Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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28.06.2024

Handgefertigte Profipinsel für die ganze Welt

Ein Pinselmacher aus Nürnberg ist ein großer Fan der EU – und hat Vorschläge für Nachbesserungen.
Mitarbeiterin der Zahn Pinsel GmbH bei der Arbeit mit Pinseln

"Ich glaube an den Welthandel", sagt Pinselmacher Daniel Zahn aus Bechhofen bei Nürnberg. Der Geschäftsführer leitet in vierter Generation die in Familienhand geführte Zahn Pinsel GmbH. In der hochmodernen Produktionshalle wird noch viel traditionell von Hand gemacht. Um international mit-halten zu können, wurde aber auch Vieles automatisiert und Prozesse verschlankt.

120 Mitarbeitende beschäftigt Daniel Zahn aktuell, unter ihnen auch zehn Lehrlinge, davon sechs als Pinselmacher. Jedes Haar am Pinsel muss sitzen. Mit dem Millimetermaß und in Handarbeit wird gezupft und gezogen. Bevor ein Pinsel in der Halle in Bechhofen produziert wird, wird er erst mit dem Kunden zusammen nach dessen individuellen Bedürfnissen entworfen. Die Zahn Pinsel GmbH produziert nicht für den Endkunden im Schreibwarenladen oder Baumarkt, sondern stellt Pinsel für Unternehmen her, die diese weiterverkaufen. Dabei ist das Unternehmen breit aufgestellt: Vom Kosmetikpinsel für Naildesigner bis zum Malerpinsel, Künstlerpinsel oder Zahntechnikerpinsel. Selbst Baristapinsel zum Reinigen der Kaffeesiebe gehören zum Sortiment.

Regional produziert, global verkauft

Die Pinselmanufaktur von Daniel Zahn importiert ihre Rohstoffe, z. B. edle Hölzer oder feinste Tierhaare, aus der ganzen Welt. Und exportiert die handgefertigten Profipinsel, die aus ihnen entstehen, anschließend in aller Herren Länder. Gut neun Millionen Euro wurden 2023 umgesetzt, das sind ca. acht Millionen Pinsel. Einer der Hauptabsatzmärkte der Zahn Pinselmanufaktur sind die USA. Doch bis zu 50 Prozent der Produktion geht in EU-Länder, in denen es fast keine eigene Herstellung mehr gibt.

EU erleichtert internationalen Handel

Rückblickend stellt Daniel Zahn fest: "Die EU hat unser Leben in vielerlei Hinsicht vereinfacht". Wenn früher Pinsel ins Ausland verkauft wurden, musste sich als erstes mit dem Kunden darauf geeinigt werden, in welcher Währung überhaupt fakturiert wird. Wegen der schwankenden Wechselkurse war das immer ein Risiko. Erschwerend kamen die unterschiedlichen Zollbestimmungen in den einzelnen Ländern hinzu. In einem Land waren die Haare eines Tieres verboten, weil es als vom Aussterben bedroht galt, im anderen Land durfte ein bestimmtes Holz nicht verwendet werden und im nächsten fiel der Leim unter die verbotenen Gefahrenstoffe. Von den nationalen Verpackungsverordnungen ganz zu schweigen.

Top Drei - warum die EU hilfreich ist

Der Geschäftsführer ist daher ein großer Fan der EU. Seine Top Drei sind eine einheitliche Währung, eine einheitliche Gesetzgebung und ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. In den USA ist er mit seinem Unternehmen immer mit einem Bein im Gefängnis. Kalifornien hat beispielsweise die strengste Umweltgesetzgebung – die auch beim Export nach Texas beachtet werden muss. Denn niemand kann garantieren, dass der Pinsel nicht doch in Los Angeles landet. Das kann in der EU nicht passieren. Über REACH sind z. B. seit 2007 alle Gefahrenstoffe EU-weit einheitlich geregelt. Was in Deutschland gilt, geht auch in Frankreich. Auch die Freizügigkeit ist ein riesiger Vorteil der EU, wenn sie auch für Pinselmacher nicht wirklich ins Gewicht fällt. Pinselmacher ist nur in Deutschland ein anerkann-ter Ausbildungsberuf. Daniel Zahn muss seine Fachkräfte selbst ausbilden.

Das könnte besser werden

Trotz der vielen Vorteile, die die EU für ihn als Unternehmer bringt, sieht Daniel Zahn auch Nachbesserungsbedarf: "Wir leiden unter der Bürokratie".  Zählt er die Stunden im Ein- und Verkauf sowie der Verwaltung zusammen, die allein dafür drauf gehen, kommt er auf eine Halbtagesstelle, die kleine Betriebe seiner Einschätzung nach gar nicht stemmen können.

Sein Vorschlag: "In dem Moment, in dem ein EU-Gesetz eine Frage regelt, müsste die nationale Gesetzgebung – und mit ihr auch die dazugehörige nationale Verwaltung – an diesem Punkt abgeschafft werden. Sie ist nicht wertschöpfend und muss daher auf ein Minimum reduziert werden. Wenn ich Rohstoffe importiere und daraus einen Pinsel herstelle, habe ich einen Wert geschaffen. Mit diesem Gewinn finanziere ich dann über Steuern viel zu viel Bürokratie mit. Das muss schlanker werden. Und gerne übrigens auch digitaler, um Prozesse zu beschleunigen."

Er glaubt daran, dass der freie Handel zu Wohlstand führt. Und die EU ein riesiger Gewinn für alle ist.

Quellen: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 14. Mai 2024;
                  www.bh-international.de, Pressemitteilung vom 26. April 2024;
                  www.hwk-mittelfranken.de, Pressemitteilung vom 26. April 2024

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