Berufliche Bildung stärken – mit modernen Bildungsstätten
Hintergrund
Das duale System der beruflichen Bildung in Deutschland ist ein weltweit anerkanntes Erfolgsmodell, das eine berufliche Qualifizierung auf höchstem Niveau ermöglicht, passgenau zur laufenden Fachkräftesicherung beiträgt und den jungen Menschen Karriereperspektiven und Chancen über die eigentliche Ausbildung hinaus eröffnet: bis hin zum Meisterbrief und der Selbständigkeit. In diesem Sinne war und ist das duale System ein Erfolgsgarant der sozialen Marktwirtschaft.
In diesem System kommt den fast 600 Berufsbildungsstätten des Handwerks eine entscheidende Rolle zu: Sie sind die Infrastruktur für die praktische Aus-, Fort- und Weiterbildung im Handwerk und sie sind der zentrale Umschlagsort für neues Wissen und neue Technologien. Und sie haben eine erhebliche Bedeutung, die Ziele der Bundesregierung in den Bereichen Nachhaltigkeit, Klimaschutz sowie Ressourcen- und Energieeffizienz zu unterstützen. Allerdings können die Berufsbildungsstätten eine qualifizierte Aus-, Fort- und Weiterbildung auf höchstem Niveau nur garantieren, wenn ihre Gebäude, die Werkstätten und Unterrichtsräume immer auf dem neuesten Stand der Technik sind. Dazu bedarf es jährlicher Investitionen im hohen dreistelligen Millionenbereich.
Das Handwerk stellt für diese Infrastruktur erhebliche Eigenmittel zur Verfügung, aber das reicht bei weitem nicht aus. Deshalb ist das Handwerk auf die Zuschüsse von Bund und Ländern angewiesen. In der Vergangenheit haben diese Zuschüsse immer knapp gereicht, um die benötigten Volumina abzudecken. Allerdings sind u.a. die Bau- und Investitionskosten in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Und zugleich sind die Bundesfördermittel schon in diesem Haushaltsjahr leicht gesunken. So droht bereits 2023, dass nicht alle in diesem Jahr geplanten Modernisierungs- und Bauvorhaben gefördert werden können.
Die notwendige Modernität ist jedoch in Gefahr, wenn keine ausreichenden Mittel für die laufend erforderliche Modernisierungen der Bildungsstätten vorhanden sind. Es droht ein Investitionsstau.
Dies umso mehr, als die Kostenentwicklungen neue Dimensionen erreicht haben. Hauptgründe sind stark gestiegene Bauleistungspreise und zunehmende baurechtliche Anforderungen an z.B. den Brandschutz oder die steigenden Vorgaben zur Energieeffizienz von Gebäuden. In der Summe haben diese Entwicklungen dazu beigetragen, dass sich die Kostenrahmen in einigen großen Bauprojekten verdoppelt haben.
Bei gleichbleibenden oder gar sinkenden Investitionsmitteln ließen sich nur deutlich weniger Vorhaben in Bildungsstätten umsetzen. Das darf sich Deutschland nicht leisten!
Bewertung und Ziele
Für die Bewältigung der Zukunftsaufgaben brauchen Deutschland und das deutsche Handwerk eine ausreichende Anzahl junger Nachwuchs- und erfahrener Fachkräfte, die auf höchstem technischem Niveau aus- und fortgebildet werden. Diese Fachkräfte haben Deutschland in der Vergangenheit stark gemacht. Dazu braucht es moderne Lernorte der praktischen beruflichen Bildung auf dem neuesten Stand der Technik: Denn die Modernität hat auch eine erhebliche Außenwirkung auf den beruflichen Nachwuchs.
Vor diesem Hintergrund ist eine dauerhaft bedarfsgerechte Ausstattung der Mittelansätze für Investitionen in Bildungsstätten erforderlich. Es reicht nicht aus, dass die Zuschüsse auf dem Vorjahresniveau bleiben, sie müssen angehoben werden: Es muss alles dafür getan werden, die Bildungsstätten modern zu halten und für die Herausforderungen der Energiewende auszurüsten. Ansonsten droht sich ein Vorhabenstau aufzubauen, der für den Standort Deutschland angesichts der Herausforderungen gerade in den Bereichen Energieumstieg und Nachhaltigkeit massive Nachteile bedeuten würde.