Zentralverband des
Deutschen Handwerks
Zentralverband des
Deutschen Handwerks

Handwerk und Stadtentwicklung

Stadtentwicklungsfragen spielen für das Handwerk eine zentrale Rolle: Sowohl als Akteur im Bauwesen, als auch als Nutzer von Standorten in Städten und Dörfern.
Innestadtzentrum udn Fußgängerzone der Stadt Stendal.

Das Handwerk ist traditionell ein besonders eng mit den Städten verbundener Wirtschaftsbereich. Auch die Innenstädte und Ortsteilzentren sind noch immer ein wichtiger Standort zahlreicher Handwerksbetriebe aus den verschiedensten Gewerken. Die vor Ort ansässigen Unternehmer wünschen den Erhalt dieser Standorte, um auch für die Zukunft die Nähe zu ihren Kunden sichern zu können.

Gerade für innerstädtische Handwerksbetriebe haben sich in den letzten Jahren die Möglichkeiten zur Standortsicherung und Weiterentwicklung jedoch zunehmend verschlechtert. Viele traditionelle städtische Handwerksstandorte werden zunehmend für andere Nutzungsarten in Anspruch genommen. Gleichzeitig verringert sich auch die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen am Standrand und im Umland. Die weitere mittelstandsgerechte Ausgestaltung der Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung ist für das Handwerk deshalb von großer Bedeutung. 

  • Motoren der Transformation. Handwerk und nachhaltige Stadtentwicklung
    Dr. Carsten Benke, in Alternative Kommunalpolitik, 3/2022, S. 29-30
  • Das Handwerk in Städten und Ballungsräumen
    Dr. Carsten Benke, Vortrag planer:in_netzwerk: "Mittelstand und Handwerk Raum geben" am 9. Juni 2022
  • Handwerk in Innenstädten: Neue Ansätze zur Sicherung, Neuansiedlung und Präsentation von Handwerksbetrieben
    Jochen Siegele und Verena Berten, itb – Institut für Betriebsführung im DHI e.V., Karlsruhe 2023
  • Standortsicherung und Gewerbeflächenversorgung für Handwerksunternehmen – aktuelle Entwicklungen und politische Aktivitäten
    Dr. Carsten Benke, ZDH, März 2019

Empfehlungen des Beirats Innenstadt zur Innenstadtentwicklung

Der ZDH arbeitet seit 2021 aktiv im Beirat Innenstadt mit. Die teilnehmenden Verbände und Kammern haben zum Ende der Legislaturperiode Empfehlungen für die neue Bundesregierung formuliert. Innenstädte sind heute wichtige Standorte für Handel, Kultur, Handwerk, Bildung, Verwaltung und zahlreiche andere Dienstleistungen. Die Sicherung und Entwicklung dieser inneren Stadtbereiche muss auch in der neuen Legislaturperiode im Fokus der Politik bleiben. Wichtig ist er vor allem, bestehende Nutzungsmischungen zu bewahren und neue Nutzer aus Gewerbe, Kultur, Wohnen und Bildung anzusiedeln und die Innenstädte resilienter auszugestalten.

Aus Sicht des ZDH ist es zentral, dass auch die inneren Stadtbereiche Orte von Handwerk und Gewerbe bleiben. Die Dienste der ansässigen Betriebe sind unverzichtbar für eine nachhaltige Stadt der kurzen Wege und den weiteren klimagerechten Stadtumbau. Dazu müssen zukünftig auch verstärkt die Abwicklung des Wirtschaftsverkehrs verbessert und neue moderne Handwerks- und Gewerbestandorte geschaffen werden.

Der ZDH spricht sich für die Fortführung der Arbeit des Beirats Innenstadt aus.

