Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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10.05.2022

Frankreich: RE2020 verdrängt herkömmliche Materialien und Technik

Mehr Holz und natürliche Dämmstoffe und eine CO2-Bilanz über den gesamten Lebenszyklus.

Eine neue Wärme- und Klimaschutzverordnung (Réglementation environnementale, RE2020) tritt in Frankreich ab 2022 phasenweise in Kraft. Sie gilt bereits seit dem 1. Januar 2022 für Bauanträge für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser, Büro- und Unterrichtsgebäude folgen ab 1. Juli 2022.

RE2020 ersetzt die derzeitigen Vorschriften (RT2012). Neu ist vor allem die Einbe-ziehung der CO2-Bilanz über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes und der verwendeten Materialien sowie eine stärkere Berücksichtigung des Wohnkomforts angesichts immer häufigerer Hitzeperioden. Die CO2-Emissionsdaten für Materia-lien beruhen auf Standardwerten oder auf Angaben der Hersteller. Diese können ihre Produkte bei der staatlichen Behörde Inies anmelden und von einer unabhängigen Firma, die bei Inies akkreditiert ist, zertifizieren lassen. Bauherren müssen mindestens bei der Beantragung der Baugenehmigung und bei Fertigstellung Analysen durchführen, um zu zeigen, dass die Grenzwerte erfüllt werden, welche bis 2031 schrittweise abgesenkt werden.

Das Absenken der Grenzwerte der RE2020 wird die Wahl der Heizungstechnik beeinflussen. Bereits ab 2022 ist die Nutzung von Schweröl- und Gasheizungen (auch als Hybridanlagen in Kombination mit Wärmepumpen) in neuen Einzelhäusern praktisch unmöglich. Für Einzelhäuser gilt seit Anfang des Jahres ein Höchstwert von 160 kg CO2 pro qm (kgCO2/qm). Laut einer vom Senat in Auftrag gegebenen Studie wird der Anteil von Gasheizungen in neuen Einfamilienhäusern bis 2024 auf Null sinken und der Anteil von Wärmepumpen und Biomasse zulegen. Für neue Mehrfamilienhäuser dürfte aufgrund der verschärften Grenz-werte der Einsatz von Gasheizungen etwa ab 2025 ausgeschlossen sein.

Auch der Einsatz von Baumaterialien wird sich verändern. Holz und natürliche Dämmstoffe sollen verstärkt verwendet werden, Zement, Beton und Stahl dagegen weniger. Zunächst könnten strengere Grenzwerte zum Wohnkomfort bereits ab 2022 einen stärkeren Einsatz von Dämmstoffen erfordern. Erst ab 2024 würden dann die Grenzwerte für die CO2-Bilanz der verwendeten Materialien stärker ins Gewicht fallen. Ab dann müssen Bauherren nach Expertenmeinung nachhaltige Dämmstoffe einsetzen und nicht nur stärker dämmen. Die Studie geht aufgrund teurerer Heizungen und Baumaterialien von höheren Baukosten aus und erwartet daher eine etwas niedrigere Nachfrage nach neuen Wohnungen.

Kontakt:
Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer (AHK Frankreich)

Quelle: Märkte der Welt Nr. 10 vom 10. März 2022

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