Die Transformation hin zu mehr Klimaneutralität ist eine Herkulesaufgabe. Schon derzeit arbeiten rund 490.000 Handwerksbetriebe mit über 3,1 Millionen Beschäftigten in knapp 30 Gewerken täglich in fast allen Bereichen am Erfolg der Energie-, Wärme- und Mobilitätswende mit. Von Flensburg bis Freiburg, von Aachen bis Görlitz – überall in Deutschland installieren Handwerkerinnen und Handwerker Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen, dämmen Gebäude oder bauen an der Infrastruktur für die zunehmende E-Mobilität. Das Handwerk bringt mit seiner Präsenz vor Ort und seiner dezentralen Struktur die Transformation in die Fläche.
Klimahandwerk in Zahlen
In seiner Gesamtheit ist das Handwerk das Klimaschutzunternehmen mit den meisten Niederlassungen.
Klimarelevante Gewerke
Knapp 30 Gewerke im Handwerk führen besondere klimarelevante Tätigkeiten aus. Neben den bekannten Klimaberufen wie der Heizungsinstallateurin und dem Heizungsinstallateur, die die Wärmepumpe einbauen oder der Elektrotechnikerin und dem Elektrotechniker, die eine Photovoltaikanlage in Betrieb nehmen, gibt es noch eine Vielzahl weiterer Handwerksberufe, die unverzichtbar sind für die Energiewende und Umsetzung der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung. So warten Kraftfahrzeugtechnikerinnen und -techniker E-Fahrzeuge und Zweiradmechatronikerinnen und -mechatroniker E-Bikes; Brunnenbauerinnen und -bauer sorgen dafür, dass Geothermie nutzbar gemacht werden kann; Straßenbauerinnen und -bauer bauen Zufahrtswege zu den Windrädern sowie Fuß- und Radwege; Tischlerinnen und Tischler sowie Glaserinnen und Glaser sorgen für die energetische Sanierung von Fenstern und Türen; Land- und Baumaschinenmechatronikerinnen und -mechatroniker halten die hochtechnisierten Landmaschinen fit, mit denen die Landwirtschaft immer effizienter wird und so Ressourcen und Klima geschont werden. Die Liste ließe sich fortführen. Es ist aber nicht nur ein Berufsfeld, nicht nur ein Gewerk in dem Klimaschutz betrieben wird. Es ist das Zusammenspiel von mehreren Gewerken, das einen echten Beitrag zur Energiewende leistet. Eine Übersicht der Klimagewerke:
Klimarelevante Gewerke A bis Z
Behälter- und Apparatebauer/-in | Behälter- und Apparatebauer/-innen bauen und warten Behälter von Wasserstoff-Speicheranlagen. |
Brunnenbauer/-in | Brunnenbauer/-innen führen die Brunnen- und Erdwärmebohrungen durch, die für die Nutzung geothermischer Energie in Anlagen notwendig sind. |
Dachdecker/-in | Dachdecker/-innen dämmen Dächer und Fassaden und dichten diese ab. Sie führen energetische Gebäude-Sanierungen durch. Sie installieren Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen auf Dächer und planen Dachbegrünungen. |
Elektromaschinenbauer/-in | Elektromaschinenbauer/-innen bauen große Elektromaschinen und -antriebe, die z. B. bei Wasserkraftwerken oder auch bei Windrädern eingesetzt werden. |
Elektrotechniker/-in | Elektrotechniker/-innen sind für die Elektroinstallation im Gebäude verantwortlich und spielen eine wichtige Rolle für die Energiewende im Gebäude, da sie Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur für E-Mobilität, Smart Meter, smarte Gebäudetechnik und Energiemanagementsysteme installieren und Erneuerare Energien so nachhaltig und effizient nutzbar machen. |
Estrichleger/-in | Estrichleger/-innen sorgen dafür, dass Gebäude auch nach unten gut gedämmt sind, verhindern Kältebrücken und verringern den Energieaufwand für Heizung. |
Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/-in | Das Fliesenlegerhandwerk trägt durch den Einbau von Heizestrichen und Klimaböden inklusive Dämmung mit keramischen Belägen mit dazu bei, Gebäude nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen. |
Glaser/-in | Glaser/-innen bauen in Gebäude und Fassaden wärmedämmende Bauelemente (Mehrscheiben-Isolierverglasungen und Fenster) ein und installieren Photovoltaikelemente. |
Installateur/-in und Heizungsbauer/-in | Installateur/-innen und Heizungsbauer/-innen planen und installieren das gesamte Heiz- und Warmwassersystem in Gebäuden (inkl. Wärmepumpen, Solarthermie und Pufferspeicher). |
Kälteanlagenbauer/-in | Ihre Aufgabe ist das Planen, Bauen, Montieren und instand halten von energieeffizienten Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen für den privaten, gewerblichen und industriellen Einsatz. |
Klempner/-in | Klempner/-innen verkleiden Dächer und Fassaden und sorgen dabei auch für die passende Dämmung darunter. |
Kraftfahrzeugtechniker/-in | Kfz-techniker/-innen sorgen dafür, dass auch Elektro- und Hybridautos sauber und sicher unterwegs sind. |
Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in | Sie warten und reparieren ultra-digitalisierte Land- und Baumaschinen für eine hocheffiziente und ressourcenschonende Land- und Bauwirtschaft. Neben den Land- und Baumaschinen, von denen bereits viele mit Elektrik fahren, sind die Handwerker auch zuständig für Motorgeräte und Elektrofahrzeuge. |
Maler/-in und Lackierer/-in | Maler/-innen und Lackierer/-innen sind nicht nur die Experten für die Gestaltung, sondern auch für die Dämmung von Gebäudefassaden. |
Maurer/-in und Betonbauer/-in | Maurer/-innen und Betonbauer/-innen bauen, sanieren und modernisieren langlebige, klimaresiliente Bauwerke vom Fundament bis zur Decke, gestalten dabei Lebensräume und schonen durch lange Lebenszyklen Ressourcen. |
Metallbauer/-in | Metallbauer/-innen bauen energetisch hochmoderne Gebäudfassaden (z. B. mit integrierten PV-Anlagen). |
Raumausstatter/-in | Sie kümmern sich bei der Gestaltung von Innenräumen auch um die Dämmung von Wänden und Böden, um Sicht-, Sonnen- und Kälteschutz an Fenstern sowie um die Installation von Flächenheizungen in Decken und Wänden. |
Rollladen- und Sonnenschutztechniker/-in | Rollläden und Sonnenschutz halten im Sommer auch ohne stromhungrige Klimaanlage das Haus kühl und im Winter die teure Heizungswärme sowie die Wärme der tiefstehenden Sonne im Haus. Rollladen- und Sonnenschutztechniker/-innen tragen erheblich zur Senkung des Energieverbrauchs und damit zum Klimaschutz bei. |
Schornsteinfeger/-in | Schornsteinfeger/-innen prüfen den energieeffizienten Betrieb von Heizungsanlagen und beraten zu Energieeinspar- und Fördermöglichkeiten. |
Straßenbauer/-in | Straßenbauer/-innen kümmern sich um Bau, Sanierung und Unterhaltung von Verkehrswegen für die erforderliche Mobilität und Flexibilität. Dazu gehören auch Geh- und Radwege und der ÖPNV-Ausbau. |
Stuckateur/-in | Stuckateure und Stuckateurinnen dämmen und gestalten Gebäude sowohl von außen als auch von innen und sanieren, modernisieren und restaurieren den Gebäudebestand auf dem Weg zur Klimaneutralität. |
Tischler/-in | Tischler/-innen stellen energiesparende Fenster sowie Türen her und bauen sie ein. |
Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer/-in | Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer/-innen dämmen für den Umwelt- und Klimaschutz und sorgen zudem für die Energieeffizienz in der technischen Gebäudeausrüstung und bei betriebstechnischen Anlagen. |
Werkstein- und Terrazzohersteller/-in | Werksteinhersteller/-innen produzieren unter anderem Treppen, Beläge und Fassadenelemente und achten dabei auf die Einhaltung der Anforderungen an die Wärmedämmung. |
Zimmerer/-in | Zimmerer/-innen bauen und sanieren energetisch hoch effiziente Häuser aus Holz. |
Zweiradmechaniker/-in | Sie unterstützen die Mobilitätswende. Sie warten und reparieren alles auf zwei Rädern. Fahrspaß, Umweltschutz und handwerkliche Verantwortung liegen bei diesem Beruf nah beieinander. |
Auf der Suche nach einem Klimaprofi? Das Handwerkerradar bietet Ihnen durch komfortable Suchfunktionen den schnellen Kontakt zu Handwerksbetrieben in Ihrer Nähe.
Wie sind die kimarelevanten Gewerke identifiziert worden?
Die Bundesregierung (2021-2025) strebt für die Bundesrepublik Deutschland Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 an. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden sowohl im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien als auch in Strategiepapieren einzelner Bundesministerien (z. B. BMWK - Eröffnungsbilanz Klimaschutz; BMWK/BMWSB – Sofortprogramm 'Gebäude') diverse politische Maßnahmen benannt.
Daraus hat der ZDH fünf besonders relevante Tätigkeitsbereiche abgleitet, in denen Handwerksberufe bei der Maßnahmenumsetzung eine Rolle spielen können: zentralisierte Energieerzeugung, außerhäusige Übertragungs- und Verteilnetze sowie Speichersysteme, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft. In diesen fünf Bereichen wurden gemeinsam mit den relevanten Berufsfachverbänden über 100 handwerklich Einzeltätigkeiten identifiziert, welche von insgesamt 26 Gewerken im Handwerk ausgeführt werden.
Berufsinsider
Hauptberuflich Klimaschutz? Im Handwerk kein Problem.
Die berufliche Aus- und Weiterbildung im Handwerk bietet die besten Voraussetzungen, um echte Klima-Profis zu qualifizieren. Denn gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker sind Experten in ihrem Gewerk, die genau wissen, wie die vielen für den Klimaschutz wichtigen Handwerkstätigkeiten fachgerecht ausgeführt werden müssen. Die Grundlage für diese Fachkompetenz bildet eine fundierte und umfassende berufliche Ausbildung, die gezielt und bedarfsgerecht durch eine breite Palette an Fort- und Weiterbildungen immer wieder ergänzt werden kann.
