Zustand der Straßeninfrastruktur
Ergänzungsfragen zur Konjunkturumfrage Frühjahr 2016
Die öffentliche Diskussion über den Zustand des deutschen Straßennetzes hat sich in den letzten Jahren zunehmend intensiviert. Als Hauptursache für die wahrgenommenen Verschlechterungen des Straßenzustands wurde dabei ein Investitionsstau auf allen beteiligten Verwaltungsebenen (Bund, Länder und Kommunen) ausgemacht. Nach einhelliger Einschätzung sind im gesamten Bundesgebiet in den letzten Jahrzehnten zu geringe Mittel in den Erhalt der Straßen geflossen. Um aktuelle Daten über den Zustand der Straßeninfrastruktur aus Sicht der Handwerksbetriebe - die zur Aufrechterhaltung ihrer Geschäftstätigkeit auf ein funktionstüchtiges Straßennetz angewiesen sind - zu erhalten, hat der ZDH im Zuge der Konjunkturberichterstattung für das erste Quartal 2016 gemeinsam mit 35 Handwerkskammern (30 in West- und 5 in Ostdeutschland) eine Umfrage zum Thema "Zustand der Straßeninfrastruktur" durchgeführt. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen den zunehmenden Handlungsbedarf bei der Instandhaltung der Straßeninfrastruktur, deren Zustand in letzter Zeit gehäuft zu Beeinträchtigungen für die Nutzer geführt hat:
- Nur etwas mehr als ein Viertel der Handwerksbetriebe bewertet den derzeitigen Straßenzustand als gut oder sogar sehr gut. Dem stehen 14,8 Prozent gegenüber, die die Beschaffenheit der von ihnen genutzten Straßen als gerade noch ausreichend beurteilen und 14,5 Prozent die das Zeugnis mangelhaft ausstellen.
- 42,4 Prozent der Betriebe attestieren eine Verschlechterung bzw. deutliche Verschlechterung des Straßenzustands in den letzten 10 Jahren. Dem stehen lediglich 23,7 Prozent gegenüber, die von einer Verbesserung bzw. deutlichen Verbesserung berichten.
- Ein Drittel der Betriebe sieht seine Geschäftstätigkeit durch den unzureichenden Straßenzustand beeinträchtigt, in deren Folge durchschnittliche wöchentliche Zeitverluste von 7,4 Stunden pro Handwerksbetrieb entstehen.
- Für 48,6 Prozent der Handwerksbetriebe sind Baustellen die Hauptursache für Zeitverluste. Diese sind aber häufig auch auf eine Überlastung der Straßen (39,4 Prozent) oder einen schlechten Fahrbahnzustand (inkl. Langsamfahrstellen) zurückzuführen (33,2 Prozent).
- Die Verkehrspolitik soll einen stärkeren Fokus auf Reparatur und Instandhaltung des Straßennetzes legen (58,3 Prozent). Wichtig sind ebenso der gezielte Abbau von Verkehrsengpässen (34,8 Prozent) und die Entlastung des Straßennetzes durch eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene (24,1 Prozent).
- ÖPP-Projekte werden kritisch gesehen und von 40 Prozent der Betriebe grundsätzlich abgelehnt. Nur 8 Prozent der Handwerksbetriebe sprechen sich für die verstärkte Umsetzung von ÖPP-Projekten bei Neubau oder Sanierung von Straßen aus.
Die Antworten der Handwerksbetriebe wurden in einem Online-Umfragemodul erfasst. Dabei wurden die Betriebe in unterschiedlicher Form kontaktiert (postalisch, per E-Mail, telefonisch und per Newsletter) und konnten die Form der Rückantwort (postalisch, per Fax oder direkt im Online-Umfragemodul) wählen. Insgesamt haben sich 5.882 Betriebe an der Umfrage beteiligt. Da sich - wie bei den meisten Umfragen üblich - größere Unternehmen relativ häufiger beteiligt haben als kleinere, wurden die Gesamtergebnisse anhand aktueller Beschäftigtengrößenzahlen gewichtet und hochgerechnet.