Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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30.06.2022

Deutscher Brauereibesitzer in Japan punktet mit Reinheitsgebot

Ein Bayer vom Tegernsee ist der einzige deutsche Brauereibesitzer im Land der aufgehenden Sonne.
Mt. Fuji mit roter Pagode, Fujiyoshida, Japan

Angefangen hat Stephan Ragers Abenteuer Mitte der 90er Jahre. Um die Wirtschaft anzukurbeln, erleichterte Japan damals die Gründung kleiner Brauereien – viele Anlagen wurden aus der traditionellen Bierhochburg Deutschland in den Inselstaat verkauft. Zugleich waren deutsche Braumeister gefragt, um den Aufbau solcher Gastbrauereien in Japan zu leiten, das Personal zu schulen und natürlich Bier zu brauen. In Fujinomiya, dem Heimatort seiner Frau Yukari am Fuße des Fuji, pachtete das Ehepaar ein paar Jahre später die ehemalige Lagerhalle eines Sake-Herstellers und baute dort komplett in Eigenarbeit eine eigene kleine Bierbrauerei mit angeschlossenem Restaurant auf. Im Sommer 2004 war der Start des "Bayern Meister Bier".

Seither braut der Bayer sein Bier nach deutschem, genauer gesagt nach bayerischem Reinheitsgebot. Er nimmt ausschließlich Hopfen, Malz und Hefe, so wie die meisten Brauereien in Deutschland auch. Und das Wasser vom Fuji, seiner Meinung nach das beste Wasser zum Bierbrauen in ganz Japan. Die Zutaten importiert er fast ausschließlich aus Deutschland. Aus diesen wird die Maische, eine Zwischenstufe des Biers aus Hopfen und Malz, in Edelstahltanks gepumpt und mit Hefe versetzt. Nach der Gärung fließt Ragers Bier schließlich in die Flaschen. Vier Hauptsorten hat er dabei im Angebot: ein Pils namens Prinz, sein Weizen namens Edelweiße und zwei wechselnde Saisonbiere.

Von einer wirklichen Bierkultur kann man in Japan nicht sprechen: Während in Deutschland jährlich pro Kopf um die 99 Liter Bier getrunken werden, sind es in Japan gerade mal etwa 39 Liter. Dazu kommt der Bevölkerungsrückgang der überalternden japanischen Gesellschaft und die veränderten Trinkgewohnheiten der jungen Leute, die nicht mehr so viel Bier wie früher trinken. Sie bevorzugen alkoholische Mixgetränke, die billiger als das hoch besteuerte Bier sind. Daneben gibt es schon seit Jahrzehnten eine billige Bieralternative.

Bei Stephan Ragers Kunden, die das bayerische Reinheitsgebot zu schätzen wissen, kommt besonders sein Weißbier gut an. Und sein Pils passt gut zum japanischen Fisch – „nicht zu bitter und nicht zu süß". Rager und Frau Yukari, die im Restaurant vor der Brauerei deutsche Hausmannskost wie Spätzle, Schweinebraten und Würstle anbietet, zählen zu ihrer Kundschaft Japaner wie auch Deutsche. So ist "Bayern Meister Bier" bevorzugter Lieferant der deutschen Botschaft in Tokio.

Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 2. März 2022