Sonderumfrage "Mobilität im Handwerk"
Perspektiven der Handwerksbetriebe in die Verkehrspolitik integrieren
Der Transformationsprozess hin zu einem klimaneutralen Verkehr und neue Anforderungen an die Nutzungen von Stadträumen bedingt auch vielfältige Anpassungsprozesse in den Fuhrparks und den betrieblichen Abläufen im Handwerk. Auf den Bedarf der Handwerksbetriebe abgestimmte neue Mobilitätskonzepte und -formen sowie klimaneutrale Antriebskonzepte können die Transformation sinnvoll unterstützen. Wichtig ist es aber, dass alle verkehrsplanerischen Maßnahmen die besonderen Anforderungen des Handwerksverkehrs in den Städten und Gemeinden berücksichtigen und die Belange des Handwerks auch verstärkt Eingang in das Straßenverkehrsrecht finden.
Um aktuelle Erkenntnisse über Bestand und Perspektiven der handwerklichen Fuhrparks und die – nach Lage, Größe und Gewerk vielfach unterschiedlichen – Anforderungen an die Mobilität von Mitarbeitern bei Fahrten zu Kunden oder zu Baustellen zu gewinnen, hat der ZDH gemeinsam mit 47 Handwerkskammern im 3. Quartal 2024 eine Umfrage zum Thema "Mobilität im Handwerk" durchgeführt. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass das Handwerk aufgrund seiner spezifischen Tätigkeitsfelder auch in Zukunft nicht auf eigene Fahrzeuge – zumeist Kraftfahrzeuge als Pkw und Lkw – verzichten kann. Die Betriebe zeigen sich weiterhin vielfach offen für alternative Antriebstechniken und neue Ansätze der Fahrzeugtechnik. Voraussetzung ist jedoch ein geeignetes Fahrzeugangebot, dass für viele Einsatzbereiche noch immer fehlt oder noch unwirtschaftlich ist. Dennoch hat der Anteil der Fahrzeuge mit alternativer Antriebstechniken in den letzten Jahren weiter deutlich zugenommen.
Die Antworten der Handwerksbetriebe wurden in einem Online-Umfragemodul erfasst. Dabei wurden die Betriebe in unterschiedlicher Form kontaktiert (postalisch, per E-Mail, telefonisch und per Newsletter) und konnten die Form der Rückantwort (postalisch, per Fax oder online) wählen. Insgesamt haben sich 8.262 Betriebe an der Umfrage beteiligt.
Da sich – wie bei den meisten Umfragen üblich – größere Betriebe relativ häufiger beteiligt haben als kleinere, wurden die Gesamtergebnisse anhand aktueller Beschäftigtengrößenzahlen gewichtet und auf das Gesamthandwerk hochgerechnet.
Zentrale Ergebnisse
- Die vorherrschenden Antriebsarten für Handwerkerfahrzeuge bleiben weiterhin Diesel- und Benzinmotoren. Zuletzt hat sich der Anteil der Betriebe, die batterieelektrische Fahrzeuge einsetzen, aber deutlich erhöht.
- Damit der Umbau der handwerklichen Fuhrparks hin zu emissionsfreien Fahrzeugen gelingt, sind aus Sicht der Betriebe weitere Verbesserungen im Hinblick auf die Rahmenbedingungen für die Elektromobilität notwendig. Vor allem die Anschaffungs- und Betriebskosten batterieelektrischer Fahrzeuge sowie deren Reichweite werden von vielen Handwerksbetrieben als problematisch bei einem Umstieg bewertet. Wenn die neue Bundesregierung sich die stärkere Verbreitung von Fahrzeugen mit klimafreundlichen Antrieben im gewerblichen Bereich als politisches Ziel setzt, wird sie dieses nur mit gezielten Fördermaßnahmen erreichen können. Diese sollten unbürokratisch, technologieoffen und insbesondere für einen klaren Zeitraum planungssicher sein, um erneute Verunsicherungen der Betriebe zu vermeiden.
- Das moderne Lastenrad scheint sich zu einer interessanten Fuhrparkergänzung in städtischen Räumen vor allem in den Ausbau- und Lebensmittelhandwerken zu entwickeln. Dabei dürfte es vor allem bei Wartungsaufträgen und Kleinreparaturen bzw. bei der Belieferung von Kunden im engeren Umfeld zum Einsatz kommen.
- Das Parken am Betriebssitz stellt für viele Handwerksbetriebe ein zunehmendes Problem dar, wenn man die wachsende Zahl von privaten Fahrzeugen und die gleichzeitige Reduzierung von Parkmöglichkeiten im öffentlichen Raum im Zuge von Verkehrswendemaßnahmen bedenkt. Da die Betriebe in vielen Gewerken auf die Fahrzeuge und damit auf ein entsprechendes Parkraumangebot angewiesen sind, insbesondere wenn sie über keine eigenen Betriebshöfe verfügen, müssen ihre Bedürfnisse bei der Verkehrsplanung stärker berücksichtigt werden. Insbesondere bei baulichen Umgestaltungen sind hier pragmatische Lösungen notwendig, um Betriebe nicht aus den Innenstadtlagen zu verdrängen.
- Dringend verbesserungswürdig sind neben den Abstellmöglichkeiten an den Betriebssitzen auch die Abstellmöglichkeiten der Handwerkerfahrzeuge vor Ort beim Kunden und bei Baustellen.Verbesserungspotenzial sehen die Betriebe vor allem im Hinblick auf die in vielen Kommunen nutzbaren Handwerkerparkausweise.
Groß bleibt aus Sicht der Betriebe der Sanierungsstau in allen Bereichen des Straßennetzes, der auch die Mobilität des Handwerks beeinträchtigt.