Handwerk als Partner der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie 2020
Hintergrund
Nachhaltiges Handeln ist für das Handwerk kein Trend, sondern ein über Jahrhunderte gewachsener und bestimmender Bestandteil seiner Identität und Werte. Die derzeitige Überarbeitung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) ist daher auch für das Handwerk bedeutsam. Immerhin setzt sie den Rahmen für die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Diese Agenda wurde am 25. September 2015 von den Vereinten Nationen in New York verabschiedet und umfasst 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Der ZDH hat mit dem
Positionspapier „Werte erschaffen. Werte bewahren. Zukunft gestalten – Nachhaltigkeit im deutschen Handwerk“ aufgezeigt, dass und wie das Handwerk an der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele maßgeblich beteiligt ist.
Zur deutschen Nachhaltigkeitsstrategie
Die DNS wurde erstmals im Jahr 2002 veröffentlicht. Mit einer breit aufgestellten Dialogphase Ende 2019 wurde der Startschuss für eine – nach 2017 – erneute umfängliche Überarbeitung gegeben, die alle vier Jahre erfolgt. Beschlossen werden soll der Entwurf am 21. September 2020 vom Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung. Die Veröffentlichung des Entwurfs wird voraussichtlich am 23. September erfolgen. Anschließend wird es eine weitere Dialogphase bis Ende Oktober geben.
Die DNS umfasst eine detaillierte Strategie zur Erarbeitung von Maßnahmen für die Zielerreichung sowie deren Erfolgskontrolle. Die entsprechenden Maßnahmen und Evaluationsmechanismen sind ebenfalls Bestandteil des Strategiepapiers. Die dann konkret geplanten Programme und Gesetze werden für das Handwerk maßgeblich sein.
Handwerk und Nachhaltigkeit
Das Handwerk war, ist und bleibt ein der Nachhaltigkeit verpflichteter Wirtschafts- und Gesellschaftsbereich. Beispielhafte Belege hierfür sind qualitativ hochwertige und langlebige Produkte, ein sorgsamer Einsatz von Ressourcen wie nicht zuletzt auch die große Bereitschaft, der nachfolgenden Generationen eine gute Berufsausbildung zu ermöglichen.
Das ZDH-Positionspapier zeigt, in welchen vielseitigen Bereichen das Handwerk von Nachhaltigkeit betroffen ist und welche Rahmenbedingungen für nachhaltig wirtschaftliches Handeln des Handwerks notwendig sowie von Legislative und Exekutive umzusetzen sind. Dieses Papier wurde bereits in die erste Dialogphase zur DNS eingebracht.
Wo wir stehen
Deutschland wird laut Analyse des Statistischen Bundesamts einen Großteil seiner selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele nicht zeitnah erreichen. Eine Analyse der Ursachen hierfür ist zwingend notwendig. Nur so kann ein unmittelbares und zielgerichtetes Nachsteuern erfolgen. Maßnahmen und Indikatoren zur Evaluation sind davon gleichermaßen betroffen.
Die Fortentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ist vor diesem Hintergrund grundsätzlich positiv zu bewerten. Nicht nur die Überarbeitung des dahinter liegenden Managementsystems, sondern auch die Einbindung verschiedenster Akteure bei der Überarbeitung der Strategie hat sich im Vergleich zu den Vorjahren verbessert. Die Maßnahmen und auch die Indikatoren zur Messung der Zielerreichung sind in vielen Bereichen noch nicht tauglich für kleinbetriebliche Strukturen wie die des Handwerks. Die Nachhaltigkeitsstrategie soll dazu führen, dass die Nachhaltigkeitsziele auch erreicht werden können. Dies kann nur gelingen, wenn die aus der Strategie abgeleiteten Maßnahmen und Indikatoren zu den einzelnen Handlungsfeldern auch passen und realistisch umsetzbar sind. Daher engagiert sich der ZDH nicht nur bei der Erstellung der Strategie, sondern auch bei deren anschließender Umsetzung.
Was zu tun ist
In den bisherigen Dialogprozess zur Überarbeitung der DNS wurden Wirtschaftsverbände – auch der ZDH trotz seiner originären Nähe zu Nachhaltigkeit – nur oberflächlich eingebunden. Wichtig ist es, insbesondere bei den Maßnahmen und den dazugehörigen Indikatoren die Auswahl in Abstimmung mit den davon betroffenen Wirtschaftszweigen zu treffen. Nur realistische Indikatoren können einen Maßstab geben, der die Wirklichkeit wiedergibt. Nur mit der und nicht gegen die Wirtschaft und ihren Unternehmen kann Nachhaltigkeit wirklich gelingen.
Der ZDH wird sich daher gerade auch im Zuge des nun anstehenden Konsultationsprozesses zum Entwurf der DNS explizit dafür einsetzen, dass das Handwerk nicht nur als nachhaltiger Wirtschaftsbereich in Sonntagsreden gelobt, sondern auch als originärer Partner gesehen und behandelt wird.