  • Empfehlungen des Beirats Innenstadt zur Innenstadtentwicklung für die neue Legislaturperiode
    Februar 2025

ZDH-Merkblatt Handwerk in der Innenstadt

Die Corona-Pandemie und ihre notwendige Eindämmung zum Schutz der Bevölkerung hat nicht nur auf Handel, Hotellerie und Gastronomie, sondern auch auf die Ladenhandwerke in den inneren Stadtquartieren negative Auswirkungen. Durch den drohenden Wegfall großer Frequenzbringer aus dem Handelsbereich und den sich ausweitenden Leerstand können sich Standortprobleme verstetigen und verschärfen. Das Handwerk hat vor diesem Hintergrund ein großes Interesse an der Wiedergewinnung und dauerhaften Sicherung der Vitalität und Vielfalt der Innenstädte und Ortsteilzentren. Aus der Perspektive des Handwerks kann ein zurückgehender Handelsbesatz auch neue Chancen zur Wiederansiedlung von weiteren Handwerksbranchen in den inneren Stadtbereichen bieten. Das Handwerk bringt sich mit Vorschlägen in die Diskussionen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene ein.

  • Handwerk und Innenstädte
    Dr. Carsten Benke, ZDH, Dezember 2021

Innenstadtstrategie

Die Krisen der letzten Jahre vertiefen in vielen Innenstädten schon länger bestehende strukturelle Probleme, z. B. durch den wachsenden Online-Handel. Um zukünftig durch zurückgehenden Einzelhandelsbesatz bedingte Leerstände, eine abnehmende Attraktivität für Kundinnen und Kunden und die weitere Verschlechterung der Standortbedingungen für ansässige Betriebe zu vermeiden, hat das für Bau und Stadtentwicklung zuständige Bundesministeriumeinen Beirat Innenstadt als Beratungsgremium eingerichtet. Der ZDH ist Mitglied im Beirat und hat sind sowohl für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die ansässigen Ladenhandwerke eingesetzt und als auch neue Möglichkeiten zur Sicherung und Ansiedlung weiterer Handwerksbranchen in den Innenstädten thematisiert.

Das Handwerk kann – in seiner ganzen Breite – zukünftig entscheidend zu mehr Nutzungsvielfalt und Verkehrsvermeidung und damit zu nachhaltigen und resilienten Städten beitragen, wenn den Betrieben wieder vermehrt Standortoptionen angeboten werden: von den Einkaufsstraßen über die Wohn- und Mischgebiete bis hin zum Innenstadtrand. Die Anregungen des Handwerks fanden auch Eingang in die Ende Juli 2021 vom BMI vorgestellte „Innenstadtstrategie“.  Die Innenstadtstrategie beschreibt die aktuellen Herausforderungen  und anstehenden Aufgaben; es werden vorhandene Instrumente  zur Entwicklung der Innenstädte vorgestellt und mit Beispielen untersetzt. Die Mitglieder des Beirats haben sich darüber hinaus auf Empfehlungen zur Stärkung der multifunktionalen, resilienten  und kooperativen Innenstadt verständigt.  Ferner werden dort die bessere Sicherung und verstärkte Ausweisung von für das Handwerk geeigneten Flächen, die Intensivierung von Handwerkhofprogrammen, die Unterstützung von Umnutzungen von brachfallenden Handelsimmobilien, die stärkere Berücksichtigung innerstädtischer Gewerbeverkehre und die Prüfung der Ansiedlung von Schauwerkstätten, Einrichtungen der berufliche Bildung und Standorten der Urbanen Produktion vorgeschlagen.

Kommunen, Länder und Bund sind aufgefordert, die Innenstädte und Ortsteilzentren als attraktive und vielfältige Orte für Lebensqualität, Bildung, Handwerk, Handel sowie weitere Gewerbebereiche zu stärken. Innenstädte mit Handwerkbetrieben, die die Energiewende und den Klimaschutz umsetzen, Dienste für moderne Mobilität und smarte Gebäudetechnik bieten, Reparaturen und persönliche Dienstleistungen durchführen, Baukultur erhalten oder hochwertige regionale Lebensmittel und Produkte herstellen, sind nachhaltig, attraktiv und zukunftsfähig.

Auf den Seiten des Bundesministeriums finden Sie weitere Informationen und im Beirat erarbeitete Informationsmaterialien zu Innenstadtthemen: Beirat Innenstadt.

