Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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31.10.2024

Höheres Rezessionsrisiko durch verstärkte Grenzkontrollen

Allianz Trade Analyse: Deutsche Grenzkontrollen verteuern Waren und verursachen wirtschaftliche Einbußen.

Eine Studie des Kreditversicherers Allianz Trade zeigt, dass die neuen Grenzkontrollen in Deutschland erhebliche negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben könnten. Die Wartezeiten an den Grenzen dürften die Transport- und Warenkosten für Importe um etwa 1,7 Prozent erhöhen, was das Handelsvolumen und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hersteller beeinträchtigen würde. Laut Experten könnte der Handel jährlich bis zu 1,1 Milliarden Euro verlieren, und es drohen Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt von bis zu 11,5 Milliarden Euro.

Längere Wartezeiten an den Grenzen befürchtet

Die durchschnittliche Grenzübertrittszeit könnte sich von 3,34 Minuten auf etwa 20 Minuten verlängern, was zu erheblichen Verzögerungen und höheren Kosten für Unternehmen im internationalen Handel führen würde. Besonders betroffen sind der Bildungs- und Freizeitsektor, die Lebensmittelbranche, Handels- und Transportdienstleistungen sowie der Maschinenbau und die Chemie- und Pharmaindustrie. Diese Entwicklungen könnten zu Lieferkettenstörungen führen, die Produktion beeinträchtigen und Unternehmen zu kostspieligerer Lagerhaltung zwingen.

Kontrollen mit Augenmaß

Die neuen Grenzkontrollen sollen zunächst für ein halbes Jahr gelten. An den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz wurde bereits zuvor kontrolliert – hier änderte sich daher nichts. Hinzu kamen Frankreich, Dänemark, Belgien, die Niederlande und Luxemburg. Der Bundesverband Spedition und Logistik sieht die Situation weniger skeptisch. Demnach sind lediglich gelegentliche Überprüfungen geplant, die primär nicht den Warentransport beeinträchtigen sollen. Es existieren Methoden, um übermäßige Verkehrsstockungen an den Grenzübergängen zu verhindern. Während der Pandemie wurde auf EU-Ebene ein Konzept für bevorzugte Durchfahrt von Gütertransporten eingeführt, das auch in dieser Situation Anwendung finden könnte. Der Verband zeigt sich zuversichtlich, dass die Kontrollen mit „Maß und Mittel“ durchgeführt werden.

Furcht, dass andere Länder nachziehen

Nach Ansicht der DIHK ist dennoch Skepsis angebracht. Die Einführung solcher Kontrollen durch Deutschland könnte einen Dominoeffekt auslösen, bei dem andere Staaten ähnliche Maßnahmen ergreifen. Dies würde den Warenverkehr, Pendlerströme und den Tourismus erheblich beeinträchtigen. Flächendeckende und langfristige Kontrollen in Verbindung mit längeren Fahrzeiten durch Grenzkontrollen könnten zu Mehrkosten führen und die Effizienz von Lieferketten behindern. Diese Entwicklung könnte somit weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen haben und das Funktionieren des Schengen-Raums gefährden.

Quellen: www.allianz-trade.de, Pressemitteilung vom 20. September 2024;
                  www.manager-magazin.de, Pressemitteilung vom 20. September 2024;
                  www.tagesschau.de, Pressemitteilung vom 16. September 2024