Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
11.10.2024

Standort braucht Impulse für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit

Beim ZDH-Forum hat ZDH-Präsident Jörg Dittrich am 11. Oktober an die Politik appelliert, die besonderen Bedürfnisse der lohnintensiven und standortgebundenen Handwerksbetriebe stärker in den Fokus zu rücken.
    ZDH-Forum

    "Das Handwerk ist eine bedeutende Wirtschaftsmacht in Deutschland. Mit einem Umsatz von 766 Milliarden Euro im Jahr 2023 übertrifft es sogar die deutsche Automobilindustrie bei weitem. Mit rund 5,6 Millionen Beschäftigten und deren Angehörigen ist das Handwerk aber eben nicht nur eine immense Wirtschaftsmacht, sondern zugleich auch eine gesellschaftliche Macht. Ein starkes Handwerk ist die Voraussetzung für eine starke Gesamtwirtschaft und ein starkes Land", so Dittrich.

    Der ZDH-Präsident betonte, dass politische Maßnahmen konsequent auf das Ziel ausgerichtet sein müssen, die Wachstumsschwäche zu überwinden. "Es fehlen Anreize für Leistung und Investitionen. Die Betriebe brauchen Planungssicherheit und Verlässlichkeit. Das Handwerk ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und die großen Herausforderungen gemeinsam mit der Politik anzugehen", erklärte Dittrich vor den rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am ZDH-Forum.

    Gastredner des ZDH-Forums war Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der in einem Impulsvortrag seine Vorstellungen für eine Wirtschaftswende präsentierte. Lindner betonte, wie wichtig es sei, die Standortbedingungen zu verbessern, um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu sichern.

    "Unserem Land stellt sich eine Richtungsentscheidung: Wollen wir weiter einen Lebensstandard haben auf einem Spitzenniveau weltweit, ist es unsere Absicht Weltspitze zu sein bei den ökonomischen Standards? Dann geht kein Weg daran vorbei, dass jede und jeder Einzelne und unser Land insgesamt auch die Bereitschaft zu Spitzenleistung entwickeln. Die große Aufgabe ist ein Umsteuern weg von einem Sozialstaat, der seine Treffsicherheit eingebüßt hat, hin zu einem Klima der Investitionen und Erwirtschaften des Wohlstands statt der Umverteilung. Wir müssen eine Image-Kampagne für den Wert der Arbeit einleiten: Anstrengung und die Bereitschaft für Arbeit sind die Voraussetzungen für Wohlstand und diese Richtungsentscheidung muss unser Land wieder treffen."

    Die Herausforderungen sind laut ZDH-Präsident bekannt: eine zu hohe Steuer- und Abgabenlast, zu viel Bürokratie, fehlende Fachkräfte. "Jetzt muss endlich angepackt werden", forderte Dittrich. Ganz oben auf der Aufgabenliste der Politik müsse eine Reform der Sozialversicherungen stehen, um sie fair, finanzierbar und zukunftsfest auszugestalten. Ohne Reformen drohten die Beiträge bis 2035 auf über 48 Prozent zu steigen. Allein der erwartete Anstieg des Zusatzbeitrags der GKV und der Pflegeversicherung werde Betrieben und Beschäftigten 20 Milliarden Euro an Kaufkraft entziehen. Geld, das dann für Investitionen und Konsum fehle.

    Das ZDH-Forum fand im Hotel Melia Berlin statt und beleuchtete die Ziele und Schwerpunkte der Bundesregierung in der verbleibenden Legislaturperiode. Zuvor hatte die ZDH-Vollversammlung am selben Ort getagt.

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