  • Innenstädte in der Krise – Aktuelle Situation und Perspektiven aus Sicht des Handwerks
    Dr. Carsten Benke, ZDH, Februar 2021
  • Weiterentwicklung der Innenstädte – Herausforderungen und Perspektiven aus Sicht des Handwerks
    Dr. Carsten Benke, ZDH, September 2020
  • Innenstädte als Zukunftsstandorte für das Handwerk – Herausforderungen und Potenziale
    Dr. Carsten Benke, ZDH, Mai 2019

Urbane Produktion und Handwerk

Innenstädte sind traditionell Standorte von zahlreichen handwerklichen Aktivitäten. Für das Handwerk bieten die Diskussionen über neue Ansätze der „Urbanen Produktion“ große Chancen zur Weiterentwicklung seiner Betriebsstandorte. Neue Produktionstechniken und Folgewirkungen der Digitalisierung eröffnen im Zusammenspiel mit sich wandelnden stadtplanerischen Leitbildern vielfältige Optionen, um innerstädtische Standorte langfristig zu sichern bzw. zu revitalisieren, moderne Fertigungen und Dienste näher und vernetzter an die Kunden heranzutragen.

Ob diese Chancen durch die Unternehmen auch genutzt werden können, ist jedoch keinesfalls sicher. Aktuell sind gegenläufige Tendenzen dominant, die eine verstärkte Verdrängung handwerklicher Standorte und damit sowohl „klassischer“ als auch „neuartiger“ Urbaner Produktionen aus den Innenstädten induzieren.

Für das Handwerk geht es deshalb nicht nur darum, Standorte in der Innenstadt für neuartige Fertigungen zu schaffen – Anspruch ist es, überhaupt gewerbliche Standorte mit Entwicklungsperspektive für die Breite der notwendigen Tätigkeitsfelder in den Innenstädten zu erhalten: Denn dort gehört das Handwerk mehr denn je hin – gerade in Zeiten der Energie- und Verkehrswende, des Klimaschutzes, der Digitalisierung, der Integration und des demografischen Wandels. Die sich bietenden Potenziale des modernen Handwerks in den inneren Stadtbereichen sollten offensiv genutzt werden – dazu braucht es Möglichkeitsräume und einen tiefgreifenden Wandel der stadtentwicklungspolitischen Praxis.

Der Artikel "Urbane Produktion und Handwerk 4.0" beleuchtet die Möglichkeiten, in Zukunft verstärkt neue handwerkliche Dienste und Fertigungen in Innere Stadtbereiche zu integrieren.

  • Urbane Produktion und Handwerk 4.0 – Perspektiven der Innenstädte als Zukunftsstandorte für das Handwerk
    Dr. Carsten Benke in: Thomas Krüger, Monika Piegeler, Guido Spars (Hg.): Urbane Produktion - Neue Perspektiven des produzierenden Gewerbes in der Stadt?, Stuttgart 2021, S. 95-104
  • Positionspapier "Urbane Produktion sichern und weiterentwickeln"
    Westdeutscher Handwerkskammertag (WHKT), Oktober 2024
  • Innenstädte, Stadt- und Ortsteilzentren als neue Orte produktiver Arbeit
    Studie des BBSR mit Praxisfällen zur Integration von Handwerk, verarbeitendem Gewerbe und Manufakturen (BBSR-Online-Publikation 126/2024)

Nationale Stadtentwicklungspolitik

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat 2006 die Initiative „Nationale Stadtentwicklungspolitik“ ins Leben gerufen. Auf dieser Basis sollen bestehende städtebauliche Initiativen koordiniert und stadtentwicklungspolitische Probleme auf Bundesebene intensiver verankert werden. Es sollen eine Diskussionsplattform für politische und gesellschaftliche Akteure bereitgestellt und die Voraussetzungen für eine stärkere inhaltliche Profilierung der Städtebaupolitik des Bundes (auch gegenüber den Ländern) verbessert werden. Der ZDH ist im Kuratorium der Nationalen Stadtentwicklungspolitik vertreten.

