Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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28.06.2024

Azubi aus Afrika: Wenn das Bauchgefühl stimmt

Ein bürokratischer Hürdenlauf führte vom Maghreb in die deutsche Handwerkswelt.

Im Frühling 2021 erreichte eine außergewöhnliche Bewerbung die Firma Keusen Ball GmbH im unterfränkischen Mömlingen. Ein junger Mann aus Nordafrika bewarb sich in fließendem Deutsch um ein Vorstellungsgespräch für eine Lehrstelle als SHK-Anlagenmechaniker. Betriebsinhaber Tim Keusen und sein Team waren neugierig und luden den Bewerber zu einem Videogespräch ein. Der erste Eindruck überzeugte: "Er hatte sich gründlich vorbereitet und kannte sich mit unserem Unternehmen und der Region bestens aus", erinnert sich Keusen. Der Installateur- und Heizungsbaumeister beschloss, Abdallah eine Chance zu geben und ihn nach Mömlingen zu holen. Damit begann ein bürokratischer Hürdenlauf – mit Happy End.

Umfangreiche Vorbereitungen und viel Geduld

Es dauerte ein halbes Jahr, bis alle Formalitäten erledigt waren: Von Visum über diverse Versicherungen und ein Konto in Deutschland bis zum unterschriebenen Mietvertrag. Besonders die Wohnungssuche gestaltete sich kreativ und fand als virtuelle Besichtigung statt. Auch Abdallah zeigte von Marokko aus großes Engagement. Er nahm an einem Deutschkurs teil und kontaktierte die Behörden aus der Ferne. Manchmal brauchte er dafür mehrere Anläufe. Doch für seinen Traum ließ er sich nicht entmutigen. Die Begeisterung für das Handwerk strahlt der heute 23-Jährige auch im dritten Lehrjahr noch aus. Er schwärmt von der Vielseitigkeit in seinem Beruf. Bei Keusen Ball arbeitet der junge Marokkaner hauptsächlich an regenerativen Heizungsanlagen – eine Chance, die er in seiner Heimat nie gehabt hätte.

Mehr als nur ein Job

Motivation und Leidenschaft hat Abdallah nicht nur für sein Handwerk, sondern auch für seinen Ausbildungsbetrieb. Dort hat er eine zweite Familie gefunden. Sie hat den jungen Auszubildenden mit offenen Armen aufgenommen und ihm eine berufliche Perspektive ermöglicht. Beide Seiten können sich sehr gut vorstellen, dass Abdallah auch nach der Gesellenprüfung im Unternehmen bleibt.

Unkonventionelle Wege zu wertvollen Fachkräften

Bei der Suche nach geeigneten Fachkräften setzt Tim Keusen auf Offenheit und Kreativität. Er lockt mit der Vier-Tage-Woche, überbetrieblicher Bezahlung und spricht Schüler direkt in Schulen an. Das Allerwichtigste für ihn ist, dass jemand ins Team passt; bei Abdallah hat sein Bauchgefühl sofort gestimmt.

Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 10. November 2023