Ruandische Bäcker backen deutsches Sauerteigbrot
Zwei Wochen hat Konditormeisterin Lydia Steinbrich aus Stuttgart einheimischen Bäckerinnen und Bäckern in Ruanda gezeigt, wie man einen Sauerteig herstellt. Insgesamt neun Betriebe hat sie dort besucht, um als Handwerkerin Entwicklungszusammenarbeit zu leisten. Darunter Restaurants, Hotels und reine Backbetriebe. Den ruandischen Bäckerinnen und Bäckern hat sie gezeigt, wie die Abläufe in deutschen Bäckereien aussehen. Sie hat ihnen Grundwissen rund ums Backen vermittelt und Ideen für neue Rezepte mitgegeben.
In Ruanda sind das Fachwissen und die Kenntnisse deutscher Handwerker sehr gefragt. Zwar wächst die Wirtschaft im Land seit einigen Jahren stark, aber den ansässigen Betrieben fehlt es an gut ausgebildeten Fachkräften. Die Ausbildung zum Bäcker in Ruanda dauert nur ein halbes Jahr.
Vor ihrer Reise hat Lydia Steinbrich an einem speziellen Lehrgang der Handwerkskammer für Schwaben teilgenommen. Dort bereiten sich Handwerksmeister auf einen Praxiseinsatz in einem Entwicklungs- oder Schwellenland vor, wo sie ihr Wissen an ortsansässige Betriebe weitergeben. Dafür lernen die deutschen Handwerker in einer theoretischen Fortbildung mehr über den Umgang mit anderen Kulturen, internationales Projektmanagement und Unternehmensführung im Ausland. Die Aufenthalte werden über die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vermittelt, die auch die Kosten für den Flug, Unterbringung und Spesen der Teilnehmer in den jeweiligen Ländern übernimmt. Kurz vor ihrer Reise nach Ruanda gab die Konditormeisterin in zwei Onlineschulungen den Teilnehmern eine virtuelle Betriebsführung und zeigte ihnen die Produktionsabläufe in deutschen Bäckereien.
Vor Ort ging es dann vor allem um Grundkenntnisse des Backens. In Ruanda werden Rezepte selten aufgeschrieben; an Zeitangaben für die Backvorgänge wird sich oft nicht gehalten. Steinbrich half dabei, diese und andere Prozesse zu optimieren und vermittelte wichtige Grundlagen, auf die die ruandischen Bäcker aufbauen können. So zeigte sie ihnen, wie man eine Buttercreme macht, die kostengünstiger in der Herstellung ist und nicht nur aus Fett und Zucker besteht. Außerdem wurde ein Sauerteigbrot aus lokalen Zutaten gebacken. Das kam bei den ruandischen Teilnehmern sehr gut an. Schnell haben sie gemerkt, dass sie viel von der deutschen Konditormeisterin lernen können. Und auch Steinbrich selbst hat der Aufenthalt nachhaltig begeistert. Die ruandischen Kollegen und Kolleginnen seien hochmotiviert und könnten auch unter einfachen Umständen professionell arbeiten.
Lydia Steinbrich, die schon Strafgefangenen in Kolumbien das Backen beigebracht hat, empfiehlt jeder Handwerkerin und jedem Handwerker, ihr Können auch mal anderswo zu nutzen. "Das ist ja das Schöne am Handwerk: Dass man weltweit arbeiten kann."
Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 3. November 2021