Im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik wurde 2021 das Memorandum „Urbane Resilienz – Wege zur robusten, adaptiven und zukunftsfähigen Stadt“ unter Beteiligung des ZDH erarbeitet. Die Bedeutung des Handwerks für die Krisenfestigkeit der Städte wird im Memorandum unterstrichen: "Das Handwerk und die regionale Produktion sind wichtige Bausteine für eine resiliente Struktur in Krisenzeiten. (…) Sinkender Raumbedarf und geringere Emissionen ermöglichen nicht nur in Gewerbegebieten neue Möglichkeiten der Nutzungsmischung. Auch hier werden Konzepte und Anreize für urbane Produktion sowie Wohnungsbau in gewerblicher Nachbarschaft benötigt. (…) Unabhängig davon sind auch weiterhin Flächen für Gewerbe und Industrie in den Städten zur Verfügung zu stellen, um eine wohnungsnahe Produktion zu ermöglichen (S. 9). Um städtische Resilienz zu gewährleisten, müssen auch stadträumlich verträgliche und nutzungsgemischte Standorte für Gewerbe und Handwerk vorhanden sein, die für das tägliche Funktionieren, den nachhaltigen Umbau der Städte und die zeitnahe Reaktion auf unerwartete Problemlagen unverzichtbar sind." (S. 12)

    ZDH-Sonderumfrage "Betriebsstandorte im Handwerk"

    Betriebsstandorte im Handwerk: Um die Betroffenheit der Handwerksbetriebe von diesen Entwicklungen bewerten zu können, hat der ZDH im Zuge der Konjunkturberichterstattung für das erste Quartal 2019 gemeinsam mit 26 Handwerkskammern (21 in West- und 5 in Ostdeutschland) eine Umfrage zum Thema "Betriebsstandorte im Handwerk" durchgeführt. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass attraktive Gewerbeflächen insbesondere in den Ballungsgebieten knapper werden. Zudem gibt es Verdrängungstendenzen durch andere Gewerbetreibende oder Wohnbebauung und es fehlt an Erweiterungsmöglichkeiten um zu wachsen.

    Positionspapier "Handwerk lokal"

    Perspektiven für eine handwerksgerechte Stadtentwicklungs-, Verkehrs- und Wirtschaftspolitik in Städten und Gemeinden

    Für die Entfaltungsmöglichkeiten der Handwerksunternehmen sind die konkreten Standortbedingungen vor Ort, d. h. in den Städten und Gemeinden, eine entscheidende Voraussetzung. Das betrifft z. B. die Bauleitplanung, Standortgenehmigungen, die lokale Verkehrspolitik und den Zustand der örtlichen Infrastruktur. Leider ist festzustellen, dass die lokalen Rahmenbedingungen vielfach schwieriger geworden sind. So sind wachsende bau- und umweltrechtliche Beschränkungen zu beobachten, eine zunehmende Konkurrenz um innerstädtische Standorte oder die Gefährdung kleinteiliger Ortsteilzentren. Umweltzonen oder die wirtschaftliche Betätigung der Kommunen beeinträchtigen die Betriebe ganz konkret.

    Das Positionspapier enthält zu den einzelnen Themenfeldern jeweils eine Bestandsaufnahme sowie handwerkspolitische Forderungen und Anregungen. „Handwerk lokal“ soll in erster Linie ein Angebot zum Dialog mit den Kommunen sein. Den Organisationen vor Ort soll das Papier Argumentationsmaterialien an die Hand geben, um mit regionalen Gemeindeverbänden und ihren Kommunen in Dialog zu treten, aber auch von den Landesregierungen Verbesserungen einzufordern.

      • Positionspapier, Handwerk lokal
        Mai 2011

      Weitere Stellungnahmen, Positionen und Umfragen

      • ZDH-Argumentationspapier Stadtentwicklungspolitik und Handwerk
        Stand: 1. Dezember 2021

      Schlagworte