Weltweit nachgefragt: Foodtrucks aus Holz
Das Handwerk des Wagenradbauers – schon lange kein Ausbildungsberuf mehr – ist nahezu ausgestorben. Der gelernte Schlosser- und Feinwerkmechanikermeister Denny Pistner gehört zu einer Handvoll Menschen, die in Deutschland noch den Titel "Wagner" tragen dürfen. Zusammen mit seinem Mitarbeiter, einem Schreiner- und Tischlermeister, vereinen beide die Fähigkeiten, der es für das Wagnerei-Handwerk bedarf. Zwar gehört der Handwerksbetrieb zur Karosserie- und Fahrzeugbauer-Innung, doch dank einer Ausnahmegenehmigung der Handwerkskammer darf Pistner den traditionellen Betrieb als Wagner führen.
Der Marktwagen von heute: Tradition, Idealismus und Handarbeit
In seiner Werkstatt im südhessischen Odenwald (www.wagnerei.de) arbeitet Pistner mit seinem Mitarbeiter an ihrem aktuellen Projekt: einem vierrädrigen, rot lackierten Verkaufs- und Marktwagen. Von außen ein nostalgischer Anblick ähnlich einer Kutsche, ist der Innenraum des Wagens hingegen mit einer modernen Küche und einigen luxuriösen Sonderanfertigungen ausgestattet. Jeder dieser knapp drei Meter langen und über eine Tonne schweren Wagen ist ein Unikat und wird speziell nach den Vorstellungen der einzelnen Kunden angefertigt. Jede noch so kleine Schraube wird mit Liebe zum Detail eingebaut.
Eschenholz aus der Region
Über 400 Stunden brauchen die beiden Handwerker für einen Wagen. Am Anfang steht dabei die Fertigung der Räder. Die Arbeit ist Handarbeit, unterstützt von zahlreichen Maschinen für die Holzverarbeitung. Alle Holzbestandteile der Räder sind aus Esche. Das astfreie Holz stammt aus dem heimischen Odenwald und wird bis zu sieben Jahre lang luftgetrocknet. Es eignet sich perfekt für Wagenräder, weil es so elastisch und biegsam ist.
Das Geheimnis des Wagenradbaus
Der Radbau war früher ein gut gehütetes Geheimnis, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde und immer Chefsache war. Bis heute existieren in der Wagnerei Pistner keine Baupläne für die Wagen und Räder. Gearbeitet wird ausschließlich mit Bildern, Schablonen und ein paar Notizbüchern. Jedes neue Projekt ist ein Unikat und eine neue Herausforderung. "Was wir machen, ist von Grund auf Handwerk und das wollen wir bewahren", so Pistner.
Kunden auf der ganzen Welt
Pistner sieht die Stärke seines Tuns darin, ein aussterbendes Handwerk an die heutige Zeit angepasst zu haben. Diese Anpassungsfähigkeit schätzen auch seine Kunden. Die Wagnerei hat in den letzten Jahren viele Kunden auf der ganzen Welt gewinnen können. Neben Österreich, Italien und der Schweiz wurden auch Wagen nach China und Israel geliefert.
Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 21. Februar 2023