Der Letzte seiner Art: Handgefertigte traditionelle Kuckucksuhren
Christophe Herr aus Schonach im Schwarzwald fertigt traditionelle Kuckucksuh-ren in fünfter Generation. Seit der Gründung des Familienunternehmens im Jahr 1868 wird das Kunsthandwerk von Generation zu Generation weitergegeben. Heute gilt "Robert Herr Kuckucksuhren" als der älteste noch bestehende Hersteller von ausschließlich handgefertigten traditionellen Schwarzwalduhren.
Von der Serienproduktion zurück zu den Wurzeln
In den 1970er Jahren, in denen es als schick galt, sich eine Schwarzwalduhr als Urlaubssouvenir zu kaufen, beschäftigte die Firma rund 40 Leute, die Serienuhren herstellten. 1981 machte der Großvater von Christophe Herr jedoch einen Schritt zurück zu den Wurzeln. Seitdem werden in der Schonacher Werkstatt wieder ausschließlich Einzelstücke in Handarbeit hergestellt. Christophe Herr fertigte seine erste eigene Uhr 1991 als Zwölfjähriger als Geschenk für seine Mutter. Nach der Hauptschule absolvierte er eine einjährige Schreinerlehre und machte anschließend eine dreijährige Berufsausbildung zum Holzbildhauer. 1998 kehrte er in den elterlichen Betrieb zurück, den ihm sein Vater im Jahr 2001 übergab.
Wie kommt der Kuckuck in die Uhr?
Alles beginnt mit der Auswahl des Holzes, Lindenholz eignet sich besonders gut zum Schnitzen. Die Stämme aus der Region werden in sieben Zentimeter dicke Bohlen zersägt und müssen dann mindestens zwei Jahre an der Luft trocknen, bevor sie geschnitten und zu Platten verleimt werden. Auf diese Platten werden später Schablonen für die künftigen Uhren gelegt, die Konturen übertragen und dann mit der Hand ausgesägt. Nun beginnt die Hauptarbeit bei jeder Kuckucksuhr, das Schnitzen: Tiere, Pflanzen, Bäume, verschiedene Ornamente. Später wird alles zusammengefügt, gebeizt und abschließend mit einem Wachs versiegelt, das Christophe Herr nach einer eigenen und geheimen Rezeptur herstellt. Den Kuckuck, der sogar mit den Flügeln schlägt, hat der Firmenchef vor einigen Jahren zusammen mit einem Onkel entwickelt. Die Uhrwerke kommen ebenfalls von einer Firma aus Schonach, die als einzige weltweit solche traditionellen mechanischen Spielwerke produziert. Und auch nur einen Kuckucksruf entfernt stellt die Firma Kienzler die Blasebälge her, ohne die der Kuckuck keinen Ton von sich geben würde.
Die Kunden von Christophe Herr wollen ihre individuelle Uhr.
Besonders beliebt bei den Kunden von Christophe Herr sind nach wie vor Kuckucksuhren mit aufwendig geschnitzten Jagdszenen, wie die kürzlich hergestellte, besonders große und reich verzierte Uhr für einen Kunden aus den USA. Die Kunstwerke aus der Firma "Robert Herr Kuckucksuhren" werden weltweit ver-schickt – nach Dubai, Australien oder Amerika. Dort leben Kunden, die sich ihre Traumuhr eine Menge Geld kosten lassen und auch eine längere Wartezeit in Kauf nehmen. Dafür bekommen sie ein individuelles handsigniertes Einzelstück. Je nach Aufwand muss man für eine echte Herr-Uhr zwischen 400 und mehreren tausend Euro investieren. Für die Familie Krüger aus Südafrika, den Nachfahren der Begründer des Nationalparks, wurde deren Familienwappen in wochenlanger Arbeit in eine 1,50 Meter große Uhr geschnitzt.
Nicht nur neue Uhren verlassen die Werkstatt.
Der Holzbildhauer repariert und restauriert auch alte Kuckucksuhren und verschickt sie in alle Teile der Welt. Sie zu erhalten ist ihm wichtig, denn jede ist ein Zeugnis alter Handwerkskunst. Leider steht es nicht gut um den Nachwuchs. Die Arbeit verlangt neben handwerklichem Können auch Kreativität, Fantasie und viel Geduld. Das fehlt vielen jungen Leuten, findet Christophe Herr, und er befürchtet, dass das alte Handwerk in wenigen Jahrzehnten ausgestorben sein könnte. Er selbst hat mehrere Jahre in einer Schule seines Heimatortes die alte Handwerkskunst unterrichtet. Er hofft, dass er dabei vielleicht dem einen oder der anderen die Liebe zu den Kuckucksuhren weitergeben hat.
Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 16. Mai 2023