Standort Deutschland für viele Betriebe zu teuer und kompliziert
Die schlechte Stimmung der deutschen Wirtschaft verfestigt sich weiter. Das zeigt die Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zu Jahresbeginn 2024, an der sich mehr als 27.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen beteiligt haben.
Erwartungen der Betriebe bleiben im negativen Bereich.
Zwar zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass das internationale Geschäft weniger schlecht läuft als befürchtet und sich bei einigen Unternehmen sogar zarte Lichtblicke zeigen. Jedoch sehen mittlerweile fast drei von fünf Unternehmen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko, was einen neuen, besorgniserregenden Höchstwert bedeutet. Bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage bezeichnen 29 Prozent der Betriebe ihre Lage als "gut" und 22 Prozent als "schlecht". Der Trend nach unten setzt sich damit weiter fort. Mehr als ein Drittel der Betriebe (35 %) geht von einer Verschlechterung in den kommenden zwölf Monaten aus, nur 14 Prozent rechnen mit Besserung. Die DIHK prognostiziert für das Jahr 2024 einen erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent.
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko
57 Prozent der Unternehmen führen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko auf (Herbst 2023: 51 %, Frühsommer 2023: 43 %). Große Sorgen, wenn nicht sogar Frustration, bereiten den Unternehmen vor allem die weiterwachsende Bürokratie, überbordende Regulierung und mangelnde wirtschaftspolitische Impulse. Als Geschäftsrisiken nennen über die Hälfte der Unternehmen Energie- und Rohstoffpreise (60 %), Fachkräftemangel (56 %), Inlandsnachfrage (55 %) und Arbeitskosten (53 %). Die schlechten Rahmenbedingungen und der Frust der Unternehmen drücken auch die Investitionspläne im Inland nach unten: 33 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionen in Deutschland verringern, nur noch 24 Prozent planen eine Erhöhung.
Immer mehr Betriebe investieren mittlerweile im Ausland, weil für sie der Standort Deutschland zu teuer und kompliziert ist.
Von den Industrieunternehmen mit Investitionsplänen im Ausland nannten in der Erhebung 35 Prozent "Kostenersparnis" als Hauptmotiv. Einen solch hohen Wert gab es zuletzt im Jahr 2008. Bei den kleineren Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten war dieser Anteil mit 37 Prozent fast so hoch wie im Jahr 2004, als Deutschland der "kranke Mann Europas" war. Aber auch bei der Ausweitung ihrer bestehenden Auslandsinvestitionen halten sich die Unternehmen zurück. Nur noch 30 Prozent wollen ihre Auslandsinvestitionsbudgets erhöhen, während mit 23 Prozent fast jeder vierte Betrieb Kürzungen vorsieht.
Das Fazit der DIHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn 2024 lautet: "Umsteuern ist das Gebot der Stunde, bevor die industrielle Struktur in Deutschland nachhaltig geschwächt wird."
Quellen: www.finanznachrichten.de, Pressemitteilung vom 12. März 2024;
www.dihk.de, Pressemitteilung vom 15. Februar 2024