Gebäudeenergieeffizienz
- Unbürokratische Förderprogramme sind der Schlüssel zur Steigerung der Sanierungsquote
- BEG-Sanierungsförderung muss stabilisiert werden
- Gebäudeenergieberatung gelingt mit dem Handwerk
- Mit Kompetenz zur Effizienz im Klimaschutz
- Energieeffizienz-Technik richtig eingesetzt
- Handwerk stärkt frühzeitige Fachkräftegewinnung
- Energieeffizienz und Klimaschutz zum Anfassen
Unbürokratische Förderprogramme sind der Schlüssel zur Steigerung der Sanierungsquote
Um den energieeffizienten und klimaschonenden Neubau sowie die Gebäudesanierung zügig voranzutreiben, braucht es einfach zu beantragende und attraktive Förderprogramme. Nur wenn die Fördermittel die Klimaschutz-Differenzkosten abdecken und die Klimaschutzinvestition gegenüber sonstigen Investitionsmöglichkeiten ansprechend werden lassen, kann die Steigerung der Sanierungsquote gelingen.
Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)
Die Bundesförderung für effizienzte Gebäude (BEG) fasst bestehende Programme zur Förderung von Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien im Gebäudebereich – wie das CO2-Gebäudesanierungsprogramm (Programme Energieeffizient Bauen und Sanieren), das Programm zur Heizungsoptimierung (HZO), das Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE) und das Marktanreizprogramm zur Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärmemarkt (MAP) – zusammen.
Auch umfasst die BEG finanzielle Anreize, um Investitionen in klimaschonende Heizungsanlagen, die Gebäudehülle oder den Einsatz optimierter Anlagentechnik anzustoßen. Dabei besteht die BEG aus drei Teilprogrammen:
- Bundesförderung für effiziente Gebäude – Wohngebäude
- Bundesförderung für effiziente Gebäude – Nichtwohngebäude
- Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen
Während die BEG-Förderangebote zur Unterstützung von Klimaschutz-Einzelmaßnahmen im Januar 2021 in der Zuschussvariante beim BAFA gestartet sind, konnten die Zuschuss- und Kreditangebote für klimaschonende Maßnahmen an Wohngebäuden sowie Nichtwohngebäuden im Juli 2021 bei der KfW starten.
BEG-Sanierungsförderung muss stabilisiert werden
Das Einkürzen der Förderangebote droht die Gebäudesanierung zum Erlahmen zu bringen. Es braucht eine glaubhaft langfristig stabile Förderkulisse in der "Bundesförderung für effiziente Gebäude".
Steuerliche Sanierungsförderung ist das Mittel der Wahl
Die energie- und klimapolitische Bedeutung des Gebäudesektors liegt auf der Hand: Allein im Jahr 2020 emittierte der Gebäudesektor 119 Millionen Tonnen CO2. Zwischen den Jahren 2010 und 2019 konnten die Emissionen um 18 Prozent gemindert werden. Bis zum Jahr 2030 sollen jedoch lediglich noch 67 Millionen Tonnen CO2 emittiert werden. Um die hierzu erforderlichen Energie- und CO2-Einsparpotenziale im Gebäudesektor heben zu können, muss die Sanierungsquote gesteigert werden. Zusätzlich zu den Bundes- und Landesförderprogrammen wurde als weitere "Säule der Förderung" Anfang 2020 die steuerliche Förderung energetischer Gebäudesanierungen eingeführt. Eine steuerliche Sanierungsförderung ist als unbürokratische Förderung technologieoffen gestaltet. Wer dieses Förderangebot nutzt, kann 20 Prozent der anfallenden Kosten über einen Zeitraum von drei Jahren steuerlich geltend machen. Insgesamt ist es möglich, 40.000 Euro für Effizienzmaßnahmen an der Gebäudehülle, wie einer effizienteren Fassadendämmung oder effizienteren Fenstern, sowie einer effizienteren Heizung von der Steuer abzusetzen. Anders als KfW- und BAFA-Mittel zur Förderung der Sanierung, lässt sich der Steuerbonus mit keinem anderen Programm kombinieren. Er ist außerdem das einzige Förderangebot, das nachträglich zu beantragen ist.
