Umfrage zu den aktuellen Herausforderungen - KW 6/2024
Vom 5. bis 14.02.2024 hat der ZDH eine Umfrage zu aktuellen Herausforderungen im Handwerk durchgeführt. Schwerpunkte waren dabei die konjunkturelle Lage der Betriebe, aktuelle Belastungen und die Europawahlen. 4.448 Betriebe haben geantwortet.
- Die – zumindest für das Gesamthandwerk – stabile Konjunkturlage des Jahres 2023 scheint sich zum Jahresbeginn 2024 nicht zu bestätigen. Die Handwerksbetriebe haben für die ersten beiden Quartale des laufenden Jahres in der Summe deutlich rückläufige Umsatzerwartungen im Vergleich zu den beiden Vorjahresquartalen. Auch vor dem Hintergrund der hohen Preissteigerungsraten der letzten 12 Monate ist das ein alarmierendes Ergebnis. Eine Konjunkturbelebung im Handwerk im 1. Halbjahr 2024 dürfte ausbleiben.
- Ursächlich für die schwachen Umsatzerwartungen dürfte vor allem die Entwicklung der Auftragsbestände sein. Aktuell berichten die Betriebe noch von Auftragspolstern, die im Durchschnitt für 10,1 Wochen reichen. Bis zum Ende des 2. Quartals 2024 sind die Erwartungen für die Auftragsbestände aber deutlich negativ. Das schwache wirtschaftliche Umfeld führt auch zu deutlich negativen Beschäftigungserwartungen bis zum Ende des 2. Quartals 2024.
- Die große Unsicherheit im Hinblick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung führt aufseiten der Handwerksbetriebe vor allem zu einer starken Zurückhaltung bei Investitionen. 42 Prozent berichten davon, Investitionsvorhaben verschieben zu wollen. Bedingt durch die rückläufige Nachfrage nach handwerklichen Erzeugnissen oder Dienstleistungen erwägt zudem beinahe jeder vierte Betrieb (24 Prozent) die Schließung einzelner Betriebsstätten oder die Aufgabe einzelner Geschäftsfelder. Die Reduzierung von Öffnungszeiten wird von 18 Prozent in Betracht gezogen oder bereits vollzogen. Wenn die wirtschaftlichen Schwierigkeiten anhalten, können sich 13 Prozent als Ultima Ratio sogar die Schließung oder Übergabe des eigenen Betriebs vorstellen.
- Als besonders belastend im aktuellen Konjunkturumfeld wirken derzeit nach Auffassung der Handwerksbetriebe die hohe Steuer- und Abgabenlast (68 Prozent) sowie die zu erfüllenden Dokumentations- und Nachweispflichten (52 Prozent). Große Belastungsfaktoren sind der Fachkräftemangel (44 Prozent), die hohen Energiekosten (43 Prozent) und der derzeitige Auftragsrückgang (41 Prozent).
- Die produktiven Effekte, die von einer Reduzierung von Nachweis- und Dokumentationspflichten ausgehen würden, zeigt auch der hohe Anteil der unternehmerischen Arbeitszeit, die für deren Erstellung und Bearbeitung aufgewandt werden muss. Im Durchschnitt des Gesamthandwerks berichten die Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber davon, dafür ca. ein Viertel ihrer Arbeitszeit einzusetzen. Immerhin 6 Prozent berichten davon, dass entsprechende Tätigkeiten mehr als die Hälfte der unternehmerischen Arbeitszeit einnehmen.
- Steuersenkungen (53 Prozent) und die Sicherstellung einer bezahlbaren Energieversorgung (46 Prozent) werden am häufigsten benannt, wenn es um die standortverbessernden Faktoren geht, die die Bundesregierung prioritär angehen sollte. Zudem fehlt es an einer grundsätzlichen Wertschätzung für eine selbstständige Tätigkeit und unternehmerisches Handeln (45 Prozent).
- Für die anstehenden Europawahlen sehen die Handwerksbetriebe vor allem drei Handlungsfelder oben auf der politischen Agenda: Zum einen die Verbesserung von Image, Wertschätzung und Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung, zum anderen die Reduzierung von Berichts- und Dokumentationspflichten für kleine und mittlere Unternehmen (Schulnote jeweils 2,0). Weiterhin wird der Sicherung eines hohen Niveaus der Ausbildung handwerklicher Fachkräfte in ganz Europa (Schulnote 2,2) eine sehr hohe Bedeutung beigemessen.