ZDH-Konjunkturbericht 1/2023
Die konjunkturelle Situation im Handwerk hat sich nach dem Dämpfer im 3. Quartal 2022 zum Jahresbeginn 2023 verbessert.
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Geschäftsperspektiven hellen sich auf - Multiple Risiken für Konjunktur bleiben
- Die konjunkturelle Situation im Handwerk hat sich nach dem Dämpfer im 3. Quartal 2022 zum Jahresbeginn 2023 verbessert. Die auch im Herbst 2022 weitgehend stabile Geschäftslage verblieb auf ihrem nach wie vor hohen Niveau. 48 Prozent der Betriebe berichteten von guten Geschäften im 1. Quartal 2023 (I/2022: 49 Prozent), 13 Prozent von schlechten (I/2022: 15 Prozent).
- Vor allem dank der staatlichen Entlastungsmaßnahmen auf der Kostenseite für Unternehmen und Verbraucher für Energie, der einsetzenden Entspannung der Lieferketten und dem sich abzeichnenden Rückgang der Inflation, haben sich vor allem die Geschäftserwartungen der Handwerksbetriebe wieder erholt. Zuletzt überwogen hier die Optimisten wieder die Pessimisten.
- Der Geschäftsklimaindikator für das Handwerk, der Lage und Erwartungen bündelt, stieg im Vorjahresvergleich um 2 Zähler auf 120 Punkte. Gegenüber dem Herbst 2022 betrug der Anstieg 23 Zähler.
- Bei der Umsatzentwicklung waren weiter die bremsenden Effekte der hohen Energiepreise und Verbraucherpreisinflation spürbar. Insbesondere auf die Baukonjunktur wirkten sich zudem die fortgesetzten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank negativ aus. Die Umsätze im Handwerk sanken per Saldo weiter.
- Genauso hoch wie vor einem Jahr war zum Jahresbeginn 2023 die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten im Handwerk (80 Prozent). Allerdings sanken zugleich die Auftragspolster erneut leicht: 25 Prozent der Betriebe berichteten von steigenden, 30 Prozent von sinkenden Auftragspolstern. Auf hohem Niveau stabil zeigten sich mit 11 Wochen die Auftragsreichweiten.
- Die Fachkräftelücke im Handwerk konnte auch zuletzt nicht verkleinert werden. Per saldo berichten die Betriebe erneut von rückläufigen Beschäftigtenzahlen (Beschäftigungsindikator: minus 7 Punkte). Dabei dürfte die beschleunigte Klimatransformation den Bedarf an Handwerkern in vielen Gewerken zuletzt sogar noch verstärkt haben.
- Zumindest die Großhandelspreise für Strom und Gas sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Zugleich haben sich die angespannten Lieferketten erholt. Das minderte den Kostendruck für die Betriebe im 1. Quartal 2023, wenngleich Preisanhebungen bei vielen Versorgerverträgen für Strom und Erdgas erst mit dem Jahreswechsel wirksam wurden. Zum Jahresbeginn 2023 berichten mit 58 Prozent etwas weniger Handwerksbetriebe von der Anhebung von Absatzpreisen als in den Vorbefragungen.
- Die Erwartungen für die Geschäftsentwicklung sowie die Umsätze und Auftragsbestände der Betriebe fallen zwar wieder positiv aus, allerdings bleibt das konjunkturelle Umfeld von vielfältigen Risiken geprägt – insbesondere im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Energieträgern und die Entwicklung der Inflation respektive der Kapitalmarktzinsen. Für den weiteren Jahresverlauf ist unter diesen Vorzeichen keine starke Belebung der Konjunktur im Handwerk zu erwarten. Vielmehr muss vorerst von einer konjunkturellen Seitwärtsbewegung ausgegangen werden, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 in einen leichten Aufwärtstrend übergehen kann.
- Die Umsatzentwicklung wird 2023, auch aufgrund der geringeren Preissteigerungsraten, etwas geringer ausfallen als im Vorjahr. Zu erwarten ist eine nominale Zunahme der Umsätze im Gesamthandwerk von 7 bis 8 Prozent. Dieses nominale Wachstum wird aber voraussichtlich nicht ausreichen, um den Preisanstieg aufzufangen – das reale Umsatzwachstum wird erneut negativ ausfallen. Auch die Beschäftigung dürfte 2023 erneut leicht zurückgehen.