Gebäudeenergieberatung gelingt mit dem Handwerk
Wer die Möglichkeiten einer energetischen Sanierung kennt, wird bestmöglich in sein Haus investieren. Die Gebäudeenergieberater des Handwerks sind für Hauseigentümer die idealen Ansprechpartner, wenn es um eine energetische Sanierung geht, da sie sowohl die Praxis als auch die Theorie kennen. Schließlich haben die handwerklichen Energieberater in ihrer dreijährigen Gesellenausbildung praktisches und theoretisches Wissen zu den Bauprodukten erworben und ihre Fähigkeiten anschließend in einem Meisterkurs vertieft. Auf dieser breiten praktischen und theoretischen Basis haben sich die Meister ihres Faches in über 240 Unterrichtstunden zum Gebäudeenergieberater (HWK) weitergebildet und sind damit bestens qualifiziert, hochwertige, das gesamte Gebäude berücksichtigende Energieberatungen durchzuführen. Diese qualifizierten Berater sollten in den geförderten Beratungsprogrammen des Bundes, wie der sogenannten Bundesförderung für Energieberatung im Wohngebäude (EBW), auch dann durchführungsberechtigt sein, wenn sie in einem Handwerksbetrieb tätig sind. Dadurch könnten Handwerker als Multiplikatoren des Effizienzgedankens eingebunden werden. Dies ist umso wichtiger, als seit 01.07.2017 der gebäudeindividuelle Sanierungsfahrplan als Beratungsinstrument in die EBW integriert wurde und dieses Instrument von handwerklichen Gebäudeenergieberatern gewerkeübergreifend und anlassbezogen in die Fläche getragen werden kann. Dies ist umso wichtiger, da zur Untersützung der Klimatransformation im Gebäudesektor kostenlose Sanierungsfahrplänen für Teile des Immobilienmarktes angeboten werden sollen, um die breite Nachfrage bedienen zu können, ist die umfassende Berücksichtigung des Handwerks erforderlich.
Mit Kompetenz zur Effizienz im Klimaschutz
Allein das Handwerk bietet mehr als 320 Weiterbildungen zu Aspekten der Energieeffizienz wie auch der Erneuerbaren Energien an. Diese Weiterbildungsangebote werden kontinuierlich seitens der Handwerksorganisation an die Markterfordernisse angepasst und konsequent auf die Zukunft ausgerichtet. Eine der wichtigen unterstützenden Einrichtungen der Handwerksorganisation hierbei ist die Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk. Damit passt das Handwerk seine handwerklichen Kompetenzen regelmäßig den Herausforderungen der Klimatransformation an.
Auch die Ausbildungsordnungen der Klimagewerke, wie beispielsweise die der Dachdecker, werden regelmäßig mit den Bedingungen des Marktes abgeglichen und aktualisiert. So sieht z.B. die Ausbildungsordnung der Dachdecker, welche 2016 in Kraft getreten ist, vor, dass Auszubildende lernen gewerkeübergreifende Aspekte, wie beispielsweise das Herstellen von An- und Abschlüssen bei Kabeldurchleitungen für Solaranlagen, zu berücksichtigen. Damit trägt das Dachdeckergewerk aktiv zum Ausbau der Erneuerbaren Energien, wie z.B. der Solarenergie bei. Dass neben den Dachdeckern insbesondere die E-Handwerke zentral für den Ausbau der PV-Energie sind, liegt auf der Hand. Die Ausbildung zum Elektroniker/-in Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik ist hierbei besonders zu erwähnen. Um neben des mit der Eigenstromnutzung einhergehenden Klimaschutzes die Vorteile eines Smart-Home nutzen zu können, sollte die handwerklichen PV-Qualifikation ergänzend der Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration genannt werden.
