Schreinerin aus Ruanda strebt nach deutschem Meistertitel
Reine Imanishimwe ist Teil des 30-köpfigen Teams der Schreinerei Hierbeck in Schöllnach im Landkreis Deggendorf. Vor einem Jahr ist die 28-Jährige aus dem zentralafrikanischen Ruanda in den Familienbetrieb nach Schöllnach gekommen. Ursprünglich war eine dreimonatige Hospitanz geplant, heute ist sie eine festangestellte Fachkraft in der Schreinerei. Von Beginn an hat sie dabei eine außergewöhnlich hohe Lern- und Leistungsbereitschaft an den Tag gelegt, erzählt Betriebsinhaber Thomas Hierbeck. "Reine will alles lernen und wissen. Ihr persönlicher Antrieb ist es, die Beste in ihrem Job zu sein."
Ausbildung an der besten Schule Ruandas
Reine absolvierte ihre Schreinerausbildung an der renommierten Rubengera Schule in Ruanda, eine der besten Bildungsstätten des Landes im Bereich der Holzverarbeitung. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie im Kompetenzzentrum FabLab, wo sie den Umgang mit größeren Maschinen für die CNC-Verarbeitung erlernte. Anschließend gründete sie ihr eigenes Unternehmen und sammelte sieben Jahre lang Erfahrung als Unternehmerin in Kigali, der Hauptstadt Ruandas. In dieser Zeit stattet sie Hotels und Universitäten aus – und erfährt über den Senior Experten Service (SES) vom hohen Ansehen des deutschen Meisterbriefs: Ihr wird klar: Das ist ihr nächster Schritt.
Von der Millionenstadt in den Bayerischen Wald
Um ihr Deutsch zu verbessern und den deutschen Standard im Schreinerhandwerk kennenzulernen, absolvierte sie zunächst über ein Austauschprogramm eine dreimonatige Hospitanz in der Schreinerei Hierbeck im Bayerischen Wald. Trotz anfänglicher Bedenken fand Reine schnell Anschluss in Schöllnach, auch dank der Unterstützung der Familie Hierbeck und ihres aufgeschlossenen Wesens. Die junge Frau lernt schnell und viel. Auch wenn sich in Ruanda inzwischen viel getan hat, ist der Standard dort nicht so hoch wie in Deutschland. Ein weiterer Unterschied ist, dass es in Ruanda keine Bauschreinereien gibt und grundsätzlich weniger mit Holz gebaut und gearbeitet wird.
Probleme mit der beruflichen Anerkennung
Nach ihrer Hospitanz kehrte Reine nach Ruanda zurück. Um den Meisterbrief machen zu können, braucht sie einen deutschen Gesellenbrief und dafür eine Teilanerkennung ihres ruandischen Abschlusses. Da ihre Dokumente teilweise nicht anerkannt wurden, unterzog sich Reine im Bildungszentrum Passau-Auerbach einer Qualifikationsanalyse, bei der ihr Wissen und Können theoretisch und praktisch geprüft wurde, und begann darauf aufbauend mit einer einjährigen Nachqualifizierung, die zur vollen Gleichwertigkeit ihres Abschlusses führen wird.
Aushängeschild für eine neue Generation
Im Anschluss wird sie 2025 mit der Meisterausbildung in Garmisch-Partenkirchen beginnen. Irgendwann möchte Reine wieder nach Ruanda zurückkehren und ihre Firma weiterführen – mit vielen Ideen, wie sie ihr in Deutschland gewonnenes Wissen und Können dort einbringen kann. Die 28-Jährige ist nämlich nicht nur Schreinerin, sondern auch Unternehmerin aus Leidenschaft. In Ruanda ist sie mittlerweile so etwas wie eine Botschafterin fürs Schreinerhandwerk geworden, aber auch das Aushängeschild für eine junge, leistungsorientierte Generation, die anpackt und weiterkommen will.
Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 14.Oktober 2024