ZDH-Konjunkturbericht 2/2024
Die Konjunktur im Handwerk zeigte sich auch im 3. Quartal 2024 kraftlos und ohne Aufwärtsdynamik.
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Ein Ende der Wachstumsschäche ist nicht in Sicht
- Die Konjunktur im Handwerk zeigte sich auch im 3. Quartal 2024 kraftlos und ohne Aufwärtsdynamik. Die Wohnungsbaukonjunktur war auch zuletzt weiter ausgesprochen schwach und die Nachfrage der exportierenden Industrie nach handwerklichen Vorleistungsgütern weiterhin sehr verhalten. Besser verlief die geschäftliche Entwicklung in den Handwerksbereichen, die stärker vom privaten Konsum beeinflusst werden. Allerdings fiel auch die Konsumerholung deutlich schwächer aus als erhofft. Ihre Impulse für die Handwerkskonjunktur blieben insgesamt verhalten.
- Im Vorjahresvergleich meldeten merklich weniger Handwerksbetriebe eine gute aktuelle Geschäftslage (minus 5 Prozentpunkte auf 43 Prozent), zugleich spürbar mehr eine schlechte (plus 3 Prozentpunkte auf 17 Prozent). Vor einem Jahr waren die Geschäftserwartungen stark negativ von hohen Inflationsraten und Energiepreisen beeinflusst. Der Preisauftrieb hat sich in den letzten 12 Monaten weitgehend normalisiert und wurde nicht mehr als Konjunkturhemmnis wahrgenommen. Die Erwartungen der Betriebe fielen entsprechend deutlicher positiver aus. Trotzdem zeichnet sich ein weiterer leichter Rückgang der Geschäftslage bis zum Jahresende ab. Der Geschäftsklimaindikator für das Handwerk, der Lage und Erwartungen bündelt, stieg im Vorjahresvergleich um 2 Zähler auf 109 Punkte.
- Deutlich rückläufig entwickelten sich im Berichtsquartal die Umsätze im Handwerk. Mehr Betriebe meldeten sinkende, demgegenüber weniger wachsende Umsätze. Der Umsatzindikator sank von minus 2 auf nur noch minus 10 Punkte.
- Die Auftragspolster im Gesamthandwerk schmolzen stärker als vor einem Jahr (Auftragsbestandsindikator: minus 4 Zähler auf minus 13 Punkte). Zugleich sank die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten leicht um 2 Prozentpunkte (80 Prozent). Die durchschnittlichen Auftragsreichweiten lagen nur noch bei 8,9 Wochen (III/2023: 9,9 Wochen). Vor allem in den Ausbaugewerken verringerten sich die Vorlaufzeiten zuletzt stark.
- Eine Trendwende bei der Beschäftigungsentwicklung gelang auch infolge der schwachen Handwerkskonjunktur erneut nicht. Da zusätzlich weiterhin Fachkräfte und Auszubildende fehlten, verblieb der Beschäftigungsindikator mit minus 3 Punkte im negativen Bereich (minus 1 Zähler).
- Weitgehend stabil zeigte unter diesen konjunkturellen Rahmenbedingungen das Investitionsklima. Mit minus 12 Punkten sank der Investitionsindikator im Vorjahresvergleich leicht und verbleibt auf einem insgesamt schwachen Niveau.
- Prognose für das 2. Halbjahr 2024: Der noch zum Jahresbeginn erhoffte Konjunkturaufschwung im Jahresverlauf 2024 bleibt aus. Der private Konsum entwickelt sich zwar positiv, aber mit schwächerer Dynamik als erhofft. Auch starke außenwirtschaftliche Impulse zur Belebung des Exports fehlen weiterhin. Die Baukonjunktur wird wie erwartet weiterhin stark durch den Einbruch des Wohnungsneubaus belastet. Unter diesen Vorzeichen schätzen auch die Handwerksbetriebe die Konjunkturentwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2024 eher verhalten ein. Bestenfalls lassen die Geschäftserwartungen der Betriebe auf eine stabile Seitwärtsbewegung der Handwerkskonjunktur – auf einem nun deutlich geringeren Niveau – hoffen. Aktuell ist nur von einem nominalen Umsatzminus von etwa 1 Prozent im Gesamthandwerk auszugehen. Infolge der demografischen Entwicklung und des anhaltenden Arbeitskräftemangels dürfte der rückläufige Trend bei der Beschäftigungsentwicklung bis zum Jahresende 2024 Bestand haben. Aktuell ist von einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen im Gesamthandwerk von etwa 1,5 Prozent im Jahr 2024 auszugehen.
- Prognose 2025: Aktuelle Prognosen erwarten im kommenden Jahr eine Rückkehr der deutschen Volkswirtschaft auf den Wachstumspfad, allerdings wird die Konjunkturdynamik im Vergleich zu früheren Aufschwungphasen insgesamt verhalten bleiben. Die erheblichen Unsicherheiten im Hinblick auf die fortlaufenden Strukturwandelprozesse dämpfen Produktion und Investitionen der Unternehmen. Die deutschen Exporteure agieren aus einer deutlich schwächeren Wettbewerbsposition heraus – vor allem hohe Energiekosten, aber auch qualitativ immer hochwertigere Konkurrenzprodukte aus China verringern die Absatzpotenziale. Da die Dienstleistungsbranchen zudem insgesamt an Gewicht im Branchemix gewonnen haben, dürfte die „Sogwirkung“ des Exports auf die BIP-Entwicklung zukünftig deutlich geringer ausfallen. Das Wachstum würde demnach vor allem vom privaten Konsum getragen, der sich 2025 deutlich beleben soll. Die Bauinvestitionen und vor allem der Wohnungsbau sollten 2025 erneut die BIP-Entwicklung dämpfen, allerdings dürfte dieser Effekt deutlich kleiner ausfallen als im laufenden Jahr. Die Bauinvestitionen könnten im nächsten Jahr ihre Talsohle durchschreiten. Für das Handwerk bleiben die konjunkturellen Rahmenbedingungen auch 2025 eine Herausforderung, eine wirkliche Belebung der Handwerkskonjunktur ist unter den genannten Voraussetzungen erst in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich. Die Konjunkturexperten der Handwerksorganisationen prognostizieren für das nächste Jahr eine Stagnation der Umsätze im Gesamthandwerk. Allerdings werden zugleich nicht unerhebliche Aufwärtspotenziale gesehen, wenn der Wohnungsbau schneller wieder Fahrt aufnimmt als derzeit absehbar. Wenn der private Konsum auch im kommenden Jahr schwächelt, birgt dies allerdings auch ein Abwärtspotenzial für die Umsätze im Handwerk.