Tschechien: Weiterhin enorm attraktiv für deutsche Firmen
Das Lebensniveau in Tschechien, gemessen als BIP pro Kopf in Kaufkraftparitäten, hat bereits 92 % des EU-Durchschnitts erreicht. Es liegt damit vor dem der anderen Visegrád-Staaten Polen, Ungarn und Slowakei und auch vor Spanien und Portugal. Der Industrialisierungsgrad ist der zweithöchste in der EU, wobei 69 % der industriellen Umsätze und 59 % der Wertschöpfung aus den Niederlassungen ausländischer Investoren stammen. Die Automobilbranche ist der stärkste Wirtschaftszweig.
Stärken überwiegen Schwächen des Investitionsstandortes.
Besonders deutsche Firmen schätzen an Tschechien seit Jahren die Produktivität der Arbeitskräfte, die Qualität des lokalen Zulieferernetzes, die akademische Bildung und die Zahlungsmoral. Diese Punkte gewinnen mit Blick auf Krieg, geopolitische Unsicherheiten und brüchige Lieferketten weiter an Bedeutung.
Als Schwäche erwies sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die ausgeprägte Importabhängigkeit von Energieträgern aus Russland. Dieser Abhängigkeit begegnet Tschechien mit regen Diversifizierungs- und Einsparaktivitäten. Doch bedrohen die hohen Strom- und Gaspreise besonders energieintensive Unternehmen und beeinträchtigen ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Herstellern in Asien oder den USA.
Wer sich einmal angesiedelt hat, der entwickelt seine Niederlassungen.
Ein großer Vorteil ist die logistische Premiumlage Tschechiens in der Mitte Europas mit der über 800 km langen Grenze zu Deutschland. Von Tschechien aus streben Produzenten in den europäischen Markt mit seinen neuen Bedürfnissen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Wer sich einmal angesiedelt hat, der bleibt und entwickelt seine Niederlassungen. Reinvestitionen dominieren das Bild ausländischer Direktinvestitionen in den Bereichen Automatisierung, Werkserweiterungen oder beim Aufbau von Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Bei der Zahl der Niederlassungen und Beschäftigten, bei Umsätzen und Wertschöpfung sind deutsche Firmen die mit Abstand wichtigsten ausländischen Investoren.
Kontakt:
Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (AHK Tschechien)
Quelle: Nachrichten für Außenhandel Nr. 216 vom 8. November 2022