Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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EU-Bildungsprogramm Erasmus+ (2021-2027)

ZDH-Kompakt zum Thema "EU-Bildungsprogramm Erasmus+ (2021-2027)" vom 5. Juli 2021.

Hintergrund

Der Erwerb fremdsprachlicher, interkultureller und fachlicher Kompetenzen im Rahmen eines Lernaufenthalts im Ausland ist ein wichtiger Baustein der beruflichen Ausbildung und bringt sowohl für Auszubildende als auch für Ausbildungsbetriebe einen echten Mehrwert. Während Auszubildende ihren beruflichen Horizont erweitern und ihre Beschäftigungsfähigkeit verbessern, können sich Betriebe, die Auslandspraktika anbieten, auf dem Ausbildungsmarkt als attraktiver Ausbilder präsentieren – mit positiven Effekten auf die Nachwuchsgewinnung. 2019 hatten bereits rund neun Prozent der Auszubildenden in Deutschland einen Lernaufenthalt im Ausland absolviert. Dabei wurden allein über das EU-Bildungsprogramm Erasmus+ Auslandspraktika von etwa 25.000 Auszubildenen aus allen Wirtschaftsbereichen gefördert.
 

Sachstand

Die Corona-Pandemie wirkte sich allerdings für die transnationale Mobilität über alle Bildungsbereiche hinweg sehr negativ aus. In der Berufsbildung allein kann von einem Rückgang der Auslandspraktika von Auszubildenden von bis zu 90 Prozent ausgegangen werden. Umso wichtiger ist, dass das Mitte Juni 2021 offiziell gestartete neue EU-Programm für Bildung, Jugend und Sport Erasmus+ (2021 – 2027) schnellstmöglich Wirkung entfaltet und einen zügigen Neustart der grenzüberschreitenden Mobilität zu Lernzwecken befördert. Mit einer Laufzeit von sieben Jahren und einem Budget von über 26 Mrd. Euro sollen zukünftig deutlich mehr und auch kürzere sowie virtuelle Lernaufenthalte im Ausland von Auszubildenden, Schülerinnen und Schülern, Studierenden sowie Ausbildungs- und Lehrpersonal gefördert werden können. Daneben zielt Erasmus+ auf die Förderung von Innovationen und Exzellenz im Bildungsbereich ab, mit einem thematischen Fokus auf Digitalisierung und „grünem“ Übergang.
 

Bewertung und was zu tun ist

Das Handwerk begrüßt ausdrücklich die deutliche Aufstockung der Finanzmittel von Erasmus+ um 90 Prozent gegenüber dem Vorgängerprogramm. Damit ist sichergestellt, dass künftig mehr Auszubildende sowie Ausbilderinnen und Ausbilder aus dem Handwerk internationale Kompetenzen erwerben können. Positiv bewertet wird außerdem die Ausweitung der neuen Programmgeneration auf Drittstaaten außerhalb Europas, wodurch Auslandspraktika nun auch in attraktiven Zielländern in Übersee ermöglicht werden. Enttäuschend ist hingegen, dass das Programm neben Auszubildenden sowie Ausbildungs- und Lehrpersonal weiterhin nur Gesellinnen und Gesellen fördert, die ihre Ausbildung vor weniger als einem Jahr abgeschlossen haben. Gerade bei der wichtigen Zielgruppe der Gesellinnen und Gesellen hatte der ZDH eine weitreichendere Berücksichtigung gefordert. Deshalb sollten auf nationaler Ebene Fördermöglichkeiten für die transnationale Lernmobilität von Gesellinnen und Gesellen grundsätzlich geschaffen werden, um diese Förderlücke von Erasmus+ zu schließen.

Um die Zahl der Auszubildenen, die ein Auslandspraktikum absolvieren, deutlich zu steigern, reicht eine Aufstockung der Fördermittel zur Finanzierung von Auslandspraktika allein aber nicht aus. Ebenso wichtig sind regional verankerte, betriebsnahe Beratungsstrukturen, über die Auszubildende und Betriebe zur Durchführung von Auslandspraktika motiviert und bei deren Planung und Umsetzung unterstützt werden. Denn gerade für Handwerksbetriebe ist erfahrungsgemäß eine direkte Ansprache und Unterstützung „vor Ort“ wichtig. Genau dies bietet das seit 2015 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Netzwerk der Mobilitätsberaterinnen und Mobilitätsberater an den Kammern „Berufsbildung ohne Grenzen“, das möglichst bundesweit ausgebaut und verstetigt werden sollte. Nur so lässt sich die Zahl der international mobilen Auszubildenden sowie Ausbilderinnen und Ausbilder nachhaltig steigern und die Qualität von Auslandspraktika verbessern. Auch können die Mobilitätsberaterinnen und Mobilitätsberater ganz entscheidend dazu beitragen, der Pandemie-bedingten Verunsicherung beim Thema Auslandsaufenthalte, die es derzeit bei Betrieben und Auszubildenden gibt, entgegenzuwirken und damit einen wirksamen Beitrag zu einem Neustart der transnationalen Lernmobilität in der Berufsbildung leisten.

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