenzen angeboten werden. Grundlage dafür muss das vom Bundesbildungsministerium seit Jahren im Projekt ValiKom Transfer geförderte Validierungsverfahren von Kammern aus Handwerk, Industrie und Handel sowie der Landwirtschaft sein.“