Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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700m² Bauerlebnishaus: Nachwuchswerbung zum Anfassen Baubetrieb

Der Bauunternehmer ist Chef eines wachsenden Unternehmens. Um gut aufgestellt zu bleiben, kümmert sich die J. Lindemann GmbH & Co. KG in besonderer Weise um den Nachwuchs im Bauhandwerk.

Niels Schütte.

Niels Schütte legt Wert auf Tradition. Wenn die Mitarbeiter seines Unternehmens auf die Baustellen fahren, wenn sie mit Kunden sprechen oder in den Werkhallen arbeiten, steht nicht nur das Lindemann-Logo auf ihrer Arbeitskleidung. Schütte, dunkler Bart und hörbar Norddeutscher, ist auch ein Verfechter der Zunftkleidung. „Wir sollten stolz sein auf das, was wir tun, und das auch selbstbewusst zeigen“, sagt der 48 Jahre alte Geschäftsführer der J. Lindemann GmbH & Co. KG aus Stade in Niedersachsen.

"Die Ehre des Handwerks - die leben wir."

Diese Wertschätzung komme ihm mitunter ein bisschen zu kurz in der Gesellschaft, findet er. Deshalb haben er und sein Co-Geschäftsführer 2018 beschlossen, dass die 211 Lindemann- Mitarbeiter – unter ihnen neun Auszubildende – selbstbewusst öffentlich zeigen sollen, wer sie sind. Und dass das Unternehmen sie bei der Anschaffung der entsprechenden Zunftkleidung finanziell unterstützt. „Die Ehre des Handwerks – die leben wir.“

Das Unternehmen Lindemann wächst. Und das bedeutet, dass auch die Mitarbeitenden mitwachsen sollen und können. Niels Schütte, einer von zwei Geschäftsführern des Traditionsunternehmens aus Stade, ist dafür selbst das beste Beispiel. Vor 20 Jahren hat er bei Lindemann als Hochbauingenieur angefangen, inzwischen ist er Geschäftsführer. Das, sagt er, zeige ganz gut, wie das Unternehmen funktioniert und was es seinen Angestellten ermöglicht. „Ich musste Lindemann nicht verlassen, um als Chef zurückkommen zu können.“ Schütte weiß so was zu schätzen. „Ich bin hier aus der Gegend nie weggekommen“, sagt er und lächelt zufrieden. „Privat sowieso nicht. Undauch beruflich bleiben für mich keine Wünsche offen.“ Das Heimatverbundene ist ihm wichtig, die Handwerkstradition.

Dass es so bleibt, darum kümmert er sich gemeinsam mit seinem Co-Geschäftsführer Friedrich Witt. „Jetzt geht es uns gut. Deshalb sorgen wir vor“, sagt Schütte. „Wenn die Konjunktur zurückgeht, wollen wir unsere eigenen Projekte umsetzen können, um weiter die nötige Auslastung zu haben.“ Lindemann hat deshalb neue Geschäftsbereiche entwickelt, zum Beispiel eine eigene Projektentwicklung für all die schlüsselfertigen Hochbauten, Hallen- und Gewerbebauten, die das Unternehmen errichtet. Zudem hat es Grundstücke in der Stadt westlich von Hamburg angekauft. „Die können wir je nach Bedarf entwickeln, und so bleiben wir zukunftsfest.“

Außerdem – das ist Niels Schütte enorm wichtig – kümmert sich Lindemann in besonderer Weise um den Nachwuchs im Baugewerbe. Im 700 Quadratmeter großen BauErlebnisHaus – zugleich die Firmenzentrale – werden seit einigen Jahren Schülerinnen und Schüler mit Bauberufen vertraut gemacht. In mehreren Themenbereichen kommen Heranwachsende an rund 70 Exponaten erstmals in Kontakt mit allem, was Bauen ausmacht: Erde und Gründung, Wand, Fenster und Türen, technische Gebäudeausstattung sowie regenerative Energien. Manche nehmen in dem lichtdurchfluteten Bau zum ersten Mal im Leben einen Ziegel in die Hand. Sie sehen und fühlen, wie komplex eine Wanddämmung oder ein Dachstuhl gebaut sind, was der Unterschied ist zwischen Photovoltaik und Solarthermie. Schülerinnen und Schüler können sich an Bildschirmen über Bauberufe und deren Perspektiven informieren und auch gleich einen Berufseignungstest machen.

Geschönte Beurteilungen, findet der Chef, nutzen nicht nur im Baugewerbe niemandem.

Jedes Jahr absolvieren dann 50 Schülerinnen und Schüler Berufspraktika im Unternehmen. „Und die bekommen von uns eine ehrliche Beurteilung“, erzählt Schütte. Weichgespülte Freundlichkeit, geschönte Beurteilungen, findet der Chef, nützten nicht nur im Baugewerbe niemandem. Offenbar wissen die Schüler und auch die Lehrlinge in der Gegend derlei zu schätzen: Für das kommende Ausbildungsjahr sind schon alle Plätze vergeben. Der Einsatz für den Nachwuchs kostet das Unternehmen Geld und Zeit und natürlich das Engagement aller Mitarbeiter. Schütte weiß, dass seine erfahrenen Poliere nicht experimentieren wollen – auch für sie muss die Arbeit mit dem Nachwuchs attraktiv sein.

Der Aufwand rentiert sich aber auch. 2016 ist Niels Schütte mit dem „Heribert-Späth-Preis“ der Stiftung für Begabtenförderung für besondere Ausbildungsleistungen im Handwerk ausgezeichnet worden. Die 3.000-Euro-Prämie hat er noch ein bisschen aufgerundet und gleich weitergereicht an die Auszubildenden. Schütte und sein Co-Chef Witt haben gesagt: Guckt, wo ihr was tun könnt. Tun konnten sie was im lokalen Seniorenheim. Dort haben die Lehrlinge ein barrierefreies Hochbeet geplant, projektiert und ausgeführt. Und einmal im Jahr organisieren die Auszubildenden in der Firma den Familientag. Da kommen dann die Eltern und Geschwister und schauen sich an, was die hier bei Lindemann eigentlich lernen. „Sie zeigen ihre Werkzeuge und wie sie sie benutzen“, erzählt Niels Schütte und seine Augen leuchten, „das ist wunderschön.“ Dass sie dabei Zunftkleidung mit dem Lindemann-Logo tragen, versteht sich natürlich von selbst.

  • Außenansicht des BauErlebnisHauses.

  • Auszubildende der J. Lindemann GmbH & Co. KG.

  • Innenansicht des BauErlebnisHauses.

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