Arbeiten im Ausland: 3 Handwerker erzählen ihre Geschichte
Keramik auf Teneriffa – Zahntechnikerin Cherita-Annabell Krumm
Die 22-jährige Auszubildende Cherita-Annabell Krumm nutzte die Auslandserfahrung, um sich weiterzuentwickeln und „ihre Komfortzone zu verlassen“. Die angehende Zahntechnikerin aus Olfen absolvierte 2022 im zweiten Ausbildungsjahr ein Praktikum mit Erasmus+ auf Teneriffa. Während die Auszubildende in Deutschland vor allem mit Kunststoff-Prothesen arbeitete, fertigte sie auf Teneriffa fast ausschließlich Prothesen aus Keramik.
Eine der größten Herausforderungen auf Teneriffa war für Krumm die Sprache. Da sie der spanischen Sprache nicht mächtig war und nur Englisch konnte, musste sie sich mit Händen und Füßen verständigen, was auch funktionierte. Neben der Arbeit im Labor kam für die junge Frau aber auch der Spaß nicht zu kurz: Sie nutzte ihre Freizeit zum Tauchen, Wandern, Kanufahren und um Freunde zu treffen.
Die Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt im Rahmen der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu absolvieren, stellt sowohl für Ausbildungsbetriebe als auch Auszubildende und junge Fachkräfte eine echte Win-win-Situation dar. Ein Auslandspraktikum können sich Auszubildende auf die Lehrzeit anrechnen lassen. Dabei können sie Arbeitstechniken sowie Produkte anderer Länder und Kultur-kreise kennenlernen und zugleich ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern. Das Netzwerk der Mobilitätsberatenden der Kammern "Berufsbildung ohne Grenzen" bietet Beratung rund um das Thema.
Mit dem VW-Bus durch Großbritannien – Kunstschmied Stefan Simmet
In den 1990er-Jahren packte den damals 28-jährigen Stefan Simmet aus Tittling die Lust, nach England zu reisen. Er hatte dort eine Freundin und besaß außerdem ein großes Interesse für die englische Schmiedekunst. Ohne Handy und Internet zog der Kunstschmied mit einem VW-Bus für 450 Mark los, nur ausgestattet mit einer Landkarte und seinem Schmiedehammer. Bei mehreren englischen Kunstschmieden, die er nur dem Namen nach kannte, versuchte er sein Glück und wurde bei ihnen vorstellig.
Auch für Simmet war die Sprache die größte Herausforderung. Sein Englisch war nicht das Beste und englische Fachbegriffe aus der Metallverarbeitung waren ihm nicht geläufig. Begeistert war der damalige Kunstschmied-Geselle von der anderen Formsprache: Anders als in Deutschland ist die Kunstschmiedearbeit in England nicht im Barock verhaftet. Simmet bekam unter anderem die Möglichkeit, bei Charles Normandale an der Mitarbeit beim "The Henry Cort Millennium Project", der größten internationalen Schmiedeausstellung der Welt, mitzuwirken. Nach fast zwei Jahren auf Wanderschaft durch Großbritannien kehrte der heute 52-jährige Kunstschmied zurück nach Deutschland. Seinen Lehrlingen gibt er den Rat auf den Weg, ebenfalls den Schritt ins Ausland zu wagen.
Französische Patisserie in Australien – Konditormeisterin Anna-Sophie Heinrich
Schon lange war es der Traum von Anna-Sophie Heinrich aus Syke, einmal für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Nach dem Berufsabschluss ging es für die mittlerweile selbstständige Konditormeisterin und Betriebswirtin dann auch direkt in die Traumdestination vieler junger Menschen – nach Australien. Mit ihrem Gesellenbrief in der Tasche bewarb sich die Konditorin direkt vor Ort und arbeitete zunächst zur Probe, bis sie einen passenden Job gefunden hatte.
Bei Adriano Zumbo, einem bekannten Patissier, lernte die heute 26-jährige Konditorin die verschiedenen Patisserie-Techniken, darunter auch das sogenannte "Mirror Glaze", eine bestimmte Glasur-Technik. Bis dahin hatte sie keinerlei Erfahrung mit der französischen Patisserie. Während es in Deutschland üblich ist, ganze Kuchen und Torten anzufertigen, sind es in Australien kleine ausdekorierte Törtchen. Nach ihrem Auslandsaufenthalt besuchte Heinrich die Meisterschule. Die in Australien erlernten Techniken nutzt die Konditormeisterin heute bei der Herstellung der Kreationen für ihren eigenen Laden. Ihr Fazit: "Ich kann es jedem wärmstens empfehlen ins Ausland zu gehen, egal wie alt."
Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 31. Januar 2024