Die Betriebe können die umfassend ausgebildeten Handwerkerinnen und Handwerker vielseitig einsetzen und damit schnell auf ein geändertes Marktgeschehen reagieren. Gleichzeitig sind die Beschäftigten mit einer fundierten Ausbildung im Handwerk nicht von einzelnen Geschäftsmodellen abhängig, sondern für viele Betriebe attraktiv. Und die Verbraucherinnen und Verbraucher können sich auf eine hohe Qualität beispielsweise beim Einbau von Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen verlassen. Denn Handwerkerinnern und Handwerker beherrschen ihr Gewerk von A bis Z und gehen an ihre Aufgaben mit einem "ganzheitlichen" Blick, der über Einzeltätigkeiten wie die reine Installation bestimmter Geräte hinausgeht.
Übrigens: Auch Personen, die keinen bzw. keinen verwertbaren beruflichen Abschluss haben (sog. Geringqualifizierte), können über flexible Qualifizierungswege im Handwerk in den Arbeitsmarkt integriert werden. Neben dem Königsweg der dualen Erstausbildung, sind hier Teilqualifizierungen ein flexibles Instrument der beruflichen Weiterbildung.
Hoher Fachkräftebedarf im Klimahandwerk
Damit die Erfolgsgeschichte der Klimaretter des Handwerks auch in Zukunft fortgeschrieben werden kann, braucht es mehr Menschen, die sich die Energiewende auf die Fahne schreiben und zu ihrem Beruf machen. Der stetig wachsende Fachkräftebedarf im Handwerk ist folglich eine der zentralen Herausforderungen, wenn es darum geht, in eine klimaneutrale Zukunft zu starten. Deshalb ist die Fachkräftesicherung im Handwerk auch längst ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, für dessen Lösung Handwerk, Gesellschaft und Politik an einem Strang ziehen und gemeinsam alle Kraft aufbringen müssen, um mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen: Vielen jungen Menschen liegt der Klimaschutz am Herzen. Das Handwerk bietet ihnen die Möglichkeit, dieses Herzensanliegen zum Beruf zu machen (zum Lehrstellenradar) und täglich aktiv für den Klimaschutz in einem der rund 30 Klimahandwerke tätig zu werden.
Wandel gemeinsam gestalten
In Absprache mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und den Gewerkschaften steht der Zukunftsdialog Handwerk unter der Überschrift "Transformation im Handwerk" und umfasst unter anderen die Themenbereiche Energie- und Klimawende sowie die Fachkräftesicherung.
Klimawende braucht Bildungswende
Um die zusätzlichen Fachkräfte gewinnen zu können, müssen sich wieder mehr junge Menschen für eine berufliche Ausbildung entscheiden und buchstäblich an die Werkbank statt in den Hörsaal gehen. Damit die berufliche Bildung für die Schülerinnen und Schüler wieder attraktiver wird, damit die Transformation in eine klimaneutrale Zukunft gelingen kann, braucht es eine Bildungswende, die sich in einer entsprechenden finanziellen und ideellen Wertschätzung der beruflichen Bildung manifestiert. Die Politik muss mehr dafür tun, dass diese Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung von den jungen Menschen auch wahrgenommen wird.
Entwicklung der Azubi-Zahlen im Bereich Klimahandwerk
Die genannten Klimahandwerke tun bereits jetzt das ihre, um für genügend Nachwuchs zu sorgen. Die umfangreichen Nachwuchsinitiativen und -kampagnen zeigen Wirkung:
Die Zahl der Auszubildenden und neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den Klimahandwerken ist in den vergangenen fünf Jahren in der Tendenz gestiegen, leider allerdings auch die Zahl der unbesetzt gebliebenen Lehrstellen. Die Betriebe stellen zwar mehr Azubis ein, könnten aber noch mehr in Ausbildung nehmen, wenn sie dafür Bewerberinnen und Bewerber finden würden ( vgl. Ergebnisse der ZDH-Sonderumfrage zur Ausbildungssituation im Handwerk).
| 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 |
Neuverträge** | 88.765 | 91.188 | 91.616 | 88.947 | 91.626 | 90.649 | 92.150 |
Unbesetzte Lehrstellen* | 7.350 | 8.541 | 8.832 | 10.056 | 9.897 | 11.328 | 11.553 |
Lehrlingsbestand** | 238.302 | 244.128 | 249.000 | 251.118 | 253.756 | 251.044 | 248.293 |
*Quelle: BiBB/Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
**Quelle: ZDH-Berufsbildungsstatistik; eigene Berechnungen
Keine Zukunft ohne Handwerk
Klimawende, Digitalisierung, Elektromobilität, Wohnungsbau. Und wer setzt das alles um? Die Frage stellt sich die Imagekampagne des Handwerks und versucht so, Jugendliche für den Beitrag des Handwerks zur Umsetzung der Klimaziele zu sensibilisieren.