Zentralverband des
Deutschen Handwerks
Zentralverband des
Deutschen Handwerks
17.04.2024

Junge Schreinerin im Einsatz auf Ghanas Dächern

In Westafrika lernte Lea John in einer kleinen Schreinerei eine fremde Kultur und andere Arbeitsweisen kennen.

Mit dem Ziel, während ihrer Schreinerausbildung neue Erfahrungen und Arbeitstechniken zu sammeln und die Welt auszukundschaften, arbeitete die junge Handwerkerin aus dem baden-württembergischen Neidlingen vier Wochen in einer kleinen Schreinerei am Fluss Ankobra in Ghana. Rückblickend waren das bisher für die 22-jährige Schreinerin definitiv die besten vier Wochen ihres Lebens.

Freiwilligendienst in Ghana

Ein langjähriger Wunsch der Handwerkerin war es, nach dem Abitur neue Länder kennenzulernen. Das erste Lehrjahr von Lea Johns Schreinerausbildung war jedoch geprägt von der Corona-Pandemie – wodurch der Wunsch nach Veränderung und Neuem nur noch größer wurde. Bei ihrer Suche und Recherche stieß sie dann auf die Organisation ‚Rainbow Garden Village‘, die Freiwilligendienste und Auslandspraktika anbietet. Der vierwöchige Freiwilligendienst in einer ghanaischen Schreinerei fiel der Schreinerin, die schon in der Kindheit ihre Liebe zum Holz entdeckte, direkt ins Auge.

Schreinern wie in Deutschland – nur eben anders.

In Ghana beinhaltet das Schreinerhandwerk auch Aufgaben des Zimmererhandwerks. Neben den klassischen Schreinertätigkeiten durfte Lea John mit Bambus arbeiten. Gearbeitet wird jeden Tag in der Woche – einschließlich samstags und sonntags.

Der Umgang mit Bambus machte der jungen Schreinerin von Beginn an Spaß. Zunächst lernte sie, wie man Cane schält, um Seile daraus zu fertigen. 'Cane' sind Lianen, die geschält und anschließend aufgetrennt werden, um daraus Seile und Bänder zu flechten. Aus den Flechtwerken baute sie anschließend Sitzflächen für Stühle, Lampenschirme oder Körbe. Cane baute John auch in ihr Gesellenstück mit ein und brachte dafür extra Material aus Ghana mit nach Deutschland. Geschockt hat die Handwerkerin die ghanaische Arbeitssicherheit, die sich stark von der deutschen unterscheidet. So tragen die Schreiner keine Arbeitskleidung, sondern verrichten ihren Job meistens oberkörperfrei und barfuß. Dacharbeiten werden ohne Sicherungen ausgeführt. Auch bei Hobel- und Stemmarbeiten wird das Holz nicht festgespannt. Maschinen werden nicht eingesetzt, alles ist echte Handarbeit.  

Das Schreinern ist in Ghana ein männerdominiertes Handwerk.

Weil in Ghana hauptsächlich Männer im Schreinerberuf arbeiten, wurde Lea John anfangs als Frau belächelt und durfte an ihrem ersten Arbeitstag nur zusehen. Erst nachdem sie ausführlich erklärt hatte, dass das ihr Beruf ist, wurde ihr schließlich der Hammer gereicht. Auch bei Dacharbeiten durfte die Handwerkerin anfangs nicht mit. Als Frau auf der Leiter wurde sie komisch angesehen. Nach und nach trauten ihr die einheimischen Schreiner mehr zu, sodass sie auch auf dem Dach arbeiten konnte.

Dass sie während ihres Aufenthalts die einzige Projektteilnehmerin war, hatte auch Vorteile. Sie mischte sich unter die Einheimischen, die in Ghana sehr offen, höflich und zuvorkommend sind. Die meiste Zeit verständigte sich Lea John mit Händen und Füßen. Das funktionierte immer sehr gut. So wurde sie öfters zum Essen eingeladen, konnte eine Schule besuchen und die ghanaische Kultur hautnah erleben und fand neue Freunde.

Tipps für junge Handwerker mit Reisewunsch

Der Aufenthalt in Ghana war für Lea John eine wertvolle Erfahrung. Seit dem Freiwilligendienst war sie bereits vier weitere Male in dem Land. "Wichtig ist es, sich genügend Zeit zu nehmen, um eine gute Organisation zu finden", betont sie. Genauso wichtig ist aber auch eine offene Einstellung gegenüber Neuem. "Mit der Haltung, dass nur die 'deutsche Arbeitsweise' die richtige ist, ist man definitiv fehl am Platz. Die Leute freuen sich immer über helfende Hände. Und ganz wichtig ist es auch, Spaß dabei zu haben!", resümiert Lea John.

Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 7. März 2024