Die Umsetzung der angedachten PV-Pflicht im Gebäudesektor kann daher nur mit dem Handwerk gelingen. Dies gilt es bei der Erarbeitung entsprechender Regularien, wie der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, oder auch entsprechender Förderprogramme zu berücksichtigen. Zudem lernen die Auszubildenden der Klimagewerke neben den Aspekten der Erneuerbaren Energien weitergehende energiesparende Maßnahmen umzusetzen, z.B. effiziente Fassadendämmung oder neue energieeffiziente Fenster.
Um die Qualifikationsentwicklungen zu beobachten und die Weiterbildungsangebote anpassen zu können, hatte der ZDH das Projekt BuildUpSkills auf den Weg gebracht. Damit gab der ZDH Bildungsanbietern ein Werkzeug an die Hand, in einem mehrstufigen Prozess, auf regionaler und überregionaler Ebene, zuverlässig und frühzeitig zu erkennen, welche Qualifikationen und Weiterbildungsangebote angepasst werden müssen. Bei der Identifikation erforderlicher Anpassungen der Bildungsangebote an die Notwendigkeiten der Klimatransformation unterstützen zudem die Kompetenzzentren der Berufsbildung mit spezieller Bau- und Energie-Expertise.
Eine Vermittlung der individuell passenden Weiterbildung ist dabei von besonderer Bedeutung. Schließlich bringen Handwerker bereits vielfältige und sehr spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten mit, die nur durch eine individuell passende Weiterbildung optimal gefördert werden können.
Energieeffizienz-Technik richtig eingesetzt
Neben der Gebäudehülle und deren energetischen Optimierung, spielt die Haustechnik eine wichtige Rolle bei der Steigerung der Gebäudeenergieeffizienz und des Einsatzes Erneuerbarer Energien zur Strom- und Wärmeerzeugung. Dabei zeigt sich, dass bei der Sanierung alter Heizungen häufig eine Energieeinsparung von 30 Prozent erzielt werden kann. Dieses Potenzial wird von den Hauseigentümern zumeist falsch eingeschätzt. Das liegt auch daran, dass Heizungsanlagen ein komplexes System aus Wärmeerzeugung, Wärmespeicherung, Wärmeverteilung und Wärmeübergabe sind. Um eine solche Anlage energetisch zu optimieren ist eine kompetente Beratung durch den Fachhandwerker erforderlich. Der seitens der SHK-Innungsbetriebe angebotene Heizungs-Check 2.0 ist die „standardisierte“ energetische Bewertung einer solchen Heizungsanlage – vom Thermostatventil bis zum Wärmeerzeuger.
Handwerk stärkt frühzeitige Fachkräftegewinnung
Das Handwerk engagiert sich umfassend für die Gewinnung von Fachkräften. So werden mit der Imagekampagne des Handwerks gezielt Schüler angesprochen, sich für das Handwerk zu begeistern. Die Handwerksorganisation ist in den Regionen darüber hinaus mit den Bildungsanbietern vernetzt und bemüht sich hierdurch, um eine aktive Vermittlung von Fachkräften in die Betriebe.
Energieeffizienz und Klimaschutz zum Anfassen
Anschauliche und aktuelle Wissensvermittlung am Puls der Zeit ist für die Bildungseinrichtungen des Handwerks selbstverständlich. Der ZDH setzt sich daher für eine angemessene Unterstützung der handwerklichen Bildungseinrichtungen ein, so dass diese über die modernsten Unterrichtsmaterialien verfügen. Gerade in Bau-, Ausbau- und anlagentechnischen Gewerken sind anschauliche Bildungsmaterialien von essentieller Bedeutung für eine praxisorientierte Wissensvermittlung. Zumal die komplexe Thematik der Schnittstellen zwischen den Gewerken am besten anhand von maßstabsgerechten Anschauungsobjekten vermittelt werden kann. Zudem können und sollen solche anschaulichen Bildungsmaterialien auch als unterstützende Kommunikationsinstrumente genutzt werden. So wird beispielsweise das E-Haus des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke maßgeblich auf Messen eingesetzt und dient auch der Vermittlung des "Haus-als-System"-Gedankens. Mit dem E-Haus werden die Möglichkeiten einer automatisierten und energieeffizienten Gebäudesteuerung auch der Gesellschaft